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BDS Boston solidarisiert sich mit Terrororganisationen

Antisemitische Demonstration in Boston
Antisemitische Demonstration in Boston (© Imago Images / AFLO)

Die internationale Israel-Boykottkampagne BDS macht sich Sorgen um ihr Image, denn eine ihrer Untergruppen spricht zu offen aus, was von der propagierten Gewaltfreiheit der Bewegung zu halten ist.

Eine Splittergruppe der Israelboykott-Kampagne BDS bereitet der Mutterorganisation Kopfzerbrechen, weil sie sich in der Öffentlichkeit zu offen an der Seite von Terrororganisationen zeigt. Wie Mena-Watch im Juni berichtete, gibt es im Dunstkreis von BDS Boston das sogenannte Mapping Project (Kartierungsprojekt).

Damals veröffentlichte BDS Boston eine von anonymen Autoren des Mapping Projects erstellte visualisierte Feindesliste. Sie enthält Namen und Anschriften von Firmen, Stiftungen, Zeitungen und sogar Krankenhäusern, deren Schuld darin bestehen soll, Unterstützer Israels und des »US-Imperialismus« zu sein, wobei das Mapping Project dazu aufruft, gegen diese Feinde vorzugehen und sie zu »demontieren«.

Neben Organisationen stehen auch einige natürliche Personen auf der Liste, etwa der Gouverneur von Massachusetts, Charlie Baker, sowie US-Senatorin Elizabeth Warren und US-Senator Ed Markey. Durch die Veröffentlichung von Namen und Adressen von jüdischen Gemeindemitgliedern und jüdischen Institutionen soll die jüdische Gemeinde Bostons eingeschüchtert und bedroht werden. Dazu Mapping Project wörtlich:

»Wir haben Adressen veröffentlicht, Funktionäre und Führer genannt und Verbindungen abgebildet. Diese Entitäten existieren in der physischen Welt und können in der physischen Welt gestört werden. Wir hoffen, dass die Leute unsere Karte verwenden, um herauszufinden, wie sie sie effektiv zurückdrängen können.«

Außer Sprechern jüdischer Organisationen übten etliche Kongressabgeordnete Kritik an BDS Boston. Seth Moulton (Demokraten, Massachusetts) schrieb auf Twitter:

»Die jüdische Gemeinde so ins Visier zu nehmen ist falsch und gefährlich. Es ist unverantwortlich. Dieses Projekt ist eine antisemitische Feindesliste mit angehängter Karte.«

Ritchie Torres (Demokraten, New York) twitterte:

»Die BDS-Bewegung hat ein ›Mapping-Projekt‹ zusammengestellt, das jüdische und ›zionistische‹ Institutionen verschiedener Übel in der amerikanischen Gesellschaft bezichtigt. Jemanden zum Sündenbock zu machen ist ein häufiges Symptom des Antisemitismus, der im Kern eine Verschwörungstheorie ist.«

Schlecht für die PR

Selbst die BDS-Führung distanzierte sich von dem »Kartierungsprojekt«. Mahmoud Nawajaa, Generalkoordinator des BDS-Nationalkomitees, schrieb im Anschluss einen Brief an BDS Boston. Dieser Brief wurde kurz darauf Aaron Bendler vom Jewish Journal zugespielt und von diesem auf Twitter veröffentlicht. Nawajaa forderte darin BDS Boston auf, die Karte aus dem Internet oder »die Abkürzung BDS aus dem Namen zu entfernen«. Seine Begründung:

»Das Mapping Project benennt nicht-strategische Namen und ›physische Adressen‹ von Institutionen und Einzelpersonen als Ziele und verbreitet Botschaften, die Sätze wie ›Widerstand in all seinen Formen‹ enthalten. Indem ihr BDS im Namen eurer Gruppe habt und dennoch Botschaften verbreitet, die indirekt für bewaffneten Widerstand eintretet und euch mit Gruppen zusammenschließt, die dies tun, habt ihr gegen eine Schlüsselrichtlinie unserer Bewegung verstoßen.«

Inzwischen preisen die Mitglieder des Mapping Projects, die von BDS Boston öffentlich als »unsere Freunde« bezeichnet werden, unverhohlen terroristische Aktionen. Als die US-Sektion des Jüdischen Nationalfonds (KKL-JNF) am 5. November in Boston ihre Nationalkonferenz abhielt, demonstrierten vor dem Veranstaltungsort Menschen, die sich als Anhänger des Mapping Projects zu erkennen gaben.

Sie verlangten die »Auflösung« des JNF und skandierten die Forderung nach einer »Intifada«, also nach einer neuen Welle tödlicher Gewalt gegen israelische Juden. Schon einige Tage zuvor hatten sie im Internet ihre Solidarität mit der palästinensischen Terrorgruppe »Höhle der Löwen« erklärt, die seit August im Raum der West-Bank-Stadt Nablus zahlreiche nächtliche Überfälle und Terrorangriffe verübt hatte.

Das ist nicht das Bild, das BDS einem breiten Publikum im Westen vermitteln möchte. Es ist keine Frage der Moral, sondern der PR. Im Westen gibt man sich einem naiven Publikum gegenüber gern gemäßigt. BDS-Vertreter nutzen zur Eigenbeschreibung Begriffe wie »Zivilgesellschaft« und »gewaltfrei«.

Naheverhältnis zu Gewalt und Terror

Dabei ist bekannt, dass einige Mitglieder von Organisationen, die BDS unterstützen, auch Mitglieder von Terrororganisationen sind und sogar Mordanschläge verüben – man denke etwa an Samer Arbid, einen der beiden Haupttäter bei dem tödlichen Bombenanschlag auf Rina Shnerb. Die 17-jährige Israelin war am 23. August 2019 bei einem mit einer ferngezündeten Bombe verübten Terroranschlag in der Nähe der Ein Bubin-Quelle nordwestlich von Jerusalem getötet worden. Ihr Vater Rabbi Eitan Shnerb und ihr Bruder Dvir überlebten die Explosion mit Verletzungen. 

Einige Wochen später verhafteten israelische Sicherheitskräfte den 44-jährigen Samer Mina Salim Arbid. Arbid gehörte nicht nur der Terrororganisation PFLP an (ein Video zeigt ihn bei einer offiziellen PFLP-Veranstaltung), sondern war, wie sich bald herausstellte, in der Organisation Addameer tätig, die auch von der deutschen Heinrich-Böll-Stiftung finanziert wird.

Die Mission von Addameer ist es, Terroristen und andere Straftäter zu unterstützen, die wegen Gewalttaten gegen Israelis inhaftiert sind. Addameer ist zudem Teil der BDS-Bewegung. BDS-Gruppen in Westeuropa laden immer wieder Terroristen der PFLP zu Veranstaltungen ein. Die israelische Regierung hat zahlreiche personelle Überschneidungen zwischen BDS-Gruppen wie Addameer und dem Terrorismus dokumentiert. 

Eine offene Huldigung des Terrorismus allerdings ist nicht das, was die BDS-Führer dem westlichen Publikum präsentieren wollen. Am liebsten meiden sie das Thema. Äußern sie sich aber und glauben, dass sie sich an ein sympathisierendes arabisches Publikum wenden, klingen sie auch nicht anders als die Leute vom Mapping Project. BDS-Wortführer Omar Barghouti etwa antwortete im Jahr 2010 in einem Interview mit dem palästinensischen Literaturmagazin Al-Adab auf die Frage, ob er für ein Ende des »bewaffneten Widerstands« – gemeint war die Ermordung israelischer Juden – eintrete:

»Nein, wir haben auf jeden Fall ein moralisches und juristisches Recht auf bewaffneten Widerstand gegen die militärische Besatzung unseres Landes, selbst nach internationalem Recht, solange wir legitime Ziele angreifen, also die Besatzung, Siedler und Menschen, die bewaffnet sind. … Der Widerstand ist keine Ideologie oder ein Dogma. Wir können nicht neutral sein, sondern müssen über Arten des Widerstands nachdenken, die sich für unsere Situation und unsere Ziele eignen.«

Auch Zivilisten darf man also laut Barghouti ermorden, solange man behauptet, sie seien »Siedler«. Die Frage der Gewalt ist also nichts, was die BDS-Führung und das Mapping Project entzweien müsste. Es geht wohl eher um die Frage, wo bzw. gegenüber wem man spricht. Barghouti macht es wie einst Jassir Arafat: Er erzählt Westlern das, was sie hören wollen, gibt sich also moderat.

Die Anfänger vom Mapping Project, so fürchtet die BDS-Führung wohl, haben das noch nicht verstanden. Sie könnten den Hass auf Juden und die Affinität zum Terrorismus zu offen zur Schau stellen – um am Ende womöglich die Früchte jahrelanger Anstrengungen von BDS gefährden, beides gegenüber dem westlichen Publikum zu verbergen.

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