Die Unterzeichner des offenen Briefes gegen den deutschen Antisemitismusbeauftragten Felix Klein sehen sich in ihrem „Menschenrecht auf Israelkritik“ beeinträchtigt.
Michael Wolffsohn, Jüdische Allgemeine
Getroffene Hunde bellen oder, ins Hebräische sinngemäß übertragen, al rosch haganav boer hakowa. Das sind zumeist die Leute, die sich beklagen, „Deutschland tut nicht genug gegen Antisemitismus“. Nun gibt es den Beauftragten gegen Antisemitismus. Anders als die Schönredner vom Dienst lässt er nicht nur nette Worte niederregnen, er lässt den Worten Taten folgen. Dass Meinungsfreiheit und „Israelkritik“ in Deutschland unterdrückt würden, ist ein Hirngespinst. Es ist die übliche Masche: Die Kritiker teilen aus, können aber nicht einstecken – und stilisieren sich zu Märtyrern. (…)
Manche jener Unterzeichner haben auch den krassen Antisemitismus von Achille Mbembe verteidigt. Felix Klein benennt nicht nur rechte und muslimische Antisemiten, sondern auch linke und sogenannte linksliberale. Die Unterzeichner scheinen auf dem linken und dem biologisch nicht vorhandenen dritten, linksliberalen Auge blind zu sein. Egal, wie man zu israelischen Rechtspopulisten steht, als oft praktizierende und hochmotivierte Juden sind sie gewiss keine Antisemiten. Es sei denn, man führt Absurdes Theater auf. Die so gebildeten Unterzeichner setzen Äpfel mit Birnen gleich [wenn sie behaupten, Klein unterstütze rechtspopulistische israelische Stimmen und lenke so „die Aufmerksamkeit von realen antisemitischen Gesinnungen und Ausschreitungen ab, die jüdisches Leben in Deutschland tatsächlich gefährden“; Anm. Mena-Watch] (…)
Felix Klein leistet großartige Arbeit. Hut ab! Er erfüllt seinen Auftrag, gegen Antisemitismus vorzugehen und nicht nur Phrasen zu dreschen. (…) Damals war der antijudenstaatliche Judenhass eine innerjüdische Angelegenheit. Heute mischen Linke und Linksliberale fröhlich mit und geben Juden gute Tipps, wie sie gute Juden zu sein haben und wie Israel sich zu verteidigen hat. Das ist zwar übergriffig, aber derzeit Mode.
Das Interview „Übergriffig, aber derzeit Mode“ von Philipp Peyman Engel ist zuerst in der Jüdischen Allgemeinen erschienen.