Laut der britischen Medienaufsichtsbehörde wurden dem Publikum in einer BBC-Dokumentation über den Gazastreifen entscheidende Informationen vorenthalten.
Das Büro der britischen Medienaufsichtsbehörde Ofcom (Office of Communications) rügte die BBC am 17. Oktober wegen deren Dokumentation »Gaza: How to Survive a Warzone« und bezeichnete die Sendung als »erheblich irreführend. … Da dies einen ernsthaften Bruch unserer Regeln darstellt, weisen wir die BBC an, eine Erklärung unserer gegen sie gerichteten Untersuchungsergebnisse um 21 Uhr auf BBC 2 an einem noch bekanntzugebenden Datum zu senden.« Im Jahr 2009 wurde die BBC schon einmal von Ofcom sanktioniert und musste eine Entschuldigung senden.
Die inkriminierte einstündige Dokumentation wurde am 17. Februar gesendet und folgt dem Konflikt zwischen Israel und der Hamas aus den Augen dreier Kinder, welche die Situation kommentieren. Der Haken dabei: Eines davon ist der vierzehnjährige Abdullah, der im Abspann des Films als Abdullah al-Yazouri gelistet ist. Abdullahs Vater ist Ayman Alyazouri, der stellvertretende Landwirtschaftsminister in der von der Hamas geführten Regierung von Gaza, was in der Dokumentation jedoch nicht zur Sprache kommt.
Schuldabwälzung
Ihre Untersuchung sei »zu dem Ergebnis gekommen, dass die fehlende Offenlegung durch den Sender, dass der Vater des Erzählers eine Position in der Hamas-geführten Regierung innehat, erheblich irreführend war«, verkündete Ofcom in seinem Entscheid. »Dies bedeutet, dass dem Publikum entscheidende Informationen vorenthalten wurden, die höchst relevant für die Einschätzung des Erzählers und der dargebotenen Informationen sein könnten.«
Die BBC betonte, ihr Generaldirektor habe sich bereits früher für die Dokumentation entschuldigt und eingestanden, dass »bei der notwendigen Sorgfalt ein bedeutsames Scheitern« vorlag.
Der Direktor der Abteilung für Redaktionelle Beschwerden und Überprüfungen bei der BBC, Peter Johnston, machte in einer am 14. Juli veröffentlichten, 31-seitigen Beurteilung der Dokumentation zum großen Teil die Produktionsfirma Hoto Films verantwortlich. Diese »hätte der BBC die fraglichen Informationen mitteilen müssen«, habe dies aber verabsäumt und sei deshalb »die Seite mit der größten Haftbarkeit für die Fehler«.
Währenddessen erklärte Ofcom, das Versagen des Senders drohe das hohe Niveau an Vertrauen, das das Publikum in das BBC-Programm über den Israel-Gaza-Krieg gesetzt haben dürfte, zu untergraben. Israels Außenministerium kommentierte die Ergebnisse der Untersuchung mit den Worten: »Transparenz ist nicht optional. Sie ist eine grundlegende Anforderung journalistischer Standesethik.«






