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Bedrohung durch Irans Atomprogramm: Israel rüstet auf

Mit der F-15IA erwirbt Israel das modernste Boeing-Modell, um gegen iranische Bedrohung gerüstet zu sein
Mit der F-15IA erwirbt Israel das modernste Boeing-Modell, um gegen iranische Bedrohung gerüstet zu sein (Quelle: Boeing)

Um der stetig größer werdenden Gefahr, die vom Iran ausgeht, militärisch stärker begegnen zu können, modernisiert Israel seine Luftwaffenflotte in Zusammenarbeit mit dem Boeing-Konzern.

Das Ajatollah-Regime hat angekündigt, den Staat Israel spätestens bis 2040 vernichten zu wollen. Eine öffentliche Uhr zählt die Tage und Stunden bis dahin rückwärts, sofern gerade kein Stromausfall ist. Das iranische Atomwaffenprogramm ist mutmaßlich weit fortgeschritten; zur Vorbereitung des Angriffs auf Israel perfektioniert das Regime seine Trägersysteme. Amirali Hajizadeh, Chef der Luftwaffe der Islamischen Revolutionsgarden, verkündete vor wenigen Tagen im Fernsehen, der Iran habe eine neue ferngelenkte Rakete (Cruise Missile) mit einer Reichweite von 1.650 Kilometern entwickelt – weit genug, um Israel zu erreichen.

Um dieser Bedrohung etwas entgegenzusetzen, verstärkt Israel seine Luftwaffe. Auch hier geht es um die Reichweite. Entscheidend für einen Angriff auf militärische Ziele im Iran ist die Fähigkeit, Distanzen von mehreren tausend Kilometern zu überbrücken und dabei eine möglichst große Bombenlast transportieren zu können, um stark geschützte und unter die Erde verlegte Militäranlagen wie Irans unterirdische »Raketenstadt« zu zerstören.

Ende letzten Jahres trainierten die israelische und die amerikanische Luftwaffe über israelischem Territorium und dem Mittelmeer genau dies: Langstreckenflüge, wie sie israelische Piloten unternehmen müssten, um den Iran zu erreichen. Dazu benötigt Israel allerdings weitere Mittel. Während eines Besuchs von Ted Colbert, Vizepräsident des US-Luftfahrtkonzerns Boeing und Chef von dessen Rüstungssparte, wurden nun Verträge zur Lieferung weiterer Militärflugzeuge abgeschlossen. 

Wichtige Tankflugzeuge

Wie die israelische Regierung mitteilte, war Colbert am 19. Februar zu Gesprächen bei Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, bei denen auch Netanjahus Stabschef Tzachi Braverman, sein Militärsekretär Avi Gil, der Direktor des Nationalen Sicherheitsrats, Tzachi Hanegbi, die für militärische Geschäftsabschlüsse zuständige Boeing-Managerin Heidi Grant sowie der Vizepräsident von Boeing Israel Defense Systems, Avi Barber, teilnahmen. Wie anschließend berichtet wurde, wird Boeing Israel mit vier Tankflugzeugen des Typs KC-46 mit der Option auf vier weitere beliefern. Zudem kauft Israel 25 Stück des neuesten Kampfjets F-15 IA mit der Option auf 25 weitere.

Die KC-46 ist ein in Auslieferung befindliches Tankflugzeug für die amerikanische Air Force, das auf Basis der Boeing 767-2C die veralteten KC-135-Maschinen ersetzen soll. Laut Informationen der Flugrevue bezog die Air Force bis Ende 2022 79 von insgesamt 179 bestellten Maschinen. Wegen der hohen Entwicklungskosten sei die KC-135 für Boeing bislang ein Verlustgeschäft gewesen, so der Bericht; der Konzern hoffe, neben Japan (vier) und Israel (bis zu acht) weitere Exportkunden zu gewinnen. Das hochmoderne KC-46-Flugzeug wird in Israel schrittweise die noch im Einsatz befindliche alternde Boeing 707 ersetzen und den Kampfjets die Möglichkeit geben, wesentlich länger in der Luft zu bleiben.

Mit der F-15 verbindet Israel bereits eine lange Geschichte. 1974 flog Israels damaliger Luftwaffengeneral Benny Peled testweise eines der ersten Modelle, noch bevor die F-15 in Serienfertigung ging. 1985 führten acht F-15 die Operation Wooden Leg durch, welche die Zerstörung des PLO-Hauptquartiers in Tunis als Reaktion auf den Mord an drei israelischen Touristen auf der Yacht Larnaca auf Zypern zum Ziel hatte. Sie war unter den öffentlich bekannten israelischen Luftwaffenoperationen jene, bei der die größte Entfernung (2.060 Kilometer) überbrückt werden musste. Auch mussten die F-15 während des Flugs aufgetankt werden.

Modernstes Modell

Die F-15IA, die Israel nun erwirbt, ist das modernste Modell. In den USA trägt es den Namen Eagle II oder F-15EX. Von seinem zuletzt vor 17 Jahren gebauten Vorgänger unterscheidet es sich laut Flugrevue u. a. durch das völlig neue digitale Cockpit, das Radar und den Missionscomputer, welcher der »schnellste der Welt« sein soll. 

Bei einer Pressekonferenz anlässlich seines Israelbesuchs wurde Boeing-Manager Colbert gefragt, ob die F-15IA es mit den modernsten russischen Luftabwehrsystemen wie dem S-400 aufnehmen könne, falls der Iran dieses erhalten sollte, und ob ein dem Radar ausweichendes Tarnkappenflugzeug wie die F-35 von Boeings Konkurrent Lockheed Martin hierbei nicht Vorteile hätte. Colbert ging nicht spezifisch auf das S-400 ein, sagte aber, die F-15IA habe »alle Fähigkeiten«, jegliche Mission durchzuführen. Heidi Grant ergänzte, es handle sich nicht um eine Entweder-oder-Entscheidung, sondern »man benötigt einen Mix von Kampfflugzeugen, um die Überlegenheit herzustellen, die für Israel wichtig ist«.

Die Jerusalem Post kommentierte, Militäranalysten mutmaßten, dass die für das feindliche Radar unsichtbare F-35 bei einem Angriff auf die iranischen Raketenbasen zuerst eingesetzt werden könnte, um die Luftabwehr auszuschalten, um anschließend die F-15 einzusetzen, da diese eine größere Bombenlast tragen könne.

Israel rüstet nicht nur waffentechnisch auf, sondern schmiedet auch neue Bündnisse. Fast gleichzeitig mit dem Besuch der Boeing-Delegation in Jerusalem war Israels Luftwaffenchef Tomer Bar erstmalig offizieller Gast in Marokko, wie die Presseabteilung der israelischen Verteidigungskräfte mitteilte. Dort traf er seinen marokkanischen Amtskollegen El Abed Alaoui Bouhamid und besuchte die Luftwaffenbasis Ben Guerir in der Nähe der gleichnamigen Stadt sowie das Hauptquartier und die Akademie der marokkanischen Luftwaffe.

Bar und Bouhamid hätten »militärische Angelegenheiten, darunter die Luftverteidigung« besprochen und die Möglichkeit eines Austauschs von Teams und gemeinsamer Luftwaffenübungen erörtert, heißt es in der Pressemitteilung. Bar sprach von einem »aufregenden Moment« und stellte »gemeinsames Training und Wissensaustausch« zum Ziel der »Aufrechterhaltung der regionalen Stabilität« in Aussicht. 

Unterdessen brachte der amerikanische Senator Tom Cotton eine Gesetzesvorlage ein, die es ermöglichen soll, unverzüglich mit dem Training israelischer Piloten im Tankflugzeug KC-46 zu beginnen. Damit verbunden wäre die Stationierung einiger zur US-Luftwaffe gehöriger KC-46 in Israel bis zur Auslieferung der israelischen Maschinen im Jahr 2025. »Amerika muss unseren israelischen Verbündeten die militärischen Fähigkeiten zur Verfügung stellen, die benötigt werden, um sich vor einem zunehmend gefährlichen Iran zu schützen«, sagte Cotton. Die israelischen Piloten jetzt schon auszubilden werde »eine Botschaft an Teheran senden« und »sicherstellen, dass Israel diese Flugzeuge an dem Tag, an dem es sie erhält, auch einsetzen kann«, so der Senator.

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