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Katastrophe in Beirut: Diesmal könnte es eng für die Hisbollah werden

Der Ground Zero im Hafen von Beirut. (imago images/Xinhua)
Der Ground Zero im Hafen von Beirut. (imago images/Xinhua)

Die Menschen in Beirut wissen genau, wer im Land Interesse daran hat, 3000 Tonnen explosiven Materials griffbereit zu haben.

Hussein Ibish, Bloomberg

Das Ammoniumnitrat wurde anscheinend 2013 von einem unter moldauischer Flagge fahrenden Schiff beschlagnahmt, das von Georgien nach Mosambik fuhr. (…) Anstatt es zurückzugeben, zu versteigern oder zu entsorgen, ließ es die Hafenverwaltung unentschuldbarer Weise jahrelang dort lagern.

Man gewinnt keinen Preis, wenn man rät, wer im Libanon daran interessiert sein könnte, solch riesige Mengen an explosivem Material griffbereit zu halten. Das US-Finanzministerium und Israel glauben beide, dass die Hisbollah viele der Hafenanlagen Beiruts kontrolliert.

Premierminister Hassan Diab, dessen Regierung völlig von der politischen Unterstützung der Hisbollah und ihrer maronitischen christlichen Verbündeten abhängig ist, hat geschworen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass einige kleinere Beamte angeklagt werden, weil sie die unsachgemäße Lagerung von hochgefährlichem Material zugelassen haben.

Die vom Iran unterstützte Hisbollah mit ihrer großen und gut bewaffneten Miliz sowie ihrer politischen Macht über den Premierminister hat vom Staat nichts zu befürchten. Aber sie wird der öffentlichen Schmach nicht entgehen: Die meisten Libanesen werden annehmen, das Ammoniumnitrat gehörte der Miliz, zur Verwendung in Syrien und gegen Israel.

Warum die Chemikalie explodiert ist, ist eine andere Frage, die reichlich Platz für Vermutungen bietet. In der öffentlichen Meinung werden die üblichen Verdächtigen des andauernden Schattenkrieges zwischen dem Iran und der Hisbollah auf der einen Seite und Israel auf der anderen Seite als Verantwortliche gebrandmarkt werden. Präsident Donald Trump, bei dem man sich darauf verlassen kann, dass er alles noch schlimmer macht, spekulierte, es habe sich um einen vorsätzlichen Angriff gehandelt. Das wird von den Verschwörungstheoretikern im Nahen Osten aufgegriffen und verstärkt werden. (…)

Die Hisbollah als der wesentliche Unterstützer einer Regierung, die während des weitgehenden Zusammenbruchs des libanesischen Staates und der libanesischen Gesellschaft das Land regiert, ist in einer unangenehmen Position. Sie wird die Schuld für die Explosion in Beirut und für das Hariri-Attentat nicht leicht von sich weisen können. Selbst in diesem Land, das so viel und so lange gelitten hat, wird die jüngste der libanesischen Tragödien nicht so bald vergessen und den Tätern nicht vergeben werden.

(Hussein Ibishs Artikel „Hezbollah Will Not Escape Blame for Beirut“ ist bei Bloomberg erschienen. Die Auszüge wurden von Florian Markl übersetzt.)

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