Zwei Krankenpfleger in einem australischen Krankenhaus prahlten vor laufender Kamera damit, israelische Patienten ermordet zu haben.
Ob an den Behauptungen der beiden Pfleger etwas dran ist, weiß niemand. Nun untersucht das Krankenhaus Patientenakten. Bislang seien »keine Hinweise« darauf gefunden worden, dass »Patienten Schaden zugefügt« worden sei, heißt es. Über diesen schwer fassbaren Vorfall berichteten dieser Tage australische Medien, die Nachrichtenagentur AP und die britische BBC. Das Video ist unter anderem auf X zu sehen und stammt von dem israelischen Content-Ersteller Max Veifer.
🚨SHOCKING: Chilling footage has emerged of a NSW Health doctor and his nurse claiming to have killed Israeli patients
Please spread this video to help identify the racist perpetrators pic.twitter.com/RZmlTI5Y6x
— Avi Yemini (@OzraeliAvi) February 11, 2025
Die beiden Krankenpfleger wurden mittlerweile als Ahmad Rashad Nadi and Sarah Abu Lebdeh identifiziert; sie sollen im Krankenhaus Bankstown in Sydney angestellt sein. Laut BBC traf Veifer die beiden Gesprächspartner über die App Chatruletka, eine anonyme Online-Plattform, die User nach dem Zufallsprinzip für einen Videochat zusammenbringt. Nadi und Lebdeh tragen in dem Video blaue Arbeitsuniformen und befinden sich in einem Büroraum mit einem Fenster zum Gang, wie auch bei Dienstzimmern in einem Krankenhaus.
Nadi behauptete (fälschlicherweise, wie mittlerweile bekannt ist), Arzt zu sein. Dann sagt er zu Veifer, dieser habe »schöne Augen« und fügte hinzu: »Es tut mir leid, dass Sie Israeli sind», denn er schicke Israelis ins Dschahannam(im Islam ein Name für die Hölle). Daraufhin beugte sich seine Kollegin Sarah Abu Lebdeh vor die Kamera und sagte, dass »eines Tages« Veifers »Zeit kommen« und er sterben werde, »auf die schrecklichste Art«, das solle er sich merken. Auch behandle sie keine Israelis, denn: »Ich werde sie nicht behandeln, ich werde sie töten.«
Veifer fragte: »Sie werden sie töten? Wenn also ein Israeli in Australien ist und ihm, Gott bewahre, etwas passiert und er in Ihr Krankenhaus kommt … würden Sie ihn töten?« – »Okay, Sie haben keine Ahnung, wie viele israelische (Fluch auf Arabisch) Hunde in dieses Krankenhaus kamen und (Arabisch) ich sie ins Dschahannam geschickt habe.« Dabei machte er eine Geste, als würde er sich die Kehle durchschneiden und stieß einen hellen Pfiff aus.
Das Video wurde bearbeitet, Emojis wurden hinzugefügt und einige Kommentare ausgeblendet, aber an der Authentizität haben die Behörden keine Zweifel.
Ermittlungen eingeleitet
Der Gesundheitsminister des australischen Bundesstaates New South Wales (NSW), Ryan Park, sagte über die Pfleger im Video: »Sie sind abscheuliche, widerwärtige und gestörte Individuen.« Die NSW-Gesundheitsstaatsekretärin Susan Pearce betonte, die beiden Personen im Video seien keine Ärzte, das könne sie »anhand der Farbe ihrer Uniformen ziemlich genau erkennen«. Die beiden seien suspendiert worden und Ermittlungen gegen sie eingeleitet. Park erklärte, der Vorfall werde gründlich untersucht: »Die Personen, die Gegenstand dieser Untersuchung sind, werden nie wieder für New South Wales Health arbeiten.«
Für Alex Ryvchin vom Exekutivrat der australischen Juden ist das Video, »das wir gesehen haben, absolut erschreckend und entsetzlich. Die unverschämte Art, die Offenheit und das Selbstbewusstsein, mit denen diese Leute über das Töten und Foltern und den Wunsch nach dem Tod von Israelis sprachen, und das insbesondere von unseren medizinischen Fachkräften, an die wir uns für Pflege und Unterstützung wenden, ist entsetzlich und hätte nie passieren dürfen.«
Auch der australische Premierminister Anthony Albanese kommentierte den Fall: »Diese Leute haben Verbrechen begangen und sollten mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden.«
Kritik und Relativierung
Jamal Rifi, ein libanesisch-australischer Arzt und Gründungsmitglied von Muslim Doctors Against Violence sowie der Christian Muslim Friendship Society, sagte in einer Fernsehsendung, er sei von dem Video schockiert. »Kein Arzt sollte jemals jemanden aufgrund seiner Religion, Kultur oder Nationalität anders behandeln. Wir behandeln sie wie Menschen.« Rifi erklärte, er habe mit Leuten gesprochen, welche die beiden Krankenpfleger kennen, die ebenfalls zutiefst bestürzt über das Video seien.
Nachdem bekannt geworden war, dass Ahmad Rashad Nadi aus Afghanistan nach Australien eingewandert war, veröffentlichten Verbände der Hazara-Afghanen in Australien eine Erklärung, in der sie sich von ihm distanzieren: »Wir, die unterzeichnenden Hazara-Gemeinschaftsorganisationen aus ganz Australien, verurteilen die gemeldeten antisemitischen Kommentare zweier Krankenpfleger in NSW sowie jegliche Form von Gewalt und Extremismus aufs Schärfste.«
Die Drohungen seien abscheulich und verstießen gegen die »Grundprinzipien der Gesundheitsfürsorge, die vorschreiben, dass alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, eine mitfühlende und gerechte Behandlung verdienen«. Die Kommentare seien zutiefst verstörend und stünden »im Widerspruch zu allem, wofür wir als Gemeinschaft stehen«.
Besonders traurig sei man darüber, »dass eine der beteiligten Krankenpfleger Berichten zufolge in jungen Jahren aus Afghanistan gekommen ist. Obwohl wir verstehen, dass jeder Einzelne für sein eigenes Handeln verantwortlich ist, möchten wir betonen, dass diese Ansichten nicht die Werte der Diasporagemeinschaften aus Afghanistan widerspiegeln. Die vielfältigen Diasporagemeinschaften aus Afghanistan haben selbst erhebliche Verfolgung erfahren und verstehen den Schmerz und das Leid, das durch Diskriminierung und Hass verursacht wird.«
Während einige islamische Imame und Verbände die beiden Krankenpfleger verurteilten und betonten, dass deren Drohungen nicht im Einklang mit den »Werten des Islam« stünden, kritisierte eine Koalition anderer islamischer Verbände die Reaktion von Medien und Politikern als übertrieben.
»Die Geschwindigkeit, Intensität und Einheitlichkeit der Reaktionen bestimmter politischer Führer und Medien« sei »aufschlussreich», zitierte die britische Tageszeitung The Guardian aus der Erklärung, in der es weiter heißt: Dieselben Stimmen, die nun die Krankenpfleger verurteilten, hätten »aktive diplomatische und journalistische Deckung für anhaltende Verbrechen der Zionisten geboten. In dieser Erklärung geht es nicht darum, unangemessene Bemerkungen zu verteidigen. Es geht darum, sich gegen die Doppelmoral und moralische Manipulation zu wehren, die im Spiel sind, während die Massenmorde an unseren Brüdern und Schwestern in Gaza mit Schweigen, Ablehnung oder Mittäterschaft beantwortet werden.»
Die Erklärung wurde von der Australian Federation of Islamic Councils, dem Islamic Council of Victoria, dem Islamic Council of Western Australia sowie mehreren lokalen islamischen Gemeindegruppen und Führungspersönlichkeiten unterzeichnet.
In Australien und insbesondere in Sydney gibt es seit Monaten eine möglicherweise koordinierte Serie von Brand- und anderen Anschlägen auf jüdische Einrichtungen. Dazu wurden in Wohngegenden mit vielen jüdischen Bürgern Autos angezündet und Farbanschläge auf Häuser verübt. Die Täter hinterließen an den Tatorten Hakenkreuze und antisemitische Parolen.