Im Zuge der Fußballweltmeisterschaft in Katar mehren sich Stimmen in arabischen TV-Sendern zur angeblichen Doppelmoral des Westens.
Der ehemalige ägyptische Fußballspieler und jetzige Sportkommentator Mohamed Aboutrika sagte am 29. November während eines Berichts über die FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft auf dem TV-Netzwerks BeIN Sports TV, dass in der heutigen Welt der Sport nicht von der Politik getrennt werden könne. Eine solche Trennung sei »eine Lüge, die vom Westen und von der FIFA erfunden« worden sei. Man müsse sich nur ansehen, wann der Westen einerseits Politik im Sport einsetze und andererseits behauptet, Politik und Sport nicht zu vermischen.
Als ein Beispiel für die westliche Politisierung des Sports nannte Aboutrika die Forderung der Europäischen Union an die FIFA, Sanktionen gegen Weißrussland zu erlassen, da das Land seinen Nachbarn Russland in dessen Krieg gegen die Ukraine unterstützt. „Wissen Sie«, fragte er den Kommentator, »wer mit Weißrussland in der selben Qualifikationsgruppe für die Euro 2024 ist? Das zionistische Gebilde.«
Hier werde mit zweierlei Maß gemessen, wenn der Westen zugleich erkläre, man solle Politik und Sport nicht vermischen. »Nein. Ich sage, dass heutzutage niemand mehr Sport und Politik trennen kann. Dieses Spiel [zwischen den USA und dem Iran] ist politisch, es geht nicht um Sport. Unser Studio sollte zum Nachrichtensender Al-Jazeera umziehen.«
Als der Kommentator meinte, jemand habe ihm gesagt, er solle durch Al-Jazeera TV-Moderator Faisal Qasem ersetzt werden, und Aboutrika nach seiner Meinung zu solch einem Tausch fragte, wiederholte der ägyptische Ex-Fußballer, es sei unmöglich, Sport und Politik zu trennen, speziell in der arabischen Welt. Noch einmal versuchte er, dies am Beispiel des Matches zwischen dem Iran und den USA zu verdeutlichen: »Das heutige Spiel hat politischen Charakter, ob es uns gefällt oder nicht.« Die Amerikaner könne man vergessen, da sie der politische Aspekt vielleicht nicht interessiere, aber für die iranische Nationalmannschaft sei dieser Aspekt sehr wohl wichtig: »Für den Iran ist Amerika der Satan.«
Kritik an Nancy Faeser
Auch der in Jordanien geborene Vorsitzende des Palästinensischen Forums in Großbritannien und Direktor des Mayfair Islamic Centre in London, Hafez al-Karmi, kritisierte in einer Sendung vom 1. Dezember des in London ansässigen arabischsprachigen TV-Senders Al-Hiwar TV die angebliche »Doppelmoral« des Westens in Bezug auf Sport und Politik. So habe die deutsche Innenministerin Nancy Faeser in Katar durch das Tragen der »One Love«-Armbinde, mit der sie ihr Eintreten für LGBT-Rechte demonstrieren wollte, ihre kolonialistische Mentalität zum Ausdruck gebracht.
Es sei merkwürdig, so al-Karmi, dass Kritik an Katar aus Ländern komme, »die behaupten, für Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte einzutreten«, sich aber zugleich nicht an die Gesetze anderer Staaten halten wollten. »Würde ich Deutschland besuchen, müsste ich mich an die deutschen Gesetze halten. Aber [Faeser] kam in ein Land, das seine eigenen Gesetze hat, und machte diese hässliche Show, die auf ihre kolonialistische, herablassende und arrogante Mentalität hinweist. Das ist die eine Sache«, die Sache der Rechtsstaatlichkeit.
Die zweite Sache betreffe die Menschenrechte, bei der sich die Frage stelle, ob es keine anderen Menschenrechte mehr gäbe, über die es sich zu diskutieren lohne, außer der Homosexualität, »die gegen die Natur des Menschen verstößt und das Überleben und Fortbestehen der Menschheit« gefährde. Was ist, so müsste man laut al-Karmi den Westen fragen, mit den Menschenrechten derjenigen »die wegen eurer Unterdrückung in Palästina, in Syrien, im Irak und in vielen anderen Ländern sterben und getötet werden?«
Dieses Missverhältnis sei auf Ungerechtigkeit und die Doppelmoral des Westens zurückzuführen, der »das zionistische Gebilde mit seiner Apartheid und Vernichtung in Palästina« unterstütze. »Und dann wagen sie es, von Menschenrechten zu sprechen? Welche Menschenrechte? Sie töten sowohl Menschen als auch Tiere«, schloss al-Karmi seinen Rundumschlag gegen den Westen.