„Im Kampf gegen die Radikalisierung von Jugendlichen fordert der Psychologe Ahmad Mansour die muslimische Community in Deutschland auf, mehr Verantwortung zu übernehmen. ‚Ich vermisse die innerislamische Debatte‘, sagte der arabisch-israelische Psychologe im Deutschlandradio Kultur. Bei der Radikalisierung von Jugendlichen spiele die Tabuisierung von Sexualität eine Schlüsselrolle. Mansour warnte vor einem ‚Islam-Verständnis, das Geschlechter-Apartheid schafft und Homosexualität ablehnt‘. Der Politik warf Mansour vor, Moscheen zu Partnern zu machen, ohne zu fragen: ‚Vermitteln sie eine sexuelle Selbstbestimmung? Oder verteufeln sie die Sexualität und lehnen sie einen normalen, gesunden Umgang zwischen den Geschlechtern ab? Wenn sie das tun, dann sind sie Teil des Problems.‘
Unter muslimischen Jugendlichen nähmen Frauenverachtung, Homophobie und Antisemitismus zu. Doch das könne man nicht an Äußerlichkeiten erkennen. ‚Da geht es nicht um die Bartlänge. Da geht es nicht um Kleidung oder Vollverschleierung. Sondern man muss in den Dialog kommen, um die Rhetorik, die Argumentation dieser Jugendlichen mitbekommen. Nur so kann ich merken, dass jemand radikal ist.‘ Dazu müsse die Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern reformiert werden.“
(Interview mit Ahmed Mansour: „Unterdrückte Sexualität spielt Schlüsselrolle bei Radikalisierung“)