Basra: Proteste im Süden des Irak weiten sich aus

Basra: Proteste im Süden des Irak weiten sich aus„Am Freitag stürmten hunderte Iraker den Flughafen der schiitischen heiligen Stadt Nadschaf und stoppten den Flugverkehr. Damit weiteten sich die Proteste gegen den schlechten Regierungsstil und die Korruption, die in der südirakischen Stadt Basra begonnen hatten, aus. Der oberste schiitische Kleriker im Irak Großayatollah Ali al-Sistani brachte seine Solidarität mit den Demonstranten zum Ausdruck. Sie seien in der brütenden Sommerhitze mit einem ‚extremen Mangel an öffentlichen Diensten‘ wie der Stromversorgung konfrontiert. ‚Wir können die Forderungen unserer lieben Bürger nur unterstützen, da uns ihr Leiden nahegeht‘, ließ Sistani in einer live im Fernsehen übertragenen Freitagspredigt durch einen Mitarbeiter erklären. Sistani, der Millionen Anhänger hat, interveniert selten in politischen Fragen, genießt in der Öffentlichkeit aber erheblichen Einfluss. (…)

Zuvor waren Bewohner der Ölstadt Basra am fünften Tag in Folge auf die Straßen geströmt und hatten den Zugang zu dem nahegelegenen Gutshafen in Umm Qasr blockiert. Angesichts des zunehmenden öffentlichen Ärgers über die Arbeitslosigkeit und mangelnden öffentlichen Dienste kam es auch in den Städten Amara und Nasiriya zu Protesten. In Amara besetzten die Demonstranten einem Vertreter der Sicherheitskräfte zufolge das Hauptquartier des Provinzgouverneurs, bewarfen Zweigstellen der schiitischen Dawa-Partei und der mächtigen Badr-Organisation, die enge Verbindungen zum Iran unterhält, mit Steinen und verprügelten Polizisten. Die Sicherheitskräfte trieben die Demonstranten schließlich auseinander. (…)

Die irakische Regierung wird sich schwertun, die Lebensbedingungen in Basra zu verbessern. Einst wegen seiner Kanäle als das ‚Venedig des Nahen Ostens‘ bekannt, ist die Stadt heute verfallen. Nach dem dreijährigen Krieg gegen den Islamischen Staat benötigt der Irak zig Milliarden Dollar für den Wiederaufbau. Lange vernachlässigt, gehört Basra zu den wenigen Städten im Nahen Osten ohne wirksame Wasseraufbereitungsanlage. Viele seiner Wasserwege sind stehende Kloaken. Regierungsvertreter erklären den Zustand mit einer öffentlichen Haushaltskrise infolge der seit Jahren sinkenden Ölpreise.“ (Aref Mohammed: „Iraq protests spread to Najaf in fifth day of unrest over services, corruption“)

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!