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Befreite Geisel berichtet über Sadismus der Hamas

Die ehemalige Geisel Eliya Cohen bei der Ankunft aus der Hamas-Gefangenschaft in Israel
Die ehemalige Geisel Eliya Cohen bei der Ankunft aus der Hamas-Gefangenschaft in Israel (Quelle: JNS)

Der vom Nova-Musikfestival verschleppte Eliya Cohen erzählt in einem Interview von der sadistischen Freude, die die Hamas-Terroristen beim Quälen und Aushungern der israelischen Geiseln empfinden.

Jewish News Syndicate

Der 27-jährige Eliya Cohen, der vor fünfeinhalb Wochen aus der Gefangenschaft im Gazastreifen entlassen worden war, enthüllte in der vergangenen Woche gegenüber israelischen Medien einige der Qualen, die er durch die Hamas erleiden musste. Die derzeit wegen einer Schusswunde am Bein und eines Gehörschadens behandelte Ex-Geisel sagte gegenüber dem israelischen TV-Sender Channel 12 News, dass er weder die Freunde vergessen habe, die er verloren hat, noch diejenigen, die er zurückgelassen hat.

Cohen, der 505 Tage in der Gefangenschaft der Hamas verbracht hatte, wurde am 22. Februar zusammen mit fünf weiteren Geiseln im Austausch gegen in Israel inhaftierte Terroristen freigelassen. Alon Ohel, der ihm in der Gefangenschaft zu einem engen Freund geworden ist, blieb hingegen zurück. »Ich habe ihm versprochen, dass dies erst vorbei ist, wenn wir uns in Israel treffen. Deshalb bin ich auch hier«, erklärte Cohen den Grund, weshalb er dem Interview zugestimmt hatte.

Granatenhagel

Cohen feierte am 7. Oktober 2023 gemeinsam mit seiner Verlobten Ziv Aboud auf dem Nova-Musikfestival in der Nähe des Kibbuz Re’im. »Wir kamen um vier Uhr am Morgen an und der ganze Ort war voller Freunde. Wir waren betrunken und hatten den größten Spaß der Welt; wir lachten und umarmten alle. Gegen sechs Uhr hörten wir den ersten Abfangversuch [durch das Abwehrsystem Iron Dome]«, wobei er sich dabei auf das massive Raketenfeuer, das die Hamas parallel zu ihrer Bodeninvasion abfeuerte, bezog.

Er und seine Verlobte gehörten zu den ersten, die das Festival verließen und in einem Bombenunterstand am Straßenrand ankamen, der sich schnell mit Menschen füllte. Langsam wurde ihnen das Ausmaß des Angriffs bewusst. Im Unterstand lernte Cohen Alon Ohel kennen. »Wir erhielten telefonische Warnmeldungen über die Infiltration durch Terroristen. Plötzlich tauchte ein Mann auf und sagte, er sei in einem Auto angeschossen worden. Wir verstanden, dass es um viel mehr als nur um Raketenangriffe ging, aber wir hatten volles Vertrauen, dass die Armee eintreffen würde.«

Als er einmal Schüsse hörte, wollte er mit seiner Verlobten fliehen, die jedoch der Meinung war, es wäre besser, sich hier weiter zu verstecken. Am Eingang des Schutzraums hielten Pick-up und sie hörten Schreie auf Arabisch. »Sie warfen die erste Granate. Jemand schrie: ›Granate!‹ Ich sprang auf Ziv, warf mich buchstäblich über sie, um sie abzudecken, und das Erste, das mir über die Lippen kam, war: ›Ziv, ich liebe dich.‹ Die Granate explodierte und tötete alle am Eingang. Ziv antwortete: ›Eliya, ich liebe dich.‹«

Einer der Israelis im Schutzraum war der dienstfreie Stabsfeldwebel Aner Shapira, der sagte: »Wir können nicht zulassen, dass sie uns so töten.« Als eine weitere Granate in den Bunker geworfen wurde, ergriff er sie und warf sie in Richtung der Terroristen. Alle applaudierten und ermutigten ihn, erzählte Cohen. »Ich sagte zu mir selbst: Wie funktionieren die überhaupt? Ich werde gleich den Verstand verlieren.«

Shapira wurde von den Terroristen angeschossen und brach zusammen, während andere weiterhin Granaten zurückschleuderten. »Ich erinnere mich an ein Mädchen, das eine Granate aufhob und sie hinauswarf«, schilderte Cohen die Szene. Dann habe Hersh Goldberg-Polin eine Granate aufgehoben. »Das war die letzte Granate, und sie trennte Hersh die Hand ab. Danach stand niemand mehr auf, um Granaten zu werfen.« Der 23-jährige Goldberg-Polin, der zu einem der bekanntesten Gesichter der Geiseln wurde, wurde danach entführt und später getötet.

Überlebensmodus

Zu diesem Zeitpunkt gingen sie in den Überlebensmodus über, so Cohen. »Ich sehe eine Leiche und greife einfach danach, um mich mit ihr zu bedecken. Ich sage mir: Wenn Granaten explodieren, werden die Körper der Toten mich und Ziv wenigstens schützen. Während der gesamten Zeit zeigte sie mir, dass sie am Leben ist. Wir hielten Händchen und sie stieß mich immer wieder leicht in den Rücken und sagt zu mir: Eliya, geht es dir gut? Ich lebe.«

Dann sagte Ziv etwas, das Cohen nach eigenen Angaben während seiner 505 Tage lang dauernden Gefangenschaft begleitete: »Na ja, wenigstens werden wir dort oben zusammen sein. Dort wird uns niemand stören können.«

Zu diesem Zeitpunkt wurde ihm ins Bein geschossen, worauf er das Bewusstsein verlor. Als er aufwachte, sprach er das Schema Jisrael, ein Gebet, das Juden traditionell vor dem Tod sprechen. Er öffnete die Augen und sah drei Terroristen. »Sie hatten Handys und einen USB-Stick und machten Fotos von uns«, erzählte er. Einer der Hamas-Kämpfer hatte ein »verrücktes Lächeln. Dieses Lächeln werde ich nie mehr vergessen. Ich werde mit diesem Lächeln einschlafen. Ich lebe damit. Das ist das Lächeln meiner Entführung.«

Cohen wurde klar, dass er auf dem Weg in den Gazastreifen war. Die Terroristen waren »glücklich, tobten und jubelten, als hätten sie gewonnen. Sie schlugen uns, traten auf uns ein und bespuckten uns.« Einer der Gefangenen beschloss, zu fliehen. Die anderen warnten ihn davor, doch er sprang aus dem Auto und wurde von seinen Entführern erschossen, bevor sie »weitermachten, als wäre nichts geschehen«.

Demütigungen allgegenwärtig

In der Unterkunft, in die er gebracht wurde, durfte Cohen duschen. Er war voller Blut, mit verbrannter Haut im Gesicht und am Körper. Er konnte kaum glauben, dass er mit Teilen anderer Menschen bedeckt war. Als seine Schusswunde ohne Betäubung operativ behandelt wurde, forderte der Chirurg ihn auf, auf ein Tuch zu beißen und warnte ihn davor, zu schreien: »Wenn die Zivilisten draußen Sie hören, werden sie das Haus betreten und ich habe keine Möglichkeit, Sie zu schützen.«

Zunächst wurde Cohen zusammen mit Alon in einer Wohnung festgehalten, bevor sie nach 52 Tagen in einen Tunnel gebracht wurden, wo sie zum ersten Mal auf andere Gefangene trafen. In den Tunneln waren sie so eng angekettet, dass die Blutzirkulation in ihren Beinen abgeschnitten war. Für den Gang zur Toilette benötigten sie in den Fesseln zehn Minuten. Die Ketten lagen monatelang an ihren Beinen, nur zum Duschen, einmal alle zwei Monate, wurden sie abgenommen. Schlafen war kaum möglich, weil die Ketten unbequem waren und absichtlich festgezogen wurden.

Das Schlimmste sei jedoch der Hunger gewesen. »Letztendlich kann man mit allem fertig werden. Man kann mit Demütigungen umgehen. Man kann mit Beschimpfungen umgehen. Man kann mit den Ketten an den Füßen umgehen. Aber der Hunger ist ein täglicher Kampf, denn abgesehen davon, dass man hungrig ist, kämpft man auch um sein Leben. Man geht jeden Abend mit dem Gedanken ins Bett: Was werde ich morgen tun, um dieses eine Stück Pita zu bekommen?«

Die Geiseln erhielten täglich eine trockene Pita und zwei Esslöffel Bohnen oder Erbsen. Die Terroristen spielten mit ihnen, sagte er und meinte, er »hätte sogar Gott angebettelt«, um diese trockene Pita und die zwei Esslöffel Bohnen zu bekommen. »Man ertappt sich dabei, wie man bettelt. Und sie genießen es. Sie wissen, dass sie einen aushungern.«

War einer der Terroristen alleine bei ihnen, versuchten die Gefangenen, ihn milde zu stimmen, was oftmals funktionierte. »Ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben, wenn man es plötzlich schafft, sein Herz zu berühren und er leise in den Raum kommt und einem Fladenbrot, einen Schoko- oder Erdnussbutterriegel bringt. Das ist das Beste, das einem in diesem Moment passieren kann, weil man einen weiteren Tag überlebt hat.«

Die Demütigungen und der psychische Missbrauch waren laut Cohen allgegenwärtig. »Sie kamen ein- oder zweimal pro Woche in unser Zimmer und sagten: Los, zieht alle eure Kleidung und Unterwäsche aus.« Dann überprüften sie, ob ihre Gefangenen ausreichend abgemagert waren. »Sie führten eine Diskussion darüber und lächelten während dieser Gespräche. Man sieht sie an und sieht das Lächeln auf ihren Gesichtern. Es gibt nichts Naziartigeres als das. Ich hasse die Vergleiche mit dem Holocaust, aber das ist die beste Bezeichnung dafür.«

V für Victory

Die ganze Zeit über glaubte er nicht, dass seine Verlobte noch am Leben war. »Ich hätte mir in keinem Szenario der Welt vorstellen können, dass sie das überleben würde. Zuerst war die Erkenntnis, dass ich meine Partnerin verloren hatte, sehr schwierig für mich.« Aber Ziv überlebte und kämpfte um seine Freilassung.

Eines Tages erschien ein Hamas-Offizier und wies die Wachen an, die Ketten zu entfernen. Die Geiseln wurden aus dem Tunnel geführt, der in das Zimmer einer Lehrerin mündete. »Das Erste, das wir sehen, ist eine verrückte Apokalypse. In Gaza steht kein einziges Gebäude mehr. Es herrscht eine ohrenbetäubende Stille. Überall liegen IDF-Flugblätter [mit Anweisungen] verstreut, den Ort zu verlassen. Und überall liegen Leichen. Ein schockierender Geruch nach Tod«, schilderte Cohen seine Eindrücke.

Danach wurden die Geiseln in einen dunklen Raum ohne Toilette und Betten gebracht, der nur von einer Taschenlampe beleuchtet wurde. Die Entführten erkannten sofort, dass ihre Bedingungen im Tunnel besser gewesen waren.

Als am 19. Januar die Waffenstillstandsvereinbarung zustande kam, waren die Terroristen erfreut, wie sich Eliya Cohen erinnert: »Und es kam mehr Essen an.« Als Eli Sharabi (52), Or Levy (34) und Ohad Ben Ami (56) am 8. Februar freigelassen wurden, führte deren ausgemergelter Zustand zu einem internationalen Aufschrei, was die Terroristen veranlasste, die Gefangenen aufzupäppeln, um sie für die Fernsehkameras ein wenig präsentabler zu machen.

Dann kam die Nachricht, dass Cohen freigelassen werden sollte, sein Freund Alon jedoch nicht. »Alon geriet in Panik. Er hatte große Angst und fing zu weinen an. Ich sagte ihm: Alter, ich gehe am 1. März und du dann am 8. März. Alles ist gut. Ich habe wirklich, wirklich daran geglaubt, dass die zweite Phase [des Geiselabkommens] so schnell in Kraft treten würde. Wir umarmten uns und weinten. Ich sagte ihm, er solle stark bleiben und versprach ihm, ihn nicht zu vergessen, nur, weil ich nach oben gehe.«

»Eine Woche vor meiner Abreise setzten wir uns zusammen. Es war ein Montag, nach dem Alon Geburtstag hatte. Alon weinte und sagte [einem Terroristen]: Ich habe nächste Woche Geburtstag, lass mich raus. Auf dieser Ebene ist seine Unschuld magisch. Und der Terrorist schaute ihn an und wusste nicht, wie er auf die Situation reagieren sollte.«

Cohen beschrieb seine Rückkehr als »den glücklichsten Moment meines Lebens. Ich schaute jedem dort in die Augen und zeigte ihnen ein V für Victory.« Einer der ersten Orte, die er nach seiner Freilassung besuchte, war der Friedhof, um seinen Freunden, die er verloren hatte, Respekt zu zollen, darunter sein Neffe Amit Ben Avida und Avidas Freundin Karin Schwartzman, die gemeinsam mit vierzehn anderen im Schutzraum ermordet wurden.

Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

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