Antiisraelische Terrorgruppen: Vom Töten besessen

Zwei gekreuzte Kalaschnikows und eine Handgranate: das Emblem von Abbas' Fatah-Partei
Zwei gekreuzte Kalaschnikows und eine Handgranate: das Emblem von Abbas' Fatah-Partei (© Imago Images / ZUMA Wire)

Wie nicht zuletzt die Wappen der verschiedenen Fraktionen zeigen, besteht zwischen den gegen Israel kämpfenden palästinensischen Gruppierungen kein prinzipieller Unterschied.

Die „Märtyrer von heute“ werden am Tag des Jüngsten Gerichts nicht blutige Schwerter als Zeugen ihrer Taten haben, sondern Gewehre und Raketen. Das sagte der im Gazastreifen ansässige Prediger Hassan Faraj Allah in einer Fernsehpredigt, die am 7. Februar 2021 im von Gaza aus sendenden Fernsehsender des Islamischen Dschihad ausgestrahlt wurde.

Die gemeinnützige Organisation MEMRI aus Washington D.C., die ausgewählte, öffentlich zugängliche Quellen aus dem Nahen Osten und Südasien aus den jeweiligen Landessprachen ins Englische übersetzt und so einer breiteren Leserschaft zugänglich macht, hat die Predigt mit englischen Untertiteln versehen auf ihre Website gesetzt.

Darin sagt Hassan Faraj Allah:

„Allah sagt [im Koran]: ‚Und sagt nicht von denen … [„die für Allahs Sache erschlagen werden, sie seien tot; nein, sie sind lebendig; nur begreift ihr es nicht“ – eine bekannte Stelle der zweiten Sure des Koran; S.F.].’ Und tatsächlich betrachten wir [die Märtyrer] nicht als Menschen, die starben, nicht als Menschen, deren Frauen zu Witwen wurden, und nicht als Menschen, deren Kinder zu Waisen wurden.

[Wir sagen nicht:] ‚Was für eine Schande, dieser Märtyrer ist gestorben‘ ‚Nein! [Der Märtyrer] ist nicht gestorben. [Allah sagt im Koran:] ‚Und sagt nicht von denen, die für Allahs Sache erschlagen werden, sie seien tot.‘ Glaubt nicht, dass diese Menschen sterben wie andere Menschen.“

Die „Märtyrer“ würden vielmehr von Allah besonders bevorzugt:

„Die Ehrenkrone ist auf dem Kopf des Märtyrers platziert. Ein Juwel in der Krone, die auf dem Kopf des Märtyrers platziert ist, ist edler als diese Welt und alles, was sich darin befindet. Seht, wie sie mit zweiundsiebzig schwarzäugigen Jungfrauen verheiratet sind. Dies ist der Status, den Allah dem Märtyrer verleiht. [Märtyrer] können [bei Allah] für siebzig ihrer Verwandten Plädoyers halten.“

Darum müssten sich die Angehörigen der „Märtyrer“ freuen:

„Also herzlichen Glückwunsch, oh Mütter, Väter und Brüder der Märtyrer. Als unsere rechtschaffenen Vorfahren hörten, dass ein Verwandter von ihnen zum Märtyrer geworden war, waren sie froh – sie hofften, dass [dieser Verwandte] am Tag des Gerichts [bei Allah] für sie ein gutes Wort einlegt, und sie hofften auf einen Segen durch das Flehen dieses Märtyrers.

[Laut einem Hadith] ist es so, dass wenn Menschen am Tag des [Jüngsten] Gerichts am Ort der Abrechnung stehen und Menschen am Tor des Paradieses Schlange stehen werden, eine Gruppe von Menschen mit auf ihren Rücken baumelnden Schwertern kommen wird, von denen Blut tropft, und sie werden sich am Tor des Paradieses versammeln. Die Leute werden fragen: ‚Wer sind diese?‘ ‚Dies sind die Märtyrer, die am Leben sind und von ihrem Herrn gestützt werden’, wird die Antwort sein.“

An dieser Stelle fragt Prediger Hassan Faraj Allah, warum es ausgerechnet Schwerter sein müssten und nicht etwas mehr Zeitgemäßes:

„Warum werden sie ihre Schwerter tragen und nicht etwas anderes? In den Kriegen der Vergangenheit waren die üblichen Waffen, die die Menschen trugen, Schwerter. Aber die heutigen Märtyrer werden am Tag des Gerichts kommen, und einige von ihnen werden ihre Handfeuerwaffen tragen oder ihre Maschinenpistolen, ihre Raketen oder ihre Sturmgewehre auf ihren Schultern, und sie werden das Paradies betreten. Am Tag des Gerichts werden ihre Waffen bezeugen, dass sie Kämpfer waren.“

Auch Mahmud Abbas träumt von blutigem Endkampf

Die Predigt wurde in einem Fernsehsender des Islamischen Dschihad ausgestrahlt, doch es hätte ebenso gut das Fernsehen der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) sein können. Die von westlichen Politikern und Journalisten oft beschriebene Trennung des antiisraelischen Terrorismus in religiöse und säkulare Fraktionen gibt es in Wahrheit nicht. Die Propaganda von Fatah-Chef Mahmud Abbas basiert genauso auf Vorstellungen von einem „Paradies“, das der „Märtyrer“ durch die Ermordung von Juden erreichen können soll.

Das zeigte beispielhaft Abbas’ am 16. September 2015 im offiziellen PA-Fernsehen ausgestrahlten und über die sozialen Medien verbreitete Rede, in der er zum „Ribat“, dem religiösen Krieg zur Verteidigung muslimischen Landes, aufrief:

„Die Al-Aqsa-Moschee gehört uns, die Grabeskirche gehört uns. Sie [die Juden] haben kein Recht, sie mit ihren dreckigen Füßen zu beschmutzen. Wir werden ihnen das nicht erlauben, und wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um Jerusalem zu beschützen. …

Wir segnen jeden Tropfen Blut, der für Jerusalem vergossen wurde. Es ist sauberes und reines Blut, Blut, das für Allah vergossen wurde, so Allah es will. Jeder Märtyrer wird das Paradies erreichen, und jeder Verwundete wird von Allah belohnt werden.“

Mahmud al-Habbash, der von PA-Präsident Abbas ernannte oberste Schariarichter der Palästinensischen Autonomiebehörde und persönliche Religionsberater von Abbas, sagte im Oktober 2018, der heutige Konflikt mit Israel sei „die Schlacht der Geschichte, zwischen dem Islam und den Feinden des Islam“, den Israelis bzw. Juden. Diese „Feinde der Muslime“ hätten eine „Kultur des Satans“ und verträten das „Böse“. Diese Schlacht sei die im Koran angekündigte Endschlacht, die zur Vernichtung der „Kinder Israels“ führen werde.

Was alle Terrorgruppen eint

In ihrer nihilistischen Verherrlichung von Waffen, Krieg, Töten und Selbstopfer steht keine der antiisraelischen Terrorgruppen den anderen in etwas nach. Die Hamas hat zwei Schwerter in ihrem Emblem, die Hisbollah eine Kalaschnikow, die Fatah zwei Kalaschnikows und eine Handgranate, die PFLP-GC zwei Gewehre mit Bajonetten. Alle zeigen schon in ihren Wappen, dass sie vom Töten besessen sind.

Das gilt auch für eine scheinbar so säkulare Person wie die marxistische PFLP-Terroristin Leila Khaled. Mehr als zwei Jahrzehnte bevor Terrororganisationen wie die Fatah und die Hamas das Mittel des Suicide Bombing zur Taktik der Wahl erkoren, war Leila Khaled bereits der Archetyp des Selbstmordbombers.

In ihren 1974 in Deutschland erschienenen Memoiren („Mein Volk soll leben. Autobiographie der palästinensischen Revolutionärin“) präsentierte sie sich als jemand, der Waffen mehr liebt als alles andere. Die von Arabern an Juden in Palästina verübten Morde der 1930er und 1940er Jahre rügte sie deshalb, weil sie nicht effizient genug gewesen seien: „Die arabische Gewalt war schlecht geplant und erschöpfte sich in ziellosen Einzelaktionen.“

Als ihr großes Vorbild nannte sie den Dschihadisten Izz Ad-Din al-Qassam, den Gründer der ersten palästinensischen Terrororganisation „Schwarze Hand“. Al-Qassam war in den 1930er Jahren aus Syrien nach Palästina eingewandert, wo er im Raum Haifa wahllos eine Reihe von jüdischen Zivilisten ermordete und schließlich in einem stundenlangen Schusswechsel mit britischen Polizisten den, so Khaled, „Märtyrertod“ starb. Al-Qassams Ziel, in den Worten von Leila Khaled: „die Beendung der zionistischen Einwanderung nach Palästina“.

Die Situation, wie sie selbst 1970 ein Flugzeug mit 125 unschuldigen Zivilisten an Bord entführte, schilderte Khaled als den schönsten Rausch ihres Lebens:

„Es war eine bedeutende Sekunde in meinem Leben, als ich meine Finger am Abzug hatte und den Feind zwang, meinem Befehl zu gehorchen. Mein ganzes Leben lang hatte ich davon geträumt, Waffen zu tragen und auf den Feind zu zielen – auf den rachsüchtigen Feind, der unsere Heimat vergewaltigt und unsere Häuser ohne Entschädigung enteignet hat.

Oh, Palästina, ich bin bereit zu sterben, und ich werde leben, indem ich für dich sterbe! Oh, meine Heimat, meine Liebe, meine einzige Liebe! Ich werde gegen deine Feinde kämpfen, gegen alle deine Feinde!“

Khaled träumt in ihren Memoiren gar davon, selbst zu einer „Bombe“ zu werden:

„Ich werde Bomben aus den Atomen meines Körpers bauen, und ich werde ein neues Palästina aus dem Stoff meiner Seele weben. Mit meiner ganzen Macht und der Macht meiner Schwestern werden wir unsere Existenz in Bomben verwandeln und das Leben, die Küste, den Berg erlösen. Wir werden kämpfen und kämpfen … Mein Volk wird gestählt durch den Kampf gegen die imperialistischen und zionistischen Feinde.“

Das ist der Grund, warum der Terror gegen Juden wohl niemals aufhören wird: Weil er nicht etwa, wie manche glauben machen wollen, ein Mittel ist, das irgendeinem ihm äußerlichen Ziel dient – etwa einem palästinensischen Staat –, sondern ein Selbstzweck. Indem der Terrorist Juden tötet, hat er bereits die ersehnte Belohnung, egal, ob er der Fatah, der Hamas, der PFLP oder dem Islamischen Dschihad angehört.

Die Verherrlichung von Mord und Totschlag war immer das gemeinsame Programm des „palästinensischen Widerstands“ und wird es immer sein. Es gibt nur von Zeit zu Zeit eine Modellpflege: Die „Märtyrer“ soll man sich, wie Prediger Hassan Faraj Allah sagt, mit Raketen und Maschinenpistolen vorstellen statt mit bluttriefenden Schwertern. Sonst ändert sich nichts.

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