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„Antisemiten haben neue Wege gefunden, Juden anzugreifen“

Konferenz „Remember ReAct“ des Internationalen Forums zur Erinnerung an den Holocaust und zur Bekämpfung des Antisemitismus
Konferenz „Remember ReAct“ des Internationalen Forums zur Erinnerung an den Holocaust und zur Bekämpfung des Antisemitismus (Quelle: JNS)

Auf einer Konferenz im schwedischen Malmö wurden zeitgenössische Formen des Antisemitismus – wie der Israelhass – und Wege zu deren Bekämpfung diskutiert.

Faygie Holt

Die Notwendigkeit des Kampfes gegen Antisemitismus und Holocaust-Leugnung – mit Schwerpunkt auf dem Internet – stand vergangenen Woche im Mittelpunkt der Konferenz „Remember ReAct“ des Internationalen Forums zur Erinnerung an den Holocaust und zur Bekämpfung des Antisemitismus in Malmö (Schweden).

Vertreter aus mehr als 50 Ländern und von Nichtregierungsorganisationen, Social-Media-Institutionen sowie Holocaust-Überlebende und andere nahmen an der Veranstaltung teil, die vom schwedischen Premierminister Stefan Löfven ausgerichtet wurde.

Das Forum sollte ursprünglich bereits im Lockdowns Jahr stattfinden, wurde aber wegen der Coronavirus-Pandemie und den weltweiten Abriegelungen verschoben, die selbst zu einem starken Anstieg von Online-Hass, Antisemitismus und Holocaust-Leugnung führten – Themen, die im Mittelpunkt der Konferenz standen.

„In den letzten anderthalb Jahren waren junge Menschen viel zu Hause eingesperrt und rund um die Uhr Online-Desinformationsextremismus und Antisemitismus ausgesetzt“, sagte Moshe Kantor, Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses:

„Noch nie in der Geschichte war eine junge Generation so intensiv mit Verschwörungstheorien und Lügen konfrontiert und gleichzeitig so wenig mit der Tragödie des Holocausts vertraut. Junge Menschen vor dem Abgleiten in den Extremismus zu bewahren, ist eine der grundlegenden Herausforderungen unserer Zeit.

Doch bisher sind die meisten unserer Strategien gescheitert. Wir können den Kampf gegen den Antisemitismus nicht gewinnen, ohne den Kampf gegen den Extremismus im Allgemeinen zu gewinnen.“

Die Notwendigkeit, Hass im Internet zu bekämpfen, wurde auch von Kathrin Meyer, Generalsekretärin der International Holocaust Remembrance Alliance, betont, die vor der Konferenz feststellte:

„Die Verbreitung von Holocaust-Relativierung, die oft grenzüberschreitend über die sozialen Medien geschieht, stellt eine ernste und globale Herausforderung für uns dar, da sie den Weg für Antisemitismus, Holocaust-Leugnung und extremen Nationalismus ebnet.

Wir freuen uns, dass die führenden Politiker der Welt sich solidarisch zeigen und neue Verpflichtungen zur Bekämpfung dieses Übels eingehen.“

Der schwedische Ministerpräsident sagte im Laufe des Tages vor den Medien, es sei gut, dass die Social-Media-Unternehmen sich verpflichtet haben, ihre Ausgaben für die Bekämpfung des Antisemitismus zu erhöhen und Hassreden auf ihren Plattformen zu unterbinden. Er fügte hinzu, dass alle, die sich während der Konferenz zur Bekämpfung von Holocaust-Leugnung, Hass und Antisemitismus verpflichtet haben, auch bei ihrem Wort genommen werden müssten.

Antisemitismus und Rassismus, so Löfven weiter, seien nach wie vor, eine Bedrohung für eine die Gesellschaft und den Grundsatz der Gleichwertigkeit aller Menschen.

„Der Antisemitismus unterscheidet sich jedoch von anderen Formen des Rassismus; [er] ist an sich eine Verschwörungstheorie, die auf Vorstellungen von jüdischen Mächten und Interessen und der Fantasie eines geheimen jüdischen Wunsch, die Welt zu beherrschen, beruht.

Der Antisemitismus ist eine spezifische toxische Weltanschauung, die Verschwörungstheorien antreibt und in ihrer extremsten Form zum Holocaust geführt hat.“

„Der Holocaust begann nicht mit den Vernichtungslagern“

Zu den jüdischen Rednern gehörte auch der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, der in einer Rede vor Reportern die Vereinten Nationen für ihre Heuchelei gegenüber Israel kritisierte.

„Was wir heute sehen, hätten wir nach dem Holocaust nie für möglich gehalten. Nach dem Holocaust wollte niemand mit den Nazis in Verbindung gebracht werden. Drei Generationen später haben die meisten jungen Menschen das vergessen.

Jetzt können wir beobachten, dass Antisemiten einen neuen Weg gefunden haben, Juden anzugreifen, indem sie Israel angreifen und sagen, dass es nicht existieren sollte.

Das passiert in den sozialen Medien, auf den Universitäten, bei den Vereinten Nationen, überall. Wir werden hart zurückschlagen und in die sozialen Medien gehen. Wir müssen den Antisemitismus nicht nur für die Juden bekämpfen, sondern für alle Menschen. Es sollte keinen Hass geben.“

Lauder wies auch darauf hin, dass die Vereinten Nationen im vergangenen Jahr „23 Resolutionen gegen spezifische Länder – davon 17 gegen Israel und sechs gegen den Rest der Welt – verabschiedet haben, was eine Menge darüber aussagt, womit wir konfrontiert sind.“

Die Präsidentin des American Jewish Committee, Harriet Schleifer, deren Eltern Holocaust-Überlebende waren, wandte sich virtuell an die Konferenz und sagte:

„Wir müssen wachsam sein gegenüber dem Antisemitismus, wie harmlos er auch erscheinen und in welcher Form er auch immer auftreten mag. Wie Holocaust-Historiker uns daran erinnern, begann der Holocaust nicht mit Vernichtungslagern, sondern mit Worten.”

Auch führende israelische Politiker nahmen an der Konferenz teil, darunter der Vorsitzende der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, Dani Dayan, der vor seinen offiziellen Ausführungen zum Plenum sagte:

„Vor dem Hintergrund des alarmierenden Anstiegs des weltweiten Antisemitismus bietet das Forum in Malmö eine wichtige internationale Plattform, um das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Gedenkens an den Holocaust weltweit zu schärfen, sowie eine Gelegenheit für Regierungsvertreter und die Weltgemeinschaft, ihre Kräfte im Kampf gegen dieses uralte und zerstörerische Phänomen zu bündeln.

Es ist die Aufgabe von Yad Vashem, sicherzustellen, dass die Stimmen der Opfer und die Zeugnisse der Überlebenden heute und für künftige Generationen zugänglich und relevant bleiben. Zusammen mit internationalen Partnerschaften, Bündnissen und Koalitionen können diese grundlegenden Instrumente uns helfen, den Antisemitismus an den Rand unserer globalen Gesellschaft zurückzudrängen.”

Die Holocaust-Überlebende Dina Rajs, die an der Konferenz teilnahm, bezeichnete den Handlungsschwerpunkt des Forums als angemessen.

„Wir alle müssen gegen Antisemitismus und andere Formen von Rassismus vorgehen, gegen diejenigen, die behaupten, dass das, was mir und meinem Mann, unseren Familien und Freunden widerfahren ist, nicht passiert sei. Wir müssen jeden Tag handeln und reagieren und uns für gleiche Rechte und die Rechte aller einsetzen und für die Demokratie eintreten.“

(Der Artikel Anti-Semites have found new ways of attacking Jews,’ declare leaders at Malmö forum“ ist zuerst beim Jewish News Syndicate erschienen. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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