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BBC will „Fake-News“ entlarven – auch die eigenen?

Von Stefan Frank

bbc_loory_attackWie britische Zeitungen berichten, plant die BBC, „ein Team zu bilden, um Fakten zu checken und absichtlich irreführende und falsche Storys zu entlarven, die als echte Nachrichten verkleidet werden“. Ein plötzlicher Anflug von Selbstkritik bei der alten Tante des britischen Journalismus?

Seit Jahren wird der britischen Rundfunkanstalt vorgeworfen, die Zuschauer und Zuhörer mit falschen Storys über Israel, die als echte Nachrichten daherkommen, bewusst in die Irre zu führen und wesentliche Fakten zu verschweigen. Zu den namhaften Kritikern gehört u.a. Lord Grade, der ehemalige Vorsitzende des BBC-Board of Governors. Die BBC-Berichterstattung über die Welle von Messeranschlägen auf israelische Juden habe die Zuschauer „direkt in die Irre geführt“, schrieb er im Oktober 2015 in einem Brief an BBC-Nachrichtendirektor James Harding. Es würden „unfaire Vergleiche zwischen israelischen Opfern des Terrorismus und palästinensischen Terroristen gezogen, die von israelischen Sicherheitskräften getötet wurden, als sie versuchten, sie zu stoppen“. So habe die BBC eine „Äquivalenz“ von Opfern und Tätern geschaffen.

In einem Bericht über einen Mordanschlag habe sie die Zuschauer zudem „direkt in die Irre geführt“, indem sie behauptete, es gebe „keine Anzeichen einer Beteiligung militanter Gruppen“ – dabei sei in demselben Beitrag das Haus des Täters gezeigt worden, an dessen Fassade Spruchbänder des Islamischen Dschihad prangten. „Der Palästinensische Islamische Dschihad ist eine bekannte palästinensische Terrororganisation, hat inzwischen die Verantwortung für den Anschlag übernommen und wurde dafür von der Hamas gepriesen, einer anderen international als Terrororganisation geächteten Vereinigung. Das war eine direkte Täuschung der Zuschauer“, so Lord Grade.

In seinem Brief rügte er zudem die emotionale Einseitigkeit eines Berichts, in dem drei Minuten lang der „von Trauer überwältigte“ Vater eines 19-jährigen Doppelmörders interviewt wurde, welcher bei seinem Anschlag getötet wurde. „Mit dem Vater eines toten palästinensischen Jugendlichen, der getötet wurde, als er einen tödlichen Terroranschlag beging, wird ein emotionales Interview geführt. Doch der Bericht versäumt es, das Leid zu zeigen, das Israelis bei den jüngsten Anschlägen zugefügt wurde. Das ist unentschuldbar.“

Im Januar 2016 geriet die BBC für ihre Entscheidung in die Kritik, einem Mitarbeiter öffentlich eine Rüge zu erteilen, weil dieser einen offenen Brief unterzeichnet hatte, der sich gegen einen Kulturboykott Israels wandte. Die BBC bezeichnete dessen Verhalten als „unratsam“; Mitarbeiter der BBC „sollten es vermeiden, ihre Ansichten über aktuelle politische Kontroversen bekannt zu machen“.

Leider gilt auch das neue Interesse der BBC an der Wahrheit nicht dem eigenen Tun, sondern lediglich „den sozialen Medien“. Mena Watch bat Hadar Sela, die Chefredakteurin von BBC Watch – einer Website, die von CAMERA (Committee for Accuracy in Middle East Reporting in America) geschaffen wurde, um die falschen Storys der BBC zu entlarven – um einen Kommentar zur jüngsten Initiative der BBC. Sie schreibt:

„Die Ankündigung der BBC, eine Einheit zu gründen, die ‚Fake News’ aufdeckt, wirft wieder einmal ein Licht auf die Tatsache, dass die BBC keine Fact-Checker beschäftigt, die den Wahrheitsgehalt der eigenen Berichterstattung unter die Lupe nehmen. Als Folge dieser Politik wurde das Publikum der BBC im Lauf der Jahre immer wieder unrichtigen Informationen ausgesetzt, etwa von der Sorte, die es glauben lässt, dass es 2002 in Dschenin ein ‚Massaker’ gegeben habe; dass die ‚Marvi Marmara’ ein ‚Hilfsschiff’ gewesen und die Abwesenheit von Frieden im Nahen Osten auf israelische Bauprojekte zurückzuführen sei. Man kann nur hoffen, dass die Herangehensweise der BBC bei ‚Fake News’ aus anderen Quellen gründlicher sein wird als der derzeitige Standard beim Verifizieren der eigenen Berichterstattung.“

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