Israel und Bahrain wollen Freihandelspakt schließen 

Der israelische Botschafter in Manama, Eitan Na'eh, mit dem Wirtschafts- und Handelsminister Bahrains, Abdulla bin Adel Fakhro, bei einem Empfang zu Israels 75. Geburtstag
Der israelische Botschafter in Manama, Eitan Na'eh, mit dem Wirtschafts- und Handelsminister Bahrains, Abdulla bin Adel Fakhro, bei einem Empfang zu Israels 75. Geburtstag (Quelle: JNS)

Der israelische Tourismusminister Haim Katz und Wirtschaftsminister Nir Barkat werden demnächst zu einem Besuch im Golfstaat Bahrain erwartet. 

Etgar Lefkovits 

Israel und Bahrain werden in Kürze ein Freihandelsabkommen unterzeichnen, wobei das Inselkönigreich als Tor zur Ausweitung der Beziehungen zu den arabischen Ländern am Golf dienen könne, gab der israelische Gesandte in Manama, der Hauptstadt von Bahrain, am Sonntag bekannt.

Botschafter Eitan Na’eh äußerte sich vor dem Hintergrund verstärkter diplomatischer Bemühungen um ein Normalisierungsabkommen zwischen Israel und Saudi-Arabien sowie der Intensivierung der Verhältnisse zwischen Israel und den Golfstaaten. »Hier besteht die Möglichkeit, unsere Beziehungen nicht nur zu Bahrain, sondern auch zu den arabischen Golfstaaten auszubauen«, sagte Na’eh, der hinzufügte, die beiden Länder würden bald ein Freihandels- und ein Investitionsschutzabkommen abschließen. »Bahrain kann der Verbindungspunkt zwischen Ost und West sein.« Datum und Ort der Unterzeichnung stehen noch nicht fest, aber der israelische Wirtschaftsminister Nir Barkat wird Bahrain in den kommenden Monaten besuchen.

Israel und Bahrain haben ihre Beziehungen im Jahr 2020 im Rahmen des Abraham-Abkommens normalisiert, das unter der ehemaligen US-Regierung von Donald Trump abgeschlossen wurde und in dessen Rahmen Jerusalem auch Beziehungen zu den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Marokko und zum Sudan aufnahm. Im vergangenen Jahr schloss Israel ein Freihandelsabkommen mit den VAE, das erste mit einem arabischen Land, das nach offiziellen Schätzungen das jährliche Handelsvolumen in den nächsten fünf Jahren von 1,12 Mrd. auf 9,35 Mrd. Euro erhöhen wird. Die Wirtschaftsbeziehungen mit dem benachbarten Bahrain hingegen hinken noch hinterher.

Wachsende Bindungen, erste Besuche

Israel und die beiden Golfstaaten, die im Iran einen gemeinsamen Feind haben, unterhalten seit Jahren verdeckte Sicherheitsbeziehungen, die seit der Unterzeichnung der Friedensabkommen zunehmend offenkundig geworden sind. Im vergangenen Jahr reisten der damalige Ministerpräsident Naftali Bennett und Staatspräsident Isaac Herzoggetrennt voneinander nach Bahrain – die ersten Staatsbesuche eines israelischen Regierungschefs bzw. Staatsoberhaupts in diesem Königreich.

In der vergangenen Woche veranstaltete die israelische Botschaft in Manama zum zweiten Mal einen Empfang anlässlich des israelischen Unabhängigkeitstags – die größte Veranstaltung des heurigen Jahres in der Gesandtschaft –, nachdem sie 2022 mit der ersten Feierlichkeit dieser Art in der Golfregion Pionierarbeit geleistet hatte. Etwa vierzig Prozent der geladenen dreihundert Gäste waren Unternehmer, so Na’eh, während die Regierung von Bahrain durch den Minister für Industrie und Handel Abdulla bin Adel Fakhro vertreten war.

»Wir stellen fest, dass im Wirtschaftssektor ein wachsendes Interesse an der Förderung der Beziehungen besteht«, erklärte der israelische Botschafter, und nannte die Bereiche Hightech, Landwirtschaft, Energie, Wasser, Cybersicherheit und Bauwesen als einige, die für bahrainische Unternehmer am interessantesten sind.

Der Inselstaat im Golf ist über einen ca. 24 Kilometer langen Damm mit Saudi-Arabien verbunden und bietet Israel ein Tor zu Saudi-Arabien und darüber hinaus, da Unternehmer aus allen arabischen Ländern das Königreich durchqueren. »Es gibt ein Interesse an direkten Geschäften mit Israel unter den saudischen Unternehmern und auf hoher Beamtenebene«, sagte Na’eh. Dennoch mahnte der erfahrene Diplomat, der vor seiner jetzigen Tätigkeit in London, Ankara und Dubai tätig war, zur Geduld: »So etwas geschieht nicht über Nacht. Man braucht viel Geduld, das richtige Tempo und Fingerspitzengefühl.«

Brücke Tourismus

Im Bestreben, den Frieden zwischen den Menschen zu stärken, wird Israels Tourismusminister Haim Katz Ende des Monats Manama besuchen. Seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens waren nur 600 Touristen aus Bahrain in Israel, während etwa 6.000 Israelis nach Manama gereist sind. Die Zahlen sind äußerst niedrig, insbesondere im Vergleich zu den benachbarten Vereinigten Arabischen Emiraten, was auf Bahrains rigide Maßnahmen während der Corona-Pandemie zurückzuführen ist, als das Land größtenteils geschlossen war und für die Einreise Visa benötigt wurden.

»Wir wissen, dass Touristen die Brücke zu besseren Beziehungen sind«, ist sich Eitan Na’eh bewusst und wies darauf hin, dass man sich auf gutem Wege dahin befinde. So sei auf dem Empfang zum Unabhängigkeitstag in der israelischen Botschaft eine Ausstellung von Fotos gezeigt worden, die von Bahrainern gemacht wurden, die Israel besucht hatten.

Den Frieden stützen

Das mehrheitlich schiitische Land, in dem die Fünfte Flotte der US-Marine stationiert ist, wird seit 240 Jahren von der sunnitischen Familie Al Khalifa regiert. Die Normalisierung des Verhältnisses zu Israel ist unter der schiitische Mehrheit Bahrains nach wie vor umstritten. 

Wie der Rest der arabischen Welt ist das Land seit Jahrzehnten der anti-israelischen Hetze ausgesetzt, die heute durch die sozialen Medien noch verstärkt wird. Dennoch wird immer wieder versucht, das heikle Thema anzusprechen. Im März fand in Manama eine gemeinsam mit der in Tel Aviv ansässigen gemeinnützigen Organisation Start-up Nation Central organisierte Hightech-Konferenz mit dem Titel Connect to innovate statt, die Hunderte von israelischen und bahrainischen Wirtschaftsführern zusammenbrachte.

Ein Vorschlag zur Aufnahme der Holocaust-Erziehung in den staatlichen Schullehrplan in Bahrain, ähnlich wie in den Vereinigten Arabischen Emiraten, wird derzeit geprüft. »Was Sie hier sehen, ist erst der Anfang«, so der optimistische Botschafter.

(Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News SyndicateÜbersetzung von Alexander Gruber.)

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