„Obama trat sein Amt mit der Überzeugung an, dass die USA ihre Kräfte überdehnt hatten und nicht auf der ganzen Welt Polizist spielen konnten. Den Widerspruch zur ungebrochenen Ambition auf eine globale Führungsrolle suchte er mit dem Motto ‚Führen von hinten‘ zu überbrücken: Fortan sollten regionale und lokale Partner die Hauptlast bei der Krisenbewältigung tragen und die USA nur eine organisatorische Rolle im Hintergrund spielen. Obama hoffte, auf diese Weise dem Morast der Außenpolitik zu entgehen und sich auf seine Prioritäten daheim, vor allem in der Sozialpolitik, konzentrieren zu können.
Doch was die Administration als ‚smarte‘ Politik anpries, war in Wirklichkeit ein Teilrückzug aus der globalen Verantwortung, mit verheerenden Folgen. Schon die Libyen-Intervention von 2011 entlarvte die Schwächen des ‚leading from behind‘: Der Sturz Ghadhafis gelang zwar, doch für die Stabilisierung des Bürgerkriegslandes fühlte sich danach niemand verantwortlich. Nicht eine Überforderung der USA und ihrer Verbündeten war der Grund, sondern reines Desinteresse. Obamas Kurs lässt sich jedoch nicht beurteilen, ohne ihn vor dem Hintergrund der größten menschlichen Katastrophe der Gegenwart zu sehen: des Krieges in Syrien.“ (Andreas Rüesch: „Die frühpensionierte Supermacht“)