Ich erkenne durchaus viele Benachteiligungen von Arabern in Israel. Doch Israels Araber könnten, wenn sie nur ihre demokratischen Optionen sinnvoll nutzen würden, weitaus mehr politische und produktive Macht gewinnen. Sie müssten dazu nur demokratische Parteien gründen oder sich überhaupt endlich mehrheitlich an den Wahlen beteiligen. (…) Doch leider entscheiden sich die arabischen Parteien und Splitterparteien Israels seit Jahrzehnten eher dafür, untereinander zu streiten und die Bedürfnisse ihrer Wählerschaft komplett zu ignorieren. Ihr Einsatz gilt nicht den Arabern in Israel, sondern vor allem der Bevölkerung in Gaza. Mit ihr handeln sie wie mit einem Unterpfand, wie mit einer Geisel, deren zerlumpte Kinder sie zur Schau stellen, um Israel zu diskreditieren. Dabei könnte sich am meisten verändern, wenn sie ihre real existente Macht in Israel selbst nutzen würden – demokratisch, pragmatisch, sozial und konstruktiv. Und nicht wie jetzt: religiös sektiererisch, hochideologisch, zerstritten und verbissen. (…)
Mir ist es ein Bedürfnis, allen ‚Israelkritikern‘ und Sympathisanten der Boykottaufrufe gegen mein Land zuzurufen: Israel ist weder ein ‚Unrechtsstaat‘ noch ein ‚Apartheidstaat‘. Es herrschen weder Rassentrennung noch systematische Unterdrückung. Vergleiche mit dem früheren Apartheidregime in Südafrika oder kolonialen Systemen der Vergangenheit gehen fehl. Sie sind absurd. Hier pflichten mir übrigens die meisten arabischen Israelis, die ich kenne, bei. Sicher, wie jede Demokratie hat Israel Stärken und Schwächen, das Land befindet sich in einer prekären, häufig von den nichtdemokratischen Nachbarn bedrohten Lage. Mit Diktaturen ist es aber nicht zu vergleichen. (…)
Und übrigens: Wenn es den Akteuren von außen um Gleichberechtigung und Menschenrechte geht, weshalb fehlen dann Forderungen nach einem Boykott der radikal-islamistischen Hamas, die immerhin bei der EU und den USA auf der Terror-Liste steht?“ (Ahmed Mansour: „Beharren auf der Opferrolle“)