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Al Jazeera: Hamas soll Demonstranten als Verräter behandeln

Der politische Analyst Saeed Ziyad von Al Jazeera fordert Hamas zum Durchgreifen gegen Demonstranten auf
Der politische Analyst Saeed Ziyad von Al Jazeera fordert Hamas zum Durchgreifen gegen Demonstranten auf (Quelle: MEMRI TV)

Kurz vor seinem Aufruf zum Mord an Anti-Hamas-Demonstranten erklärte der Al-Jazeera-Analyst, die Palästinenser hätten keine andere Wahl, als »mit den Körpern ihrer Kinder« zu kämpfen.

»Jeder, der sich [der Hamas] widersetzt oder gegen sie protestiert, sollte nicht als politischer Rivale, sondern als Verräter behandelt werden, und zwar nach dem palästinensischen Revolutionsrecht«, erklärte der politische Analyst Saeed Ziyad des katarischen TV-Senders Al Jazeera. Unter Bezug auf die zunehmenden Anti-Hamas-Proteste im Gazastreifen schrieb Ziyad, er lehne das »Chaos und die Anstiftung zum Bürgerkrieg« ab, wobei er sich Hamas-Aussagen zu eigen machte, die jede Ablehnung der Hamas als Verrat an der palästinensischen Sache und Identität darstellt.

Aufwiegelung

»Mit der beispiellosen gesellschaftlichen Spaltung, welche die Wirksamkeit des bewaffneten Widerstands einkesselt«, wollten die Gegner der Hamas »den Grundstein für eine Ära legen, die auffallende Ähnlichkeit mit 2007 hat, einem Jahr des Chaos, das innerhalb weniger Tage mit einer schnellen militärischen Lösung endete«, schrieb Ziyad unter Bezug auf die Machtübernahme der Hamas im Jahr 2007, bei der in bürgerkriegsartigen Auseinandersetzungen Dutzende von Mitarbeitern der bis dahin regierenden Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) von der Hamas getötet wurden.

Zwischen den beiden Zeiträumen gebe es jedoch auch einige große Unterschiede, schrieb der Al-Jazeera-Analyst, unter anderem, dass es heute im Gazastreifen keine andere palästinensische Streitkraft außer der Hamas gibt, was »ein riesiges Machtgefälle zugunsten des Widerstands« darstelle.

Die aktuelle »Aufwiegelung« drehe sich nicht um einen politischen Streit, sondern vielmehr um das Thema der »Waffe des Widerstands. Dies verleiht dem Widerstand eine größere gesellschaftliche Legitimität für entschlossenes Handeln und erlegt ihm die Pflicht auf, mit jedem Anstifter und Teilnehmer [an den Protesten] nicht im Sinne einer politischen Meinungsverschiedenheit umzugehen, sondern im Sinne von Verrat gemäß dem palästinensischen Revolutionsrecht.«

Ziyad warf der Fatah außerdem vor, den »zentralen Kern der Aufwiegelung« zu bilden. 2007 sei nicht die Fatah ins Visier genommen worden, sondern nur die »Positionen der [PA] und ihrer Milizen«. Viele Jahre lang habe die Hamas der Fatah »Freiheit für organisatorische, öffentliche und studentische Aktivitäten in Gaza« gewährt und die aktuellen Proteste würden dazu führen, dass die Organisation nun »vollständig aus dem Gazastreifen vertrieben« werde. Ziyad beendete seine Analyse mit der Warnung, über kurz oder lang werde die Hamas die Geduld verlieren und »schnelle und gravierende Entscheidungen« treffen.

Ziyad legt nach

Der offenbar im Gazastreifen geborene und in Doha lebende Saeed Ziyad sorgte bereits letzte Woche für Aufruhr, als er bei einem seiner Auftritte bei Al Jazeera sagte, die Palästinenser hätten nur die Wahl, standhaft zu bleiben und »mit ihren Fingernägeln und dem Fleisch ihrer Kinder« zu kämpfen. Diese Äußerungen wurden sogar während einer der Anti-Hamas-Proteste im Gazastreifen letzte Woche aufgegriffen und scharf angegriffen. So hielt ein Demonstrant ein Schild mit der Aufschrift »Reden Sie nicht über das Fleisch unserer Kinder, reden Sie über das Fleisch Ihrer eigenen Kinder, Saeed Ziyad!«

Während sein aktueller X-Beitrag Tausende von Likes erhielt, kritisierten auch viele Ziyads Worte, die sie als direkten Aufruf betrachteten, Fatah-Loyalisten zu töten. Ein Kommentator namens Amjad schrieb: »Verstehen Sie, was Sie schreiben und sagen? Sie rufen dazu auf, Hunderttausende Menschen zu töten!« Amjad bezeichnete Ziyad als »verabscheuungswürdig« und »kriminellen Psychopathen«. 

Ein Fatah-Mitglied namens Muhammad schrieb: »Die Fatah-Organisation entwurzeln? Okay, versuchen Sie mal, auch nur eines der Mitglieder der Organisation zu berühren.« Ein Kommentator aus Ramallah schrieb: »Sind Ihre Herren aus Katar mit dieser Aussage zufrieden? Sind Sie jetzt zufrieden? … Sie sind ein Narr und ein rücksichtsloses Mitglied der Muslimbruderschaft. Ihre Worte zeugen von einer klaren Unkenntnis der Verschiebungen der Kräfteverhältnisse im Gazastreifen, denn die Hamas wurde durch ihre eigene Dummheit, Rücksichtslosigkeit und Torheit geschwächt und ist nicht mehr in der Lage, das zu tun, wovon sie träumt und womit sie versucht, die Massen zu verängstigen. Diese Zeiten sind vorbei.«

In Folge verschärfte Ziyad seine Kommentare und schrieb in einem späteren Beitrag, die Fatah-Mitglieder sollten ihm für seinen Rat danken: »Die Fatah-Gruppe ist seltsam! Da schreibt man sie an, warnt sie und weist sie auf die Folgen des Bürgerkriegs hin, den sie fordern und schüren … es ist eine strategische Sünde, die sie zu Feinden des gesamten palästinensischen Volks macht, aber sie akzeptieren weder die Warnung noch den Rat!«

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