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Warum schickt Ägypten Truppen und Waffen nach Somalia?

Ägyptische Militärlieferungen kamen am internationalen Flughafen von Mogadischu nach Somalia. (© imago images/Depositphotos)
Ägyptische Militärlieferungen kamen am internationalen Flughafen von Mogadischu nach Somalia. (© imago images/Depositphotos)

Die militärische Kooperation von Ägypten und Somalia droht, die Spannungen mit Äthiopien zu verschärfen.

Ägypten hat im Rahmen eines kürzlich mit Somalia vereinbarten Kooperationsabkommens militärische Ausrüstung und Offiziere in das Land am Horn von Afrika entsandt. Das wirft vor dem Hintergrund der anhaltenden Spannungen zwischen Kairo und Äthiopien einige Fragen auf.

Medienberichten zufolge trafen letzten Dienstag zwei ägyptische Militärflugzeuge auf dem Flughafen Aden Adde in der somalischen Hauptstadt Mogadischu ein, die militärische Ausrüstung und Offiziere an Bord hatten. Ägypten bereite sich damit auf die Teilnahme an der Unterstützungsmission der Afrikanischen Union in Somalia (AUSSOM) vor, die bis Januar 2025 die derzeitige Mission der Afrikanischen Union in Somalia (ATMIS) ersetzen soll.

Wichtiger Schritt

Während Kairo keinen Kommentar abgab, lobte der somalische Botschafter in Ägypten, Ali Abdi Awary, am Mittwoch in einer Erklärung »den Beginn der Ankunft ägyptischer Militärausrüstung und Delegationen in der somalischen Hauptstadt Mogadischu als Teil der ägyptischen Beteiligung an den Friedenstruppen. … Ägypten wird somit das erste Land sein, das nach dem Abzug der Truppen der Afrikanischen Union Kräfte zur Unterstützung der somalischen Armee entsendet.«

Der somalische Botschafter bezeichnete die Aktion als »wichtig und ersten praktischen Schritt zur Umsetzung der Ergebnisse des ägyptisch-somalischen Gipfels«, der am 14. August in Kairo zwischen dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah Al-Sisi und dem somalischen Präsidenten Hassan Sheikh Mahmoud stattgefunden hat, bei dem ein Abkommen über eine gemeinsame Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich unterzeichnet wurde.

Regionale Spannungen

Die Nachricht über die ersten Waffenlieferungen Ägyptens an Somalia seit über vierzig Jahren muss aus dem Blickwinkel der Spannungen zwischen Ägypten und Äthiopien bezüglich des Baus eines Nil-Staudamms betrachtet werden. Ägypten betrachtet den äthiopischen »Renaissance-Damm« als »existenzielle Bedrohung« für seine Bürger, weil er Ägyptens Anteil am Wasser des Flusses reduziert.

Ein Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zitierte einen anonymen Diplomaten mit den Worten, Somalia spiele »mit dem Feuer«, indem es ägyptische Waffen importiere und Äthiopien provoziere. Das äthiopische Außenministerium kritisierte die Lieferung prompt in einer scharfen Erklärung und warf Somalia vor, »mit externen Parteien« zusammenzuarbeiten, »die darauf abzielen, Äthiopien zu destabilisieren«. Äthiopien werde »einer Bedrohung seiner nationalen Sicherheit nicht tatenlos zusehen«, wenn »andere Akteure Maßnahmen zur Destabilisierung der Region ergreifen«.

Der ägyptische Militärexperte Samir Farag erklärte im Gegensatz dazu, dass das zwischen Ägypten und Somalia unterzeichnete Militärabkommen in erster Linie darauf abziele, Mogadischu bei der Verwirklichung von zwei direkten Zielen zu unterstützen: Einerseits soll der Terrorismus bekämpft werden, der von der Organisation Al-Shabaab betrieben wird, andererseits versucht werden, »die äthiopischen Übergriffe auf somalisches Land nach dem illegalen Abkommen zwischen Addis Abeba und Somaliland zu stoppen, das Ersterem einen Stützpunkt am Roten Meer gewährt«.

Stellvertreterkrieg?

Vor Monaten hat Ägypten seinen Widerstand gegen die Unterzeichnung dieses vorläufigen Abkommens angekündigt, das zwischen der äthiopischen Regierung und der Region Somaliland im heurigen Januar getroffen worden war. Nach diesem würde Addis Abeba für fünfzig Jahre einen Seehafen, einschließlich eines Handelshafens und einer Militärbasis, in der Region Berbera erhalten, wenn Äthiopien Somaliland im Gegenzug dazu als unabhängigen Staat anerkennt. Kairo betrachtete das Abkommen damals als »eine Verletzung des Völkerrechts und einen Angriff auf die somalische Souveränität«.

Nach Ansicht von Mohamed Turshin, einem auf afrikanische Angelegenheiten spezialisierten Forscher, ist diese ägyptische Hilfe für Somalia »ein sehr wichtiger Schritt zur Stärkung der ägyptisch-somalischen Beziehungen«. Kairo wolle damit vor dem Hintergrund der wachsenden Rolle Äthiopiens, der Türkei und anderer Länder Präsenz zeigen. Laut dem Experten benötige Mogadischu die ägyptischen Lieferungen, um seine »Sicherheits- und Militärkräfte zu stärken sowie um Äthiopien zu signalisieren, dass es starke Partner hat und nicht unterschätzt werden darf«.

Rashid Abdi, Analyst am Sahan Research Center in Nairobi, gibt zu bedenken: »Wenn die Ägypter Soldaten an der Grenze zu Äthiopien stationieren, könnte dies zu einer Konfrontation zwischen den beiden Seiten führen.« Das Risiko eines direkten Kriegs sei »gering, aber ein Stellvertreterkonflikt ist möglich«.

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