Trotz der verwüsteten Ortschaften und der Trauer ihrer Bewohner befindet sich die westliche Negev-Region in Israel auf dem zwar langsamen, aber stetigen Weg des Aufbaus und der Erholung.
Yaakov Lappin
Am 7. Oktober 2023 erlebte Israel seinen schwärzesten Tag. Bei einem koordinierten Massenmordanschlag von Hamas-Terroristen kamen 1.200 Israelis ums Leben, viele von ihnen wurden in ihren Häusern, in Kibbuzim, Dörfern, Städten, in Sderot sowie beim Nova-Musikfestival getötet. Zusätzlich zu dem beispiellosen Massaker wurden 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt, von denen sich 97 noch immer in Gefangenschaft befinden.
Tausende Terroristen drangen in israelisches Gebiet ein, übernahmen die Kontrolle über ganze Gebiete im Süden des Landes, verwüsteten Gemeinden in der Region und hinterließen eine Spur von Traumata und Trauer. Und doch befindet sich die westliche Negev-Region auf dem langsamen, stetigen Weg der Erholung und Heilung. Der Jerusalemer Presseclub organisierte am Dienstag eine ausführliche Tour durch das Gebiet.
Von den etwa 64.000 Einwohnern der Region, die nach dem Überfall evakuiert wurden, sind zwischenzeitlich an die 50.000 nach Hause zurückgekehrt, während die israelischen Streitkräfte auf der anderen Seite der Grenze weiterhin an der Zerschlagung der Hamas arbeiten.
Schicksalhafter Morgen
Der Kibbuz Ein Hashlosha, der nur zweieinhalb Kilometer von Gaza entfernt liegt, war eine jener angegriffenen Gemeinden. Einst ein florierendes landwirtschaftliches Zentrum, ist es mit den immer noch leeren Häusern, von denen einige ausgebrannt sind, von den Narben des Kriegs geprägt. Vier Bewohner wurden ermordet, und die Bevölkerung ist weiterhin evakuiert, obwohl sie beabsichtigt, zum passenden Zeitpunkt zurückzukehren.
Die an der Tour beteiligte Kibbuz-Gemeindeleiterin und Mutter von vier Kindern, Shira Aviv, erinnerte sich daran, wie Hamas-Terroristen die Verteidigung von Ein Hashoshla durchbrachen und ihr Haus erreichten. »In dem Moment, als wir hörten, wie Terroristen versuchten, durch das Fenster einzudringen, sagte mein achtjähriger Sohn: ›Die [israelische] Armee ist hier.‹ Ich antwortete ihm: ›Nein, du musst still sein; das ist nicht die Armee, das sind Terroristen.‹« Dieser Wortwechsel fasst den surrealen und schrecklichen Moment der Erkenntnis zusammen, den viele Bewohner des westlichen Negevs an diesem schicksalhaften Morgen miteinander teilten.
»Wir arbeiten immer noch daran, das Vertrauen unter den Betroffenen wiederherzustellen. Auch in unseren eigenen Familien und unseren Häusern«, beschreibt Aviv den Wiederaufbau der Gesellschaft. Der Weg zur Genesung ist für die 420 Bewohner des Kibbuz, die alle noch vertrieben sind, jedoch noch ein langer.
Der Wartungs- und Versorgungsleiter des Kibbuz Gal Hammer war während des Angriffs im schnellen Einsatzteam. Sein Bericht aus erster Hand offenbarte das Chaos in den ersten Stunden der Invasion. Um halb sieben am Morgen, als die ersten Raketen abgefeuert wurden, folgten die Bewohner zunächst ihrer Routine und zogen sich in Schutzräume zurück, aber die Dauer des Beschusses signalisierte bald, dass etwas Ungewöhnliches vor sich ging. »Dreißig Minuten lang hörten wir Explosionen. Die Kommunikation zwischen uns war problematisch, das Internet war ausgefallen, wir konnten nicht über WhatsApp kommunizieren«, erinnerte sich Hammer.
Das schnelle Einsatzteam des Kibbuz hatte nur vier Gewehre zur Verfügung, um sich gegen schwer bewaffnete Terroristen zu verteidigen; die israelischen Streitkräfte hatten aus Angst vor Diebstahl andere Waffen aus dem Waffenarsenal entfernt.
Die Arbeitshypothese, so Hammer, sei gewesen, dass das Einsatzteam nur eine kleine Anzahl von Terroristen für die etwa fünfzehn Minuten aufhalten müsste, die es dauern würde, bis die israelischen Streitkräfte eintrafen und die Sache von dort aus übernahmen. Diese Annahmen berücksichtigten jedoch nicht das schiere Ausmaß des Angriffs. Die Hamas hatte ihn gründlich geplant und Karten mit sich geführt, auf denen wichtige Orte markiert waren, darunter das Haus des Gemeindevorsitzenden Aviv. Um sieben Uhr hatten die Terroristen die Kontrolle über den Kibbuz übernommen.
Mehrere Angriffswellen
Die Angreifer gingen systematisch von Haus zu Haus. Hammer beschrieb, wie sie vier Bewohner ermordeten, darunter Sylvia Mirensky, eine achtzigjährige Frau, deren Haus in Brand gesteckt wurde. Einer 81-jährigen Holocaust-Überlebenden, die barfuß aus ihrem Haus rannte, gelang es, zum Haus von Marcello Cohen zu gelangen, einem Mitglied des Sicherheitsteams, der heute der Sicherheitschef des Kibbuz ist. Sein Vorgänger in dieser Funktion, Rami Negbi, wurde bei dem Versuch, die Terroristen aufzuhalten, getötet.
Hammer selbst war mit seiner Familie im Schutzraum seines Hauses gefangen, während Terroristen draußen plünderten und raubten. Stunden später, um zwei Uhr am Nachmittag, trafen israelische Sicherheitskräfte ein. Zu diesem Zeitpunkt befand sich nur noch ein Terrorist in Hammers Haus. Die anderen »wollten mein Auto stehlen und wurden von einem Hubschrauber aus getötet«, sagte Hammer.
»Der Terrorist in meinem Haus versuchte, in unseren Schutzraum zu gelangen«, den Hammer zuvor mit einem Schloss versehen hatte (die Schutzräume, die zum Schutz vor Raketen und Flugkörpern dienen, sind in der Regel nicht verschließbar). Als der Terrorist feststellen musste, dass er die Tür nicht öffnen konnte, legte er sich auf eine Matratze in der Nähe und wartete auf seine Verhaftung. … Er hatte ein grünes [Hamas-]Stirnband. Sie haben es ihm über die Augen gelegt«, beschrieb Hammer die Verhaftung.
Shira Aviv wies auf die enormen psychologischen Folgen für die Überlebenden hin. »Wir verbrachten 26 Stunden mit meinen Kindern im Schutzraum, und es vergingen 36 Stunden [ab dem Zeitpunkt des Angriffs], bis wir den Kibbuz verlassen konnten, erzählte sie.
Der Kibbuz-Bewohner Matan Malichi brachte seine Frau und seine Kinder in den Schutzraum und wartete außerhalb. Fünf Terroristen betraten sein Haus, verbrachten zwanzig Minuten in seinem Wohnzimmer und bedienten sich an seinem Essen, bevor einer von ihnen in den Schutzraum ging, um die dort befindlichen Personen zu töten.
»Matan befand sich außerhalb des Schutzraums. Das Erste, was er sah, war ein Fass, das auf den Raum mit seinen Kindern und seiner Frau zurollte. Er gab zwei Schüsse ab, der Terrorist fiel, Matan nahm sein Gewehr, der Terrorist stand auf wie ein Zombie, von den Drogen, den Steroiden, und Malichi schoss mit der Waffe des Terroristen auf den Terroristen.« Der Angreifer fiel erneut zu Boden, starb aber nicht sofort, schilderte Aviv die gespenstische Szene: »Später musste Malichi den Terroristen mit bloßen Händen töten, damit die anderen, die in die Gegend zurückkehrten, ihn nicht hören konnten.«
Vier bis fünf Wellen von Mördern überrollten den Kibbuz, angefangen bei den Hamas-Terroristen bis hin zu den später eintreffenden bewaffneten Mobs aus Gaza.
Beginn eines Mehrfrontenkriegs
Das Massaker vom 7. Oktober 2023 markierte den Beginn eines Konflikts an mehreren Fronten, über dessen Charakter IDF-Sprecher David Baruch während der Tour im Kibbuz sprach. »In diesem Moment dachten wir, wir würden einen Konflikt an einer Front beginnen. Aber er hat sich zu einem Mehrfrontenkonflikt entwickelt hat, nicht durch unsere Wahl. Es geht um die Geschehnisse im Norden [an der Grenze zum Libanon], in Syrien, im Irak, um die Huthi im Jemen und auch um die Hamas in Judäa und Samaria«, sagte er und betonte die zentrale Rolle des Irans bei der Orchestrierung der Angriffe: »Der Iran ist bereit, Israel bis zum letzten Araber zu bekämpfen.«
In Gaza hätten die IDF-Streitkräfte die Kommandostruktur der Hamas erheblich geschwächt, aber die Terrororganisation bleibe eine anhaltende Bedrohung: »Wir haben es geschafft, ihr Tunnelsystem mit über 700 Kilometern Länge zu zerstören. Aber sie haben noch andere Ressourcen und Fähigkeiten; sie kämpfen immer noch«, bemerkte Baruch.
Wiederaufbau
Nach der Verwüstung hat Israel seine Aufmerksamkeit nun auf den Wiederaufbau seiner Gemeinden und die Wiederherstellung eines Anscheins von Normalität gerichtet. Die im Oktober 2023 gegründete Wiederaufbaubehörde Minhelet Tekuma steht an der Spitze der Bemühungen zur Sanierung der fünfundvierzig von den Angriffen betroffenen Orten. Mit einem Budget von rund 4,5 Milliarden Euro, das über einen Zeitraum von fünf Jahren bereitgestellt wird, ist diese Initiative der israelischen Regierung in ihrem Umfang beispiellos.
Das Ziel der Behörde besteht aber nicht nur darin, das Verlorene wieder aufzubauen, sondern etwas Stärkeres und Widerstandsfähigeres zu schaffen. «Wir kehren nicht zum 6. Oktober zurück. Wir wollen es besser machen. Besser wiederaufbauen, um die Gemeinden und die Region zu entwickeln und ihnen Wohlstand zu bringen«, erklärte ein Vertreter der Behörde.
Die Bemühungen gehen über den physischen Wiederaufbau hinaus und konzentrieren sich auch auf die psychologische Heilung, wobei viele Überlebende an Auslandsreisen und Erholungsaufenthalten teilnehmen. Gemeindevorsteher wie Aviv übernehmen die Verantwortung, ihre Bewohner durch die Folgen des Überfalls zu leiten, und wurden daher von der Wiederaufbaubehörde als Schlüsselpersonen zur Unterstützung benannt. »Unsere Aufgabe ist es, diese Menschen zu stärken. Wir mussten verstehen, wie wir die lokalen Führungskräfte befähigen können, diese heilige Mission zu erfüllen«, sagte deren Vertreter auf der Tour.
Nachdem in den Tagen nach dem 7. Oktober rasch ein Direktorium eingerichtet und anschließend alternative Unterkünfte für die Evakuierten gefunden wurden, konzentriert sich die Behörde nun auf die langfristige Planung. Sie arbeitet mit mehreren Behörden zusammen, da die Herausforderung, das Gebiet wieder aufzubauen, für eine einzelne Gemeindeleitung, eine lokale Gemeinde oder eine lokale Gemeinschaft zu groß ist.
Das Ziel sei nicht nur die Wiederbesiedlung des Gebiets, sondern auch ein besserer Wiederaufbau und die Umwandlung des Gaza-Gürtel genannten Gebiets in eine blühende, attraktive Region des Landes. »Jedes Kind hier erhält sieben- bis neunmal mehr Bildungsinvestitionen als das durchschnittliche Kind in Israel«, teilte der Vertreter der Wiederaufbaubehörde mit und betonte, wie wichtig es sei, auf die besonderen Bedürfnisse traumatisierter Kinder einzugehen, von denen 288 Waisen sind.
Zu den Basisinitiativen gehört die Bewegung Atid LaOtef (Zukunft für den Gaza-Gürtel), eine Bürgerorganisation, die direkt aus dem Trauma vom 7. Oktober hervorgegangen ist. Laut Ohad Cohen, dem Gründer und CEO der Bewegung, ist die Wiederaufbaubehörde der Regierung zwar für die Wiedererrichtung der Infrastruktur zuständig, Atid LaOtef konzentriert sich jedoch darauf, den Geist und die Widerstandsfähigkeit der Menschen wiederherzustellen und eine neue regionale Identität zu schaffen, die es den Bewohnern ermöglicht, die Entscheidungsfindung in ihrer Region zu beeinflussen.
Cohen, ein ehemaliger IDF-Offizier, der im Gazastreifen gedient hatte, hat seinen High-Tech-Job aufgegeben, um sich auf den Aufbau seiner Organisation konzentrieren zu können. Er betonte die zionistische Mission der Bewegung: »Wir entscheiden uns für das Leben, wir entscheiden uns für den Wiederaufbau unserer Gemeinden.«
Nur Dich und mich
Liora Ben Tsur, Mutter von drei Kindern aus dem Kibbuz Ein Hashlosha, verkörpert ebenfalls den Geist der Resilienz, der mit Trauer vermischt ist. »Am 6. Oktober habe ich entbunden. Am nächsten Tag rief mein Mann an und sagte: ›Ich werde alles tun, um uns zu retten‹«, erinnert sie sich.
Am 7. Oktober las Ben Tsur entsetzt die WhatsApp-Nachrichten von Kibbuz-Bewohnern, die um Rettung flehten. »Ich erhielt Nachrichten von Freunden aus dem Kibbuz, in denen stand: ›Sie versuchen, uns abzuschlachten, sie vergewaltigen uns, helft uns.‹ Ich wusste, dass ich etwas tun musste. Ich rief die Polizei und die Armee an und jeden Kontakt, den ich hatte – ich war Reporterin. In der Zwischenzeit hatte ich keinen Kontakt zu Dor [ihrem Ehemann] und den Kindern. Ich sagte zu Asif [dem Neugeborenen]: ›Es gibt nur Dich und mich.‹«
Schließlich gelang es Ben Tsur, ihre beiden Brüder aus dem etwa hundert Kilometer entfernten Arad zu mobilisieren, die zu Fuß durch die Felder aus den angrenzenden Gemeinden zum Kibbuz kamen, um dem Beschuss mit Panzerfäusten zu entgehen. »Ich erhielt eine Nachricht von einer Nachbarin, die schrieb: ›Ich bin hier mit meinen beiden Babys.‹ Ich habe ihr gesagt, dass meine Brüder unterwegs sind, halte die Tür offen. Ich wusste, dass mein Haus als nächstes dran sein würde – sie war meine Nachbarin«, erinnert sich Ben Tsur.
Ihre Brüder fanden schließlich ihren Ehemann, gaben ihm eine Schusswaffe und machten sich auf die Suche nach Ben Tsurs Mutter. »Als sie das Gästehaus erreichten, sahen sie unsere Mutter blutüberströmt auf dem Boden liegen«, sagte Ben Tsur. Marcelle Talia hatte die Raketensirenen und Explosionen gehört und griff sich ein paar Süßigkeiten, um sie ihren Enkeln zu geben. Sie war auf dem Weg zu ihnen, als sie von Terroristen auf der Straße erschossen wurde. Ben Tsur zitierte das Buch Kohelet und sagte: »Eine Zeit zum Geborenwerden und eine Zeit zum Sterben. Eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit, das Gepflanzte auszureißen.«
Bemerkenswerte Widerstandfähigkeit
Sderot, eine der nächstgelegenen Städte zu Gaza, war ebenfalls stark von den Angriffen betroffen. Die Stadt, die seit Langem unter Raketenbeschuss stand, wurde nach den Schrecken dieses Tages, an dem etwa sechzig Terroristen in Pick-ups in die Stadt eindrangen, fast vollständig evakuiert.
Eines der ersten Bilder, das sich an diesem Tag verbreitete, zeigte ein Polizeifahrzeug, das unter Maschinengewehrfeuer geriet, wobei ein Polizist und eine Polizistin verletzt wurden. Die Polizeistation von Sderot wurde an diesem Morgen zu einem der heftigsten Schlachtfelder, auf dem sechs Beamte ihr Leben verloren. Der stellvertretende Polizeichef Shai Smadja lieferte einen detaillierten Bericht über die Schlacht, die 25 Stunden dauerte und bei der 26 Terroristen getötet wurden.
Vor dem Kampf wurde ein Auto mit zwei jungen Mädchen in der Nähe der Polizeistation gefunden, die von Terroristen umzingelt war. Amer Odeh Abu Sabila, ein Beduine und Bauarbeiter, hatte versucht, die Mädchen und ihre Mutter zur Polizeistation zu fahren, nachdem ihr Vater ermordet worden war. Beide Erwachsenen wurden erschossen. Die Polizei fand die sechsjährige Romi und die dreijährige Lia auf dem Rücksitz, wobei Romi um Hilfe schrie. »Seid ihr Israelis?«, fragte sie die Polizisten.
Nach seiner Verwüstung hat Sderot eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit bewiesen. Die Einwohnerzahl der Stadt ist seitdem um tausend gestiegen, und lokale Initiativen arbeiten am Wiederaufbau der Gemeinde. Am Dienstag herrschte in der Stadt reges Treiben, und die Einwohner gingen ihren täglichen Angelegenheiten nach, was ein eindrucksvoller Beweis für ihre Widerstandsfähigkeit ist.
Ben Friedman, COO von Nature Growth, berichtete, wie sein Unternehmen, ursprünglich ein Gründerzentrum für Agrartechnologie, sich darauf konzentrierte, Arbeitsräume für vertriebene Bewohner von Sderot bereitzustellen. »Nach dem 7. Oktober haben wir einen Raum geschaffen, in dem die Mieter kostenlos arbeiten und sich wohlfühlen können«, sagte Friedman. Er plant, 2025 sein Gründerzentrum neu zu starten, aber vorerst dient es als wichtiges Unterstützungssystem für Bewohner, die Schwierigkeiten haben, ihr Leben wieder aufzubauen.
Nicht wütend, aber sehr traurig
Am Ende der Tour durch die Region erzählte Iris Haim, die Mutter des 28-jährigen von der Hamas entführten Musikers Yotam Haim, ihre Geschichte. Yotam wurde siebzig Tage lang gefangen gehalten, bevor er bei einem Fluchtversuch versehentlich von IDF-Truppen getötet wurde. Die Tragödie »war ein Schock für alle. Der Schock war für alle Menschen in Israel so groß, dass alle völlig verzweifelt waren. Die Soldaten sagten, sie könnten nicht weiterkämpfen«, erzählte sie.
Dies wurde ihr von jemanden bei ihrer Schiwa, der Trauersitzung für Yotam, erzählt. »Da habe ich meine Rolle als Mutter verlassen und die Rolle einer israelischen Bürgerin übernommen. Ich habe den Soldaten eine Nachricht geschickt, in der ich ihnen mitteilte, dass ich nicht wütend bin und sie umarmen möchte. Ich sagte, dass wir sie lieben. Wir wissen, dass dies nicht ihre Schuld ist, sondern nur die Schuld der Hamas. Ich habe sie in unser Haus eingeladen. Wir können sie nicht verurteilen.«
»Wir waren einfach nur sehr, sehr traurig, nicht wütend«, erzählte sie weiter. »Ich sagte, dass die Soldaten in Israel wie unsere Söhne sind, sie gehören zu uns. Wir sind die Armee, die Armee sind wir.« Die an dem Vorfall beteiligten Soldaten besuchten Iris schließlich zu Hause und wurden von ihr umarmt, wie in der Botschaft angekündigt. Yotams Mutter sagte, dass ihr Sohn und die beiden anderen Geiseln, die mit ihm fünf Tage vor den tragischen Ereignissen in Shujaiya im Osten des Gazastreifens entkommen waren, »fünf Tage lang freie Menschen« waren. »Sie atmeten nicht die Luft der Tunnel, sondern die Außenluft.«
Yotam, der Kampfsoldat werden wollte, wegen einer Reihe psychischer Problemen jedoch abgelehnt wurde, bewies seine Tapferkeit, indem er eine starke Bindung zu den Geiseln aufbaute, mit denen er zusammen war, ist seine Mutter stolz. »Er war so stark, freundlich und kraftvoll. So werden wir Yotam in Erinnerung behalten. Wir befinden uns in einem echten existenziellen Krieg. Yotam war Teil dieses Kriegs, als Held.«
Der Text erschien auf Englisch zuerst beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)