Eine Untersuchung der BBC-Berichterstattung über den Gaza-Krieg deckt zahlreiche Verstöße gegen das journalistische Objektivitätsgesetz auf.
In der Vergangenheit hat Mena-Watch wiederholt darüber informiert, wie voreingenommen und stellenweise regelrecht feindlich der britische TV-Sender BBC immer wieder über Israel berichtet. Eine am Wochenende veröffentlichte Analyse stellt nun systematisch dar, dass die BBC in den vier Monaten nach dem 7. Oktober 1.553 mal gegen ihre eigenen Richtlinien verstoßen hat, indem sie den Terrorismus der Hamas herunterspielte und Israel als Aggressor darstellte.
»Die Ergebnisse offenbaren ein zutiefst beunruhigendes Muster von Voreingenommenheit und mehrfachen Verstößen der BBC gegen ihre eigenen redaktionellen Richtlinien zu Unparteilichkeit, Fairness und Wahrheitsfindung«, heißt es in der Untersuchung, von der die britische Zeitung The Telegraph ausführlich berichtete.
Der britische Anwalt Trevor Asserson, der sich seit Langem gegen die Voreingenommenheit der BBC im Besondereneinsetzt und unlängst eine Organisation namens Campaign for Media Standards gründete, um die subjektive Berichterstattung der britischen Medien im Allgemeinen aufzudecken, leitete die Studie; unterstützt von einem Team aus jeweils rund zwanzig Anwälten und Datenwissenschaftlern.
Voreingenommenheit und Einseitigkeit
Dabei wurde künstliche Intelligenz eingesetzt, um neun Millionen Wörter der BBC-Nachrichten zu analysieren. Es stellte sich heraus, dass BBC-Journalisten den Terrorismus der Hamas wiederholt herunterspielten und Israel als militaristisch und aggressiv darstellten sowie ihm einseitig Kriegsverbrechen, Völkerrechtsbruch und sogar Völkermord unterstellten. So wurde Israel im Untersuchungszeitraum viermal häufiger mit Kriegsverbrechen in Verbindung gebracht als die Hamas (127/30), sechsmal häufiger mit der Verletzung des Völkerrechts (167/27) und vierzehnmal häufiger mit Völkermord (283/19).
Einige von der BBC für die Berichterstattung über den aktuellen Krieg zwischen Israel und der Hamas eingesetzte Journalisten hatten bereits zuvor Sympathie für die Hamas gezeigt und sogar deren Terrorismus gefeiert, so der Bericht. So entschuldigte etwa der internationale BBC-Journalist Jeremy Bowen die Hamas-Terrorakte, indem er Israel mit Russland und dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine verglich, während die internationale Chefkorrespondentin des Sender, Lyse Doucet, die Angriffe auf Israel herunterspielte.
Besonders gerügt wird in dem Bericht der arabische Kanal der BBC, der in seinen Meldungen über den Gaza-Krieg als einer der parteiischsten aller internationalen Medien bezeichnet wird. Die Analyse hält elf Fälle fest, in denen BBC Arabic für seine Berichte Reporter einsetzte, die zuvor öffentlich ihre Unterstützung des Terrorismus und insbesondere der Hamas geäußert hatten. Dabei wird die im Libanon lebende BBC-Arabic-Reporterin Mayssaa Abdul Khalek zitiert, die den »Tod Israels« gefordert und getwittert hat: »Herr Hitler, erstehen Sie auf, es gibt ein paar Leute, die verbrannt werden müssen.« Marie-Jose Al Azzi, eine weitere im Libanon ansässige Mitarbeiterin, bezeichnete Israel als »terroristischen Apartheidstaat«.
Kritik aus eigenen Reihen
Der ehemaliger BBC-Manager Danny Cohen sprach von einer »institutionellen Krise« bei der nationalen Rundfunkanstalt Großbritanniens und fordert eine unabhängige Untersuchung der Berichterstattung über den Gaza-Krieg. Die Campaign Against Antisemitism und die National Jewish Assembly schlossen sich dem Ansinnen an.
Der Schatten-Vizepremierminister Oliver Dowden sagte, die BBC sei »einer der besten Nachrichtendienste der Welt und wenn man hört, dass die Standards in einer so schwerwiegenden Art und Weise wie dieser abstürzen, riskiert man, dass der Ruf unseres Nachrichtendienstes getrübt wird. Man sollte sich ernsthaft fragen, warum dies geschehen konnte, und die Gebührenzahler sollten erwarten, dass sich die BBC an ihre eigenen redaktionellen Richtlinien hält.«
Nach dem Massaker vom 7. Oktober 2023 wurde die BBC kritisiert, weil sie es versäumt hatte, Hamas-Mitglieder als »Terroristen« zu bezeichnen. Ende Oktober erklärte der Sender, er werde die Hamas »wo immer möglich« als »verbotene terroristische Organisation« bezeichnen. Der nun veröffentlichte Bericht ergab jedoch, dass die Hamas nur bei 409 von 12.459 Erwähnungen – und damit in 3,2 Prozent der Fälle – in den untersuchten vier Monaten als »verbotene«, »eingestufte« oder »anerkannte« Terrororganisation bezeichnet wurde.
Greg Smith, ein Mitglied der Konservativen Partei, der in der Schattenregierung sowohl als Verkehrs- als auch Wirtschaftsminister fungiert, sagte: »Wir wussten nach dem 7. Oktober, dass die BBC Schwierigkeiten hatte, Terroristen als Terroristen zu bezeichnen. Es gibt nun klare Gründe für Ofcom [Amt für Kommunikation, Anm. Mena-Watch] und das Ministerium für Kultur, Medien und Sport, alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, um eine bessere Einhaltung der Regeln für Neutralität und faire Berichterstattung in der BBC-Charta zu erreichen.«
BBC uneinsichtig
Die BBC erklärte, sie werde den Bericht, der dem Generaldirektor, dem Vorsitzenden und anderen Vorstandsmitgliedern vorgelegt wurde, »sorgfältig prüfen«, doch ein Sprecher kritisierte die Untersuchung bereits und erklärte, das Unternehmen habe »ernste Fragen« zu ihrer Methodik.
Ein weiterer erklärte die Anschuldigungen gegen die Mitarbeiter als haltlos und sagte, der Sender weise »die Behauptung, unsere Reporter hätten ›Terrorakte gefeiert‹, entschieden zurück. Auch weisen wir den Angriff auf einzelne BBC-Mitarbeiter, die alle nach denselben redaktionellen Richtlinien arbeiten, entschieden zurück.«
Der ehemalige Minister der Labour Party, Ian Austin, warf der BBC »selbstherrliche Arroganz« vor, weil sie Kritik an ihrer Unparteilichkeit immer wieder zurückweise. Der Ehrenvorsitzender der Conservative Friends of Israel, Stuart Polak, sagte, es gebe »ein klares Muster. Auch andere Rundfunkanstalten haben Fehler gemacht, aber die BBC macht es immer wieder falsch. Es ist beschämend, es ist falsch und was noch schlimmer ist: die BBC weiß es.«
Nach Gideon Falter, Geschäftsführer der Camapign Against Antisemitism, bestätige diese Untersuchung mit empirischen Daten, was die jüdische Gemeinschaft schon lange wisse: »Trotz ihrer hartnäckigen Behauptung, unparteiisch zu sein und ihrer Hartnäckigkeit gegenüber Beschwerden ist die ideologische Voreingenommenheit der BBC jetzt beschämend deutlich. Die BBC sollte sich für ihre voreingenommene und hetzerische Berichterstattung entschuldigen, aber da die BBC jahrzehntelang so hartnäckig ihre Reihen geschlossen und geleugnet hat, dass es ein Problem gibt, muss die grundlegende Reform, die ganz offensichtlich notwendig ist, von außen kommen. Die Antwort auf diesen Bericht muss der Beginn einer transparenten und ungehinderten öffentlichen Untersuchung sein.«
Diese forderte auch Laurence Julius, stellvertretender Vorsitzende der National Jewish Assembly: »Die BBC als das einflussreichste Medienunternehmen der Welt mit einem globalen Publikum von über fünfhundert Millionen Menschen, darunter einflussreiche Vordenker, hat die Pflicht, Nachrichten ohne Voreingenommenheit oder Verzerrung zu berichten und den Kontext zu erklären. Die BBC hat kläglich versagt und fördert damit eine israelfeindliche und antisemitische Berichterstattung in ihrem gesamten Netzwerk. Das muss sich ändern.«