Seit ihrer Eroberung der jemenitischen Hauptstadt gehen die Huthi-Milizen brutal gegen die religiöse Minderheit der Bahai vor, deren Anhänger unterdrückt und verfolgt werden.
Bewaffnete Huthi-Milizionäre verübten am 25. Mai einen gewaltsamen Überfall auf eine friedliche Versammlung von Bahai im jemenitischen Sanaa, bei dem sie mindestens 17 Personen, darunter fünf Frauen, festnahmen und verschleppten, von denen bislang jede Spur fehlt. Unter ihnen befand sich auch ein junges Ehepaar mit einem 18 Monate alten Kind. Zum Zeitpunkt der Verhaftung wurde das Kind von seinen Großeltern betreut und ist nun von seinen Eltern getrennt.
Die Razzia sei der jüngste Schlag gegen die massiv verfolgte Religionsgemeinschaft der Bahai im Jemen, erklärte die Internationale Bahai-Gemeinde (BIC), welche die sofortige Freilassung der Inhaftierten fordert.
»Überall in der arabischen Region sehen wir, wie sich die Regierungen bemühen, auf Frieden hinzuarbeiten, überholte soziale Unterschiede beiseitezulegen, ein friedliches Zusammenleben zu fördern und in die Zukunft zu blicken«, sagte Bani Dugal, der Hauptvertreter des BIC bei den Vereinten Nationen. Die Huthi-Behörden in Sanaa hingegen steuerten in die entgegengesetzte Richtung, indem sie die Verfolgung religiöser Minderheiten verstärken »und dreiste bewaffnete Überfälle auf friedliche und unbewaffnete Zivilisten verüben«. Damit verletzten die Huthis die Menschenrechte der Bahai und vieler anderer Menschen immer wieder aufs Neue, was aufhören müsse, hieß es in Dugals Erklärung.
Verstoß gegen die Religionsfreiheit
Der Angriff erfolgte, als sich eine Gruppe von Bahai in einem Privathaus versammelt hatte, um das nationale Leitungsgremium der Gemeinschaft zu wählen, was einen klaren Verstoß gegen die Religions- und Weltanschauungsfreiheit und das in den internationalen Pakten verankerte Recht darstellt, sich zu versammeln und religiöse und gemeinschaftliche Angelegenheiten zu regeln.
Die Bahai haben keinen Klerus, sondern wählen jährlich Räte, die sich um die geistigen und materiellen Bedürfnisse ihrer Gemeinden kümmern. Der Bahai-Glaube entwickelte sich im 19. Jahrhundert. Sein Schwerpunkt liegt auf der Etablierung des globalen Friedens, sein religiöses Zentrum befindet sich in der im Norden Israels gelegenen Stadt Haifa. Die Bahai leiden seit ihrer Existenz unter Verfolgungen und werden – speziell im Iran und im Jemen – immer wieder als Sündenböcke für politische Missstände und Konflikt mussbraucht.
Die Glaubensgemeinschaft besteht weltweit aus fünf bis acht Millionen Anhängern; ihre größten Gemeinden befinden sich in den USA, in Indien und in Kenia, während in Sanaa nur etwa zweitausend Bahai leben.
Seitdem Sanaa im Jahr 2014 von den Huthis erobert wurde, leiden die Bahai unter Verhaftungen, Inhaftierungen, Verbannungen, Verhören und Folter sowie unter öffentlichen Aufrufen zur Gewalt durch die Huthis, die in der Vergangenheit auch immer wieder Bahai-Eigentum beschlagnahmt haben.