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BBC wirft Israel vor, Bevölkerung in Gaza vor Geiselbefreiung nicht gewarnt zu haben

BBC-Interview über die israelische Aktion zur Befreiung von vier im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln
BBC-Interview über die israelische Aktion zur Befreiung von vier im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln (Quelle: JNS)

Spätestens seit dem aktuellen Krieg zwischen Israel und der Hamas beweisen westliche Journalisten ihre erschreckend hohe Inkompetenz und Voreingenommenheit, wenn es um den jüdischen Staat geht.

David Isaac

Die BBC-Nachrichtensprecherin Helena Humphrey erntete Hohn und Spott in den sozialen Medien, nachdem sie am Sonntag den ehemaligen internationalen Sprecher der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF), Jonathan Conricus, gefragt hatte, ob Israel die Zivilbevölkerung des Gazastreifens vor der Geiselbefreiungsaktion vom Samstag hätte warnen sollen.

Unter Bezugnahme auf die von Hamas-Quellen behauptete hohe Zahl an palästinensischen Opfern fragte Humphrey, ob es nicht »eine Warnung an diese Zivilisten hätte geben sollen, damit sie sich rechtzeitig in Sicherheit bringen?« Conricus, jetziger Senior Fellow bei dem in Washington ansässigen Thinktank Foundation for Defense of Democracies (FDD), erklärte das Offensichtliche: »Man kann nicht erwarten, dass Israel vor einer Razzia warnt, um Geiseln zu befreien oder zu retten, denn dann würden die Terroristen die Geiseln töten und das würde den Zweck verfehlen.«

Aktivistenjournalismus

Auf die Frage, was er dachte, als die BBC-Interviewerin ihm besagte Frage stellte, antwortete Conricus, er habe sich »gefragt, ob sie von einem Teleprompter abliest oder ob sie sich die Frage spontan selbst ausgedacht hat. Aber in einem völlig auf den Kopf gestellten Universum des Aktivistenjournalismus macht solch eine Frage absolut Sinn.«

Es dauerte denn auch nicht lange, bis Humphreys Frage zur Zielscheibe von Witzen in den sozialen Medien wurde. »Jeder weiß, dass die richtige Etikette bei einer Geiselbefreiung vorschreibt, dass man die Terroristen, welche die Geiseln festhalten, zuerst über den genauen Zeitpunkt informieren muss, zu dem man die Geiseln befreien will«, twitterte eine Person als Reaktion auf die Frage der BBC-Reporterin.

»LOL Stop! Das haben die wirklich gefragt?«, twitterte ein anderer. »Haben Sie geantwortet, nachdem Sie zu aufgehört hatten zu lachen?«, richtete ein Dritter seine Frage an Conricus. Die Jewish Press wiederum betitelte ihren Bericht über das Interview mit den Worten: »Unglaubliche Selbstbeherrschung, israelischer Gast bezeichnete BBC’s Helena Humphrey nicht als Idiotin.«

Zu klärende Fragen

Der offensichtlich unsinnigen Frage zum Trotz versuchte der Fachmann, den ernsthaften Punkt einer Mitschuld der Zivilbevölkerung des Gazastreifens an den Verbrechen der Hamas zu vermitteln. »Das Problem der Zivilisten muss unparteiisch analysiert und verstanden werden«, sagte er. »Nach den Berichten, die ich erhalten habe, und auch nach Aussagen eines Hamas-Sprechers wurden die israelischen Geiseln von palästinensischen Zivilisten in einem palästinensischen Zivilgebiet festgehalten und eingesperrt.«

Der ehemalige Israel-Sprecher erklärte, die Kooperation der palästinensischen Zivilbevölkerung müsse untersucht werden: »Wer waren die Leute, die diese israelischen Zivilisten acht Monate lang gefangen hielten? Warum haben sie das getan? Welche Rolle spielten die umliegenden Gemeinden und die Hunderte, wenn nicht Tausende an Palästinensern, die mit Sicherheit von den israelischen Geiseln in ihrer Mitte wussten? Warum haben sie sich mit der Hamas verschworen?«

Humphrey widersprach Conricus und sagte, man wisse nicht, »ob sie zwangsläufig Komplizen der Hamas waren, bei all den Opfern, die es gab«. Nach Angaben der Hamas sollen bei dem Angriff etwa zweihundert Menschen getötet worden sein. Conricus erklärte, während der Operation sei es zu einem »signifikanten Feuergefecht« zwischen den IDF und den Hamas-Terroristen gekommen.

»Nach Aussagen israelischer Soldaten waren Panzerfäuste im Einsatz, es gab schweres Maschinengewehrfeuer und abgeschossene Granaten. Ich denke, wir können nicht ausschließen, dass zumindest einige der angeblichen palästinensischen Opfer das Ergebnis des rücksichtslosen palästinensischen Feuers selbst waren. Sie können auch das Opfer israelischen Feuers sein, wir wissen es nicht. Aber das Entscheidende ist, dass wie vor vier Monaten in Rafah israelische Zivilisten von palästinensischen Zivilisten als Geiseln genommen wurden.«

Bei der Operation wurden vier Geiseln befreit: Noa Argamani, Almog Meir Jan, Andrey Kozlov und Shlomi Ziv, die alle am 7. Oktober vorigen Jahres vom Supernova-Music Festival entführt und fast acht Monate lang als Geiseln gehalten worden waren.

Auf die Frage von Humphrey, ob die Razzia die Waffenstillstandsgespräche gefährde, lehnte Conricus einen Waffenstillstand als »ein anzustrebendes Ziel« ab. Vielmehr sollte Israel einen »Sieg« über die Hamas anstreben. »Ein Sieg, um die israelische Zivilbevölkerung in ihrer Heimat zu schützen. Ein Sieg, um die Geiseln frei zu bekommen. Ein Waffenstillstand ist meiner bescheidenen Meinung nach eine Niederlage für Israel und ein Sieg für die Hamas.«

Häme auch in Israel

In der Zwischenzeit berichtete Ynet, dass die arabisch-israelische Schauspielerin Lama Tatour, welche die arabische Kultursendung Perspective des israelischen Senders Keshet moderierte, entlassen wurde, nachdem sie ein Bild von Argamani zusammen mit einigen unfreundlichen Kommentaren veröffentlicht hatte. »So sieht eine Geisel nach neun Monaten Gefangenschaft aus? Ihre Augenbrauen sehen besser aus als meine! Ihre Haut! Die Haare! Die Nägel! Dafür mussten unschuldige Kinder und Frauen getötet werden«, postete Tatour auf Instagram.

Der Produzent der Sendung, Khaled Natour, antwortete ihr daraufhin, sie könne »so etwas nicht schreiben. Dies ist ein glücklicher Tag für den Staat Israel.« Die Moderatorin erwiderte, Juden hätten ähnliche Dinge gesagt, woraufhin sie sofort suspendiert wurde, bevor sie kurz danach vom TV-Sender entlassen wurde: »Wir verurteilen die Äußerungen, welche die Schauspielerin Lama Tatour heute in den sozialen Medien gemacht hat, aufs Schärfste«, heißt es in einer Erklärung.

Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

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