Wird die Katastrophe von Beirut die Hisbollah dazu zwingen, ihre Waffenarsenale aus zivilen Wohngebieten im Libanon zu entfernen?
Anna Ahronheim, The Jerusalem Post
Vier Jahre nachdem der Generalsekretär der Hisbollah, Hassan Nasrallah, damit gedroht hatte, den Ammoniak-Tank in Haifa anzugreifen, sah Nasrallah mit eigenen Augen, was eine solche Explosion anrichten würde. Allerdings nicht in Israel – in seinem eigenen Land.
Am Dienstagabend explodierten 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat, die in einem Hangar am Hafen der Stadt gelagert waren, und verursachten eine massive Detonation und eine Schockwelle, die die libanesische Hauptstadt Beirut beben erschütterte. Über 100 Menschen wurden getötet und Tausende verletzt.
Im Jahr 2016, als Nasrallah Haifa bedrohte, sagte er, es „wäre genau wie eine Atombombe … jede Rakete, die diese Tanks treffen könnte, ist in der Lage, einen ähnlichen Effekt wie eine Atombombe zu erzeugen“.
Kurz nach der Explosion in Beirut spekulierten Twitter-Benutzer, dass es eine dieser Raketen gewesen sein könnte, die die Explosion verursachte. Obwohl das schnell ausgeschlossen wurde, war Beirut verwüstet. Bilder aus dem einstigen Paris des Nahen Ostens erinnerten an Kriegsgebiete in Grosny und Aleppo.
Einwohner Beiruts haben die Schuld schnell auf libanesische Beamte geschoben, die Berichten zufolge von den Gefahren wussten, die von der gefährlichen Fracht ausgingen, die im Hangar 12 des Beiruter Hafens platziert worden war, nachdem sie von einem Frachtschiff in russischem Besitz unter moldauischer Flagge, das von Georgien nach Mosambik unterwegs war, entladen worden war. (…)
Während viele Libanesen auf das grassierende Missmanagement im Libanon hinweisen, der für die Korruption von Politikern und Beamten berüchtigt ist, blieb eine Partei relativ stumm: die Hisbollah.
Die Hisbollah verfügt über ein beachtliches Arsenal an Sprengstoff, Raketen, Munition und mehr, das in bewohnten Gegenden im ganzen Land gelagert ist, darunter auch in Beirut.
Einem im Juli veröffentlichten Bericht des ALMA-Research and Education Center zufolge verfügt die Gruppe über mindestens 28 Raketenabschussstellen, eine Kommando- und Kontrollinfrastruktur, Raketenmontageplätze, Lagerstätten für Raketentreibstoff und Raketenbunker in der Nähe von Schulen, Kliniken, Krankenhäusern, Golfclubs und Fußballplätzen sowie der iranischen Botschaft und des libanesischen Verteidigungsministeriums.
Danny Danon, Israels ehemaliger Botschafter bei den Vereinten Nationen, beschuldigte die Hisbollah und den Iran auch, den Hafen von Beirut für den Waffentransfer über kommerzielle Unternehmen zu nutzen. (…)
Mit dem wirtschaftlichen Kollaps des Landes und steigenden Temperaturen – und das nicht im meteorologischen Sinn – wächst auch der Widerstand gegen den Zugriff der Hisbollah auf das Land.
Werden sich nach der tödlichen Explosion wieder die Menschen auf den libanesischen Straßen erheben und die politische Führung dazu bringen, die Hisbollah endlich zur Entfernung ihrer Arsenale aus zivilen Wohngegenden zwingen? Oder wird sich der Zugriff der Hisbollah auf das Land nur noch verstärken?
Sollte die Hisbollah ihre massiven Sprengstoffarsenale weiter in Wohngebieten aufbewahren, wird sich eine Katastrophe wie gestern wiederholen, sollte ein Krieg gegen Israel ausbrechen. Der Libanon sollte keine weitere Katastrophe dieser Größenordnung erleiden – und kann sich eine solche auch nicht leisten.
(Auszüge aus einem Kommentar mit dem Titel „Will Beirut blast make Hezbollah remove arsenal from residential areas?“, der in der Jerusalem Post erschienen ist. Übersetzung von Florian Markl.)