Während die Palästinenser die Welt zum Boykott Israels aufrufen, verkaufen sie neunzig Prozent ihrer Produkte an den jüdischen Staat.
Maurice Hirsch
Seit vielen Jahren versuchen die Palästinensische Autonomiebehörde und andere Akteure, die Boykott-, Desinvestitions- und Sanktionskampagne (BDS) gegen Israel zu fördern. Doch während sie den Rest der Welt zum Boykott Israels aufrufen, unterhalten die Palästinenser selbst ein erhebliches Handelsvolumen mit dem jüdischen Staat.
Der Generalsekretär des Fatah-Zentralkomitees, Jibril Rajoub, sagte vergangenen Monat auf einer Ausstellung palästinensischer Produkte in Ramallah: »Diese Aktion ist bedeutsam und wir hoffen, dass sie Teil einer verstärkten und umfassenden Anstrengung sein wird – geografisch und sozial unter allen Palästinensern –, um Verständnis zu entwickeln und ein Bewusstsein für die Notwendigkeit von Abstand und den Boykott israelischer Produkte zu schaffen.«
Scheinheiliger Aufruf
Während Rajoub zum Boykott Israels und israelischer Produkte aufruft, belegen die monatlichen Handelsberichte des palästinensischen Zentralbüros für Statistik (PCBS), dass die palästinensische Wirtschaft ohne den Handel mit Israel völlig zusammenbrechen würde.
Laut den von Palestinian Media Watch (PMW) analysierten Berichten, die die letzten fünf Jahre abdecken, machen die von Palästinensern aus Israel gekauften Waren mehr als die Hälfte aller in den palästinensischen Markt eingeführten Waren aus. Im heurigen August beispielsweise beliefen sich alle palästinensischen Importe auf 729,6 Mio. Dollar, wovon sechsundfünfzig Prozent aus Israel kamen.
Der Anteil der von Israel gekauften Waren ist zwar hoch, wird aber noch durch jenen der in Palästina hergestellten und nach Israel verkauften Waren in den Schatten gestellt. Nach den von PMW analysierten Berichten machten diese Waren über neunzig Prozent aller palästinensischen Exporte aus.
Da die palästinensischen Einkäufe in Israel nur einen sehr geringen Prozentsatz der israelischen Exporte betragen, die sich auf Billionen von Dollar belaufen, wären die Auswirkungen auf den israelischen Markt minimal, würden die Palästinenser ihre Käufe in Israel einstellen. Sollte der israelische Markt jedoch in gleicher Weise auf den BDS-Aufruf reagieren und keine palästinensischen Produkte mehr kaufen, geriete die palästinensische Wirtschaft in erhebliche Schwierigkeiten, da sie die Möglichkeit verlieren würde, über neunzig Prozent ihrer Produkte zu vermarkten.
In der Vergangenheit wies Palestinian Media Watch immer wieder auf die Scheinheiligkeit der palästinensischen Aufrufe an den Rest der Welt hin, Israel zu boykottieren, während die Palästinenser selbst weiterhin israelische Produkte kaufen.
Maurice Hirsch ist Direktor für Rechtsstrategien bei Palestinian Media Watch. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)