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Attentat auf christliche Schulkinder wegen US-Unterstützung für Israel

Anschlag auf christliche Schulkinder wegen US-Unterstützung für Israel
Anschlag auf christliche Schulkinder wegen US-Unterstützung für Israel (Imago Images / Pond 5 Images)

Im nordkalifornischen Oroville hat ein 56-jähriger Weißer einen Angriff auf eine konfessionelle Schule verübt, weil er diese mit Waffenlieferungen an Israel in Verbindung brachte.

Mit einer Schusswaffe verletzte Glenn Litton zwei Jungen lebensgefährlich, deren Verletzungen als »sehr, sehr schwer« bezeichnet wurden. Der 56-jährige Täter selbst wurde am Tatort tot aufgefunden, offenbar hatte er sich im Anschluss selbst getötet. Das FBI unterstützt die laufenden Ermittlungen. Beamte sagen, der Mann hatte es offenbar explizit auf diese Schule abgesehen und ein Treffen mit der Schulleitung genutzt, um sich Zugang zum Gelände zu verschaffen. Medienberichten zufolge war Litton vorbestraft – nicht aber wegen Gewalttaten – und psychisch krank. Seine kognitiven Fähigkeiten waren hingegen offensichtlich ausreichend, um den Anschlagsplan auszuarbeiten und auszuführen.

Die Opfer, der sechsjährige Roman Mendez und der fünfjährige Elias Wolford, wurden in einem örtlichen Krankenhaus behandelt und haben »einen sehr langen Weg der Genesung vor sich«, so Kory Honea, Sheriff von Butte County, auf einer Pressekonferenz. Der jüngere der beiden kann nach Angaben seiner Tante die Beine nicht mehr bewegen und wird vielleicht nie wieder laufen können.

Für den Nachrichtensender CNN ist der Fall ein weiterer in einer langen Reihe von Schusswaffenangriffen in Schulen: »Der Angriff auf die kleine Feather River Adventist School in Oroville ist ein weiteres Beispiel für die Geißel der Waffengewalt auf amerikanischen Schulgeländen. In diesem Jahr wurden in den USA bereits mindestens 78 Schusswaffenangriffe an Schulen registriert. Waffen sind in den USA die häufigste Todesursache bei Kindern. … Die Schule ist mit der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten verbunden, einem Teil der protestantischen Glaubensgemeinschaft, deren Anhänger an die Bibel als unfehlbares Wort Gottes und an die Wiederkunft Christi glauben. Die Anhänger besuchen samstags den Gottesdienst und fördern einen gesunden Lebensstil.«

Obwohl das alles richtig ist, blendet CNN hier aus, was noch über die Tat bekannt ist: Bei Litton wurde nach Angaben des örtlichen Sheriffs ein Schriftstück gefunden, in dem Litton von »Maßnahmen« gegen die Schule als Reaktion auf die US-Beteiligung am Konflikt im Nahen Osten gesprochen habe. Wie die Times of Israel berichtete, habe es in der Notiz geheißen, die »Hinrichtungen von Kindern« als »Reaktion auf Amerikas Beteiligung am Völkermord und der Unterdrückung der Palästinenser sowie auf die Angriffe auf den Jemen« durchführen zu wollen.

»Das war eine Motivation, die ihm im Kopf herumschwirrte. Wie es dazu kam, dass er die Geschehnisse in Palästina und im Jemen mit der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Verbindung brachte, darüber kann ich nicht spekulieren. Ich bin mir nicht sicher, ob wir das jemals erfahren werden«, sagte Honea. Der Umstand, dass die Schule von den Siebenten-Tags-Adventisten betrieben wird, die den Evangelikalen zugerechnet werden, verdient Würdigung.

Die örtliche Tageszeitung Oroville-Mercury Register hatte Ende November über Proteste beim nordkalifornischen Militärflughafen Travis berichtet, die sich gegen Waffenlieferungen an Israel gerichtet hatten und bei der es einige Festnahmen gab. 

Projektionsfläche Evangelikale

Evangelikale Christen machen etwa ein Drittel der US-Bevölkerung aus; unter den Protestanten sind es sechzig Prozent. Evangelikale werden oft mit dem konservativen politischen Spektrum assoziiert, doch auch der ehemalige Präsident Jimmy Carter hatte sich seit jeher dieser Strömung zugerechnet und galt in seiner Amtszeit als »Evangelikaler im Weißen Haus«. Feinde Israels verabscheuen die Evangelikalen oft genauso, wie sie den jüdischen Staat hassen. Der Grund sind Mutmaßungen über eine vermeintliche Allmacht der Evangelikalen als Strippenzieher hinter der Politik. So werden antisemitische Stereotypen auch auf sie projiziert, wie der folgende Text zeigt:

»Christliche Zionisten in den Vereinigten Staaten zögern nicht, mit Israel beim Völkermord an den Palästinensern zusammenzuarbeiten. Im Namen ihres religiösen Glaubens scheinen evangelikale Christen bereit zu sein, den kaltblütigen Mord an unschuldigen Zivilisten zu akzeptieren, wenn nicht gar zu billigen, während sie ungeduldig darauf warten, dass sich biblische Prophezeiungen erfüllen.«

Der Beitrag, der auf der englischsprachigen türkischen Website Politics Today erschien, gibt typische Schlagworte des linken und islamischen Anti-Israel-Diskurses im Hinblick auf Evangelikale wieder. 

Unter dem Titel »Warum unterstützen die evangelikalen Christen Israel?« interviewte ein Al-Jazeera-Moderator im Dezember 2023 den Chef der antiisraelischen »Menschenrechtsorganisation« Al-Haq, Jonathan Kuttab, der als palästinensischer Christ vorgestellt wurde. Kuttab bezichtigte die Evangelikalen pauschal, antisemitisch zu sein und Israel aufgrund einer »verdrehten Theologie« zu unterstützen. Die Zusage Gottes an Abraham und seine Nachkommen »Und ich will segnen, die dich segnen« (1. Mose 12,3) werde von Evangelikalen missverstanden, die nicht wüssten, dass sich das »auf Jesus Christus« beziehe.

Kuttab verbreitete hier die antisemitische Substitutionstheologie, wonach Gott das Volk Israel wegen der Kreuzigung Jesu verworfen und enterbt habe und alle Zusagen, die er den Juden gegeben habe, auf die Christen übergegangen seien. In dem Interview stellte Kuttab Evangelikale außerdem als gefährliche »Antisemiten« dar, während er Hamas-Anhänger – zwei Monate nach dem 7. Oktober 2023 – als »mild und moderat« bezeichnete und behauptete, die Hamas-Führung sei an einer »langfristigen Waffenruhe« interessiert. Der Moderator stellte fest, Evangelikale führten offenbar einen »heiligen Krieg«. 

Kein Zufall

Auch in Deutschland werden Evangelikale immer wieder als fanatische Strippenzieher amerikanischer Unterstützung für Israel dargestellt. »Was Evangelikale vereint, ist, dass sie die Bibel nahe am Text auslegen, sozial konservativ eingestellt sind und bedingungslos hinter dem Staat Israel stehen«, hieß es kürzlich in einem Beitrag der taz unter der Schlagzeile »Armageddon für Trump«.

Antisemitisch motivierte Anschläge auf jüdische Schulen sind leider bekannt. Im März 2012 ermordete Mohamed Merah drei jüdische Grundschulkinder und ihren Lehrer in der Ozar-Hatora Schule in Toulouse. Da Evangelikale aus Sicht mancher Israelfeinde als die vermeintlich mächtigen Helfer Israels in Washington angesehen werden, erscheint die Tat von Oroville als Parallele dazu. An einen Zufall mag man nicht glauben. So, wie es wohl auch keiner ist, dass der vom Täter genannte Bezug zu Israel von manchen Medien ausgeblendet wird.

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