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Antisemitische Wiederholungstäter im Namen des Herrn

Sie haben es wieder getan. In einem Akt unverfrorener Geschichtsklitterung verbreitet die Teilorganisation der internationalen katholischen Friedensbewegung Pax Christi antisemitische Propaganda und verleumdet Israel.

 Ihre Erklärung zum diesjährigen „Nakba Tag“ leitet ihre österreichische Sektion mit diesen Sätzen ein:

„Heute gedenken Palästinenser*innen in der West Bank, in Gaza, Ost-Jerusalem, Israel und in der Diaspora des 71. Jahrestages der Nakba (arabisch für Die Katastrophe). Dieser Jahrestag gedenkt der willkürlichen Zerstörung von über 400 palästinensischen Städten und Dörfern und den planmäßigen gewaltsamen Exodus von mehr als 750,000 Männern, Frauen und Kindern aus ihren angestammten Häusern, die zwischen 1947 und 1948 stattgefunden haben, um Platz für den Staat Israel zu schaffen. Wir bedauern, dass die israelische Regierung es für ungesetzlich erklärt hat, die Nakba in Israel anzuerkennen, dass sie vielen ihrer Bürger das Recht verweigert, ein historisches Ereignis zu begehen, das wesentlich für Palästina ist.

Im November 1947 verabschiedete die UN Vollversammlung die Resolution 181, die die Teilung des Mandatsgebiets Palästina in einen arabischen und einen jüdischen Staat forderte.“

Das Positive zuerst: das politisch korrekte Gendersternchen in „Palästinenser*innen“ ist durchaus sinnvoll. Macht es doch die Angehörigen der LGBT-Community in der palästinensischen Bevölkerung sichtbar – deren Überlebenschancen dramatisch steigen, wenn sie es ins liberale Israel schaffen. Denn in den von Palästinensern kontrollierten Gebieten werden seit Jahrzehnten Homosexuelle ermordet. „Homosexualität ist unter der Hamas-Herrschaft im Gazastreifen illegal, und Dutzende von schwulen Palästinensern sind aus Angst vor Verfolgung und Belästigung nach Israel geflohen. Im Westjordanland schützen die Gesetze der Palästinensischen Autonomiebehörde ebenfalls die Rechte schwuler Palästinenser nicht“, führt Khaled Abu Toameh hierzu aus. Doch diese Flucht ist nicht die „Katastrophe“, die gemeint ist.  

Geschichtsfälschung

Antisemitische Wiederholungstäter im Namen des Herrn

Willkürliche Zerstörung, gewaltsamer Exodus aus angestammten Häusern – Pax Christi schildert die Gründung Israels als planmäßige ethnische Säuberung. Was mit den historischen Fakten ähnlich viel gemeinsam hat wie die katholische Familienlehre mit dem alljährlichen Tel Aviv Pride Festival.

Schon die Zahl 750.000 scheint übertrieben, auch wenn sich die genauen Zahlen historisch nicht verlässlich ermitteln lassen. Als erste verließen im Zuge der Staatsgründung etwa 3000 wohlhabende Araber in Erwartung des kommenden Krieges das Land. Nachdem Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien über den neuen Staat hergefallen waren, folgten ihnen Zehntausende, aufgehetzt von arabischen Führern und überzeugt, sie würden nach der Vernichtung des jüdischen Staates triumphierend zurückkehren. Die allermeisten Araber sind „geflohen“, um Platz für die heranrückenden Armeen zu schaffen und nicht zwischen die Fronten zu geraten. Der Jewish Virtual Library zufolge verließen höchstens 650.000 Araber ihre Heimstätten: „Eine von der israelischen Regierung im Jahr 1949 angeordnete Volkszählung ergab eine Zahl von 160.000 Arabern, die nach dem Krieg noch im Land lebten. Das bedeutet, dass nicht mehr als 650.0000 palästinensische Araber geflüchtet sein konnten. Ein Bericht des UN-Vermittlers für Palästina geht sogar von einer noch niedrigeren Zahl aus, nämlich von 472.000.“ Dazu Der Historiker Benny Morris beschreibt die Umstände des Exodus:

„Die meisten der 700.000 Araber, die aus ihren Häusern vertrieben und später ‚Flüchtlinge‘ genannt wurden (was unzutreffend ist, denn zwei Drittel von ihnen landeten in anderen Teilen Palästinas und nur ein Drittel außerhalb des Landes, zumeist in Syrien, dem Libanon und Transjordanien – und ‚Flüchtling‘ bezeichnet jemanden, der aus seinem Land vertrieben wird), flohen aus Angst vor einem nahenden Kampf in ihren Dörfern und Städten und vor Kämpfen selbst. Man fürchtete, von Kugeln oder Granaten getroffen zu werden und unter jüdische Kontrolle zu kommen.

Andere verließen ihre Heimat, vor allem Dörfer in der dicht besiedelten, von Juden bewohnten Küstenregion und Tälern, weil es ihnen von arabischer Seite geraten oder angeordnet wurde, von lokalen Befehlshabern und Behörden – Frauen und Kinder wurden aus Dutzenden Dörfern fortgeschickt, und ganze Dörfer wurden evakuiert, schon ab Dezember 1947 – entweder aus Angst, dass Zivilisten bei eventuellen feindlichen Handlungen verwundet werden könnten oder aus Angst, unter jüdischer Herrschaft in jüdischen Gebieten leben zu müssen (was in den Augen der Araber als Verrat galt).

Nur eine kleine Minderheit wurde physisch verstoßen – das heißt, sie waren in ihren Dörfern und Städten, als diese von Juden erobert wurden und ihnen befohlen wurde, diese zu verlassen (das bekannteste Beispiel einer solchen Vertreibung ist jenes der Bewohner von Lydda und Ramle am 12. und 13. Juli 1948). Fast alle, die flohen, erwarteten wahrscheinlich, nach einem Sieg der Araber oder einer UN- oder sonstigen internationalen Intervention in ihre Heimat zurückkehren zu können.

Es ist nicht möglich, die Gründe für die Flucht oder Evakuierung der Araber in genauen Prozentzahlen anzugeben, vor allem, weil oft mehrere verschiedene Gründe, darunter auch die wirtschaftlichen Entbehrungen, die der Krieg mit sich brachte, ausschlaggebend waren (was besonders für kleinere und größere arabische Städte zutraf).“

Pax Christi zufolge wären die Juden jedoch über die Palästinenser hergefallen, um „Platz für den Staat Israel zu schaffen“. Das Gegenteil war der Fall. Der zitierte UN-Teilungsplan wurde von Israel umgehend angenommen, während die Armeen der arabischen Nachbarstaaten das junge Land noch in der Nacht seiner Gründung überfielen. Wenn es eine palästinensische Katastrophe gibt, hat sie ihren Ursprung im Angriff auf Israel, mit dem die arabischen Länder versuchten, eben diese UN-Resolution militärisch zu Fall zu bringen.

„Es waren die arabischen Führer, die diesen Weg der Zerstörung wählten – und zwar aus eigenen Stücken“, resümiert Matthias Küntzel die Ereignisse: „Keine ‚imperialistische‘ oder ‚zionistische‘ Macht hatte sie hierzu gedrängt. Um die Chancen eines arabisch-palästinensischen Staates stand es Ende 1947 besser, als jemals zuvor und jemals danach. Leider wurde diese Chance nicht genutzt. Leider hatte die Zerstörung des ganz jungen Israel Vorrang.“

Wiederholungstäter

Antisemitische Wiederholungstäter im Namen des Herrn

Es lohnt sich nicht, auf weitere Einzelheiten des vor verzerrenden Darstellungen nur so strotzenden Texts einzugehen. Die Versatzstücke palästinensischer Propaganda sind alle sattsam bekannt, man hat sie schon hunderte Male gehört und gelesen, und sie dienen nur einem einzigen Zweck: Israel als jüdischen Staat zu delegitimieren.

Mir ist nicht bekannt, dass sich die „Internationale Katholische Friedensbewegung“ je zum 30. November geäußert hätte, wenn Israel in aller Stille jener Juden gedenkt, die aus arabischen Ländern und Iran vertrieben worden sind und Vermögen im Wert von hunderten Milliarden Dollar zurücklassen mussten. Eine Million Juden lebten 1948 in den arabischen Staaten. Heute sind es weniger als 30.000. Ich kann mich nicht erinnern, dass Pax Christi für die vertriebenen Juden jemals ein „Recht der Rückkehr oder der Entschädigung“ gefordert hätte.

Im Gegenteil. Pax Christi agitiert nicht zum ersten Mal gegen Israel. Schon 2010 war die Organisation an der „Free Gaza“ Flottille beteiligt, die versuchte, die Seeblockade vor der Küste des Gazastreifens zu durchbrechen und dabei die israelische Marine angriff – Seite an Seite mit türkischen Rechtsextremen und militanten Islamisten. 2017 ist die deutsche Pax Christi für einen Boykott des jüdischen Staates eingetreten. Wenige Monate später agierte die österreichische Sektion so offensichtlich antisemitisch, dass ihr damaliger Präsident, der Linzer Bischof Manfred Scheuer, von seinem Amt zurückgetreten ist.

Das alles ficht die Organisation nicht an, die es sich laut ihrem Selbstverständnis zur Aufgabe gemacht hat, „aus dem Glauben heraus für ein friedliches Zusammenleben der Menschen und Völker einzutreten“. Ausgangspunkt ihres Engagements sei „das christliche Gebot der Feindesliebe“, auch „der Einsatz für Demokratie, Menschenrechte und die Ökumene“ seien wesentlich. Irgendwas muss Pax Christi mit der Feindesliebe missverstanden haben. Denn sie lieben nicht die eigenen Feinde, sondern die Feinde Israels. Ihr Einsatz für Demokratie und Menschenrechte mündet darin, sich ausgerechnet mit jenen Kräften zu solidarisieren, die sich der Zerstörung des einzigen demokratischen Landes im Nahen Osten verschrieben haben.

Man mag das für Dummheit halten oder für eine spezielle Mischung aus Naivität und Weltfremdheit. Ich halte es für Antisemitismus. Vermutlich ist es das alles zusammen.

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