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Arabische Welt hat Geschichte ihres Sklavenhandels nicht aufgearbeitet

„Die religiösen Führer in Mauretanien verurteilen die Sklaverei leider nicht. Denn auch sie zählen zur arabisch-berberischen Elite. Jahrelang habe ich den Obersten Rat für Fatwas und Beschwerden aufgefordert, ein islamisches Verbot der Sklaverei auszusprechen; irgendwann habe ich damit aufgehört, weil es aussichtslos war. Die herrschende Elite hat den Islam dazu benutzt, um die Sklaverei zu rechtfertigen. Für sie gilt das Versklaven von Menschen als sechster Pfeiler des Islam – neben den fünf Pfeilern, die für alle Muslime gelten. (…)

[Die Gegner der Sklaverei] gelten als anti-islamisch, weil die Sklaverei als ein heiliger, von Gott angeordneter Akt betrachtet wird. Meine Mitstreiter und ich wurden von den religiösen Autoritäten exkommuniziert und auch vom Staat als außerhalb des Islam stehend bezeichnet, also als Apostaten, die den Tod verdienen. Das ist ihre Sicht des Islam. Ich bin bekennender Muslim, ich komme gerade von der Pilgerfahrt in Mekka, aber ich verfolge die Vision eines Islam, der auf der Gleichheit aller Menschen aufbaut und sich daher klar gegen die Sklaverei ausspricht. (…)

Von wenigen Ausnahmen abgesehen hat die arabische Welt ihre Sicht auf Schwarzafrika noch nicht hinterfragt. Für Araber gelten Schwarze als minderwertig. Die arabischen Gesellschaften bestreiten damit die Gleichheit aller Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe oder Ethnie. Diese rassistische Wahrnehmung geht auf die Zeit des Sklavenhandels zurück. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden ja nicht nur Millionen Afrikaner von europäischen Mächten zur Zwangsarbeit nach Lateinamerika verschifft. Es gab genauso einen arabischen Sklavenhandel, der Afrika ausgeblutet hat. Die arabische Welt hat ihn bisher noch kaum aufgearbeitet, und ich sehe bisher keine bedeutende Entwicklung hin zu einer Überwindung des Rassismus gegenüber Schwarzen. Immerhin fordern einzelne Stimmen eine Aufarbeitung. Wir hoffen, dass sie mehr Gewicht bekommen und den Anfang einer Auseinandersetzung markieren, an deren Ende der arabische Rassismus Geschichte ist. (…)

Afrikaner müssen aufhören zu behaupten, dass Sklavenhandel ein rein weißes Phänomen war. Es gibt den arabischen Sklavenhandel, aber es waren auch Ethnien wie die Fulbe oder Tuareg beteiligt. Letzten Endes müssen die afrikanischen Eliten die eigene Verantwortung in diesem dunklen Kapitel zur Kenntnis nehmen.“ (Interview mit Biram Dah Abeid: „Den arabischen Rassismus überwinden“)

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