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Bedrohung Nordisraels bleibt bestehen

Ein von der Hisbollah beschädigtes Haus in Kiryat Shmona im Norden Israels. (© imago images/Xinhua)
Ein von der Hisbollah beschädigtes Haus in Kiryat Shmona im Norden Israels. (© imago images/Xinhua)

Der israelische Präventivschlag gegen die Hisbollah war ein großer Erfolg, an der unhaltbaren Situation im Norden des Landes hat er aber nichts verändert.

Yaakov Lappin

Der große Präventivschlag der israelischen Luftwaffe am Sonntag, der kurz vor fünf Uhr Morgen gegen Stellungen der Hisbollah im Südlibanon geführt wurde, war für die vom Iran unterstützte Terrorarmee eine böse Überraschung. Trotz dieses wichtigen Erfolgs und so erfreulich die Aktion auch gewesen ist, darf nicht vergessen werden, dass die grundlegende Bedrohung für Israels Norden weiterhin besteht.

Die Hisbollah und ihr iranischer Sponsor werden eine umfassende Lagebeurteilung durchführen, um den Schaden zu bewerten, den die Hisbollah erlitten hat, und um ihren nächsten Schritt zu planen. Erste Anzeichen deuten darauf hin, dass sie dieses besondere Kapitel abschließen und sich für die nächste Phase ihres Kriegs gegen Israel neu formieren wollen.

Präventivschlag

Nach Angaben von Nadav Shoshani, dem internationalen Sprecher der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF), war die israelische Operation eine direkte Reaktion auf Geheimdienstinformationen, die darauf hindeuteten, dass die Hisbollah einen umfassenden Raketenangriff auf Nord- und Zentralisrael vorbereitete.

Die IDF haben die offensiven Kapazitäten der Hisbollah und des Irans genau beobachtet und in Erwartung eines Angriffs die höchste Alarmstufe ausgerufen. Seit Wochen hatte die radikale schiitische Achse unter iranischer Führung mit einer Reaktion auf die Ermordung des Hisbollah-Stabschefs Fuad Shukr am 30. Juli in Beirut und des Chefs des Politbüros der Hamas Ismael Haniyeh am 31. Juli in Teheran gedroht.

Diese rasche und entschlossene Aktion der IDF, an der rund hundert Kampfjets beteiligt waren, richtete sich gegen Tausende von Hisbollah-Raketenabschussrampen in mehr als vierzig Abschussgebieten im Südlibanon und vereitelte damit einen Angriff auf Israel, der einschneidende Folgen hätte haben können. Die Hisbollah konnte am Sonntag zwar immer noch Hunderte von Raketen und unbemannten Flugzeugen auf nordisraelische Gemeinden abfeuern, doch der größte Teil ihres Angriffs wurde durch das Präventivmanöver der israelischen Air Force abgewehrt. (…)

Die israelischen Streitkräfte, die am Sonntag die libanesische Zivilbevölkerung aufforderten, sich aus den Gebieten zu entfernen, in denen die Hisbollah operierte, haben eine bemerkenswerte Operation durchgeführt, die nicht nur eine beträchtliche Anzahl von Abschussrampen zerstörte, sondern auch auf operativer und nachrichtendienstlicher Ebene bewies, dass Israel die Aktivitäten der Hisbollah in Echtzeit verfolgt und auf nachrichtendienstliche Warnungen schnell reagieren kann.

Die Hisbollah hatte den Abschuss von Raketen und Flugkörpern auf Israel vorbereitet, einigen Berichten sollten damit strategisch wichtige Orte in Zentralisrael attackiert werden, darunter Sicherheits- und Militäreinrichtungen. Shoshani bestätigte, dass die meisten der von der Hisbollah geplanten Angriffe auf Ziele in Nordisrael und »einige in Zentralisrael« gerichtet waren.

Unhaltbare Situation

Shoshani betonte, dass die Hisbollah seit Oktober 2023 mehr als 7.000 Raketen, Flugkörper und explosive Drohnen auf Israel abgefeuert hat. Er erinnerte damit an die unerträgliche Situation im Norden des Landes, die durch diesen iranischen Stellvertreter geschaffen wurde. Unter Ausnutzung des israelischen Zweifrontenkonflikts und der Belastung seiner militärischen Ressourcen ist es der Hisbollah gelungen, einen ganzen Teil Nordisraels für zehn Monate zu einer No-Go-Zone für Zivilisten zu machen. Rund 60.000 Israelis sind nach wie vor Binnenvertriebene.

Für den Angriff am Sonntag plante die Hisbollah offenbar, eine Kombination aus präzisionsgelenkten ballistischen Raketen, Drohnenschwärmen und nicht gelenkten Raketen auf wichtige Ziele abzufeuern, beispielsweise auf militärische Ziele im Herzen einer zentralen israelischen Stadt.

Nach Angaben des Alma-Forschungs- und Bildungszentrums verfügt die Hisbollah über Tausende von Präzisionsgeschossen, darunter die vom Iran gelieferten Fateh-110-Raketen mit einer Reichweite von 350 Kilometern, die, werden sie vom Südlibanon aus abgefeuert, das Zentrum Israels treffen können. Insgesamt verfügt die Hisbollah vermutlich über etwa 250.000 Sprengköpfe, davon 150.000 Mörsergranaten und 65.000 Raketen mit einer Reichweite von bis zu achtzig Kilometern.

Durch die Demonstration seiner Bereitschaft und Fähigkeit, groß angelegte Operationen präventiv durchzuführen, sendet Israel eine klare Botschaft an die Hisbollah und ihre Gönner in Teheran: Jede erhebliche unmittelbare Bedrohung der israelischen Zivilbevölkerung wird mit präventiver Gewalt beantwortet werden.

Bleibt die Frage, wie Israel die Sicherheit in seinem Norden wiederherstellen will. Die Hisbollah ist in der schiitischen Gemeinschaft des Südlibanons tief verankert, hat rund zweihundert südlibanesische Dörfer in Angriffsbasen verwandelt und sieht sich selbst als Parteigänger der islamischen Revolution im Iran. Die Bedrohung, die von ihr ausgeht, wird solange bestehen bleiben, bis Israel beschließt, ihr strategisch entgegenzuwirken.

Auch die internationale Gemeinschaft muss eine Rolle spielen, wenn es darum geht, dem dschihadistischen Krieg des Irans und der Hisbollah zu begegnen. Die Hisbollah und ihr iranischer Schirmherr drohen, den Libanon in einen größeren Konflikt hineinzuziehen, was verheerende Folgen für die Zivilbevölkerung hätte.

(Der Text ist auf Englisch vom Jewish News Syndicate veröffentlicht worden. Übersetzung von Florian Markl.)

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