Frankreich: Antisemitischer Mörder muss nicht vor Gericht, weil er bekifft tötete

Judenstern in Frankreich (CC BY-SA 2.0 FR)
Judenstern in Frankreich (CC BY-SA 2.0 FR)

Skandalöse Entscheidung in Frankreich wirft die Frage auf: Verschafft Drogenkonsum einen Freibrief zum Judenmord?

Ben Cohen, The Algemeiner

Frankreichs Oberrabbiner kritisiert vehement die “tragische” und “groteske” Entscheidung der Pariser Staatsanwaltschaft, den mutmaßlichen antisemitischen Mörder von Sarah Halimi nicht vor Gericht zu bringen. Die 65-jährige Jüdin wurde im April 2017 brutal geschlagen und aus dem Fenster ihrer eigenen Wohnung geworfen.

In einem offenen Brief an die französische Justizministerin Nicole Belloubet argumentiert Rabbiner Haim Korsia, dass die Entscheidung, Halimis Mörder, Kobili Traore, wegen seines schweren Cannabiskonsums aufgrund von Unzurechnungsfähigkeit nicht anzuklagen, einen ‚schweren Vertrauensbruch‘ für das Justizsystem des Landes darstelle. (…)

Traore, der im selben öffentlichen Wohnprojekt im Osten von Paris wie Halimi wohnte, brach in den frühen Morgenstunden des 4. April 2017 in ihre Wohnung ein. Verängstigte Nachbarn, die die Polizei alarmierten, nachdem sie Halimis Hilferufe gehört hatten, berichteten, dass Traore die Worte “Allahu akhbar” und “Shaitan” (arabisch für “Satan”) geschrien hatte, während er sein Opfer mit Tritten und Schlägen malträtierte. Danach hob er ihren zerschlagenen Körper auf und warf sie aus dem Fenster.

Polizeiliche Ermittlungen ergaben später, dass Halimi ihren Familienangehörigen erzählt hatte, dass sie Angst vor Traore hatte, der ihre zu Besuch kommende Tochter einige Wochen vor dem Mord als “schmutzige Jüdin” beleidigt hatte.

Die Staatsanwaltschaft stützte sich in ihrer lang erwarteten Entscheidung vom 19. Dezember auf zwei psychiatrische Gutachten über Traore, die behaupteten, dass seine Cannabiseinnahme zu einem akuten Delirium geführt habe und er deshalb nicht für die Ermordung von Halimi verantwortlich gemacht werden könne – ein Verbrechen, das er zugegeben und für das er sich während einer Voruntersuchung im November entschuldigt hatte.

In seinem Brief ermutigte Korsia Belloubet zu erklären, “wie die bewusste Einnahme beträchtlicher Mengen von Drogen den Einzelnen von seiner Verantwortung entlastet”.

Wenn es richtig war, dass das Rauchen von Cannabis Traores “antisemitische Impulse verschlimmerte, so bedeutet das, dass diese Impulse bereits existierten!” Daraufhin fragte der Oberrabbiner: “Soll aus dieser Entscheidung gefolgert werden, dass jeder drogenabhängige Mensch die Erlaubnis hat, Juden zu töten?”

France’s Chief Rabbi Fears Sarah Halimi Murder Trial Decision Amounts to ‘License to Kill Jews’

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