„Der Schweizer Islamologe Tariq Ramadan wird von zwei Frauen im Zuge der französischen Twitter-Aktion #denoncetonporc wegen sexuellen Missbrauchs angezeigt. Eine Ex-Salafistin und eine gehbehinderte Frau werfen ihm Vergewaltigung, schwere Körperverletzung und Morddrohungen vor. (…) Wenn man den Frauen zuhört, die jetzt auf der Klägerbank sitzen, bekommt man Gänsehaut. Die 42-Jährige mit dem Pseudonym ‚Christelle‘ erzählte, wie sich Ramadan mit der Französin in seiner Hotellobby verabredete, um mit ihr über religiöse Fragen zu diskutieren. Daraufhin forderte er die gehbehinderte Konvertitin auf, mit auf sein Hotelzimmer zu kommen, weil sie der ‚Maghrebiner von der Hotellobby schon die ganze Zeit anstarren‘ würde. Im Hotelzimmer habe er dann ihre Krücken zu Boden geschlagen, sie vergewaltigt und gedemütigt, und sie anschließend an den Haaren durch das Zimmer geschleift. Ähnliche Abscheulichkeiten schildert auch Henda Ayari, die vor kurzem ein Buch darüber veröffentlichte, wie sie sich aus den Fängen des extremistischen Islam befreit hat.
Und wie haben die deutschen Feministinnen auf die Frauenverachtung des Herrn Ramadan reagiert? Gar nicht. Außer der Emma hat kein feministisches Medium über Tariq Ramadans Taten berichtet – nicht das Missy Magazin, nicht die Edition F und auch nicht das Libertine Mag. Auch der Aufschrei, der bei weniger frauenfeindlichen Vorfällen ansonsten die Medien dominiert, blieb einfach aus. Er blieb aus, als Tariq Ramadan Christelle und Henda Ayari eine ‚Verleumdungskampagne‘ vorwarf.
Und er blieb auch dann aus, als sich der Leiter des ‚Middle East Centers‘ in Oxford weigerte, Ramadan wegen der schweren Vorwürfe zu beurlauben. ‚Manche Studenten sehen hinter diesem Vorfall nur einen weiteren Versuch der Europäer, einen muslimischen Intellektuellen fertigzumachen‘, sagte der Leiter Eugene Rogan kurz nach den Enthüllungen. ‚Wir müssen muslimische Studenten, die an ihn glauben und ihm vertrauen, beschützen‘, meinte er weiter. Erst nach massiven Protest von Studierenden wurde der Schweizer nun vor ein paar Tagen beurlaubt. Ausgerechnet eine Uni, an der gefordert wird, dass man die Personalpronomen ‚he‘ und ‚she‘ durch ein geschlechtsneutrales ‚ze‘ ersetzt, weil sich Transsexuelle sonst verletzt fühlen könnten, wird zum Apologeten eines brutalen Vergewaltigers.“ (Judith Sevinç Basad: „Ohrenbetäubendes Schweigen“)
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