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Afghanistan nach dem Deal der Taliban mit den USA – immer mehr Tote

Schauplatz eines Bombenanschlags in Kabul. Die Taliban setzen verstärkt auf Terror gegen Afghanen. (© imago images/Xinhua)
Schauplatz eines Bombenanschlags in Kabul. Die Taliban setzen verstärkt auf Terror gegen Afghanen. (© imago images/Xinhua)

Statt gegen ausländische Soldaten zu kämpfen, konzentrieren sich die Taliban auf gezielten Terror gegen Afghanen.

Andrea Spalinger, Neue Zürcher Zeitung

Laut einem neuen Bericht der Uno-Mission in Afghanistan sind im letzten Jahr 3035 Zivilisten getötet und 5785 verwundet worden. Das waren zwar etwas weniger als im Vorjahr. Zu verdanken war der leichte Rückgang aber einzig einer Waffenruhe vor und während der Gespräche in Doha. Kaum war das Abkommen mit Washington unterzeichnet, nahm die Gewalt wieder zu und erreichte zwischen Oktober und Dezember einen Höhepunkt, obwohl die Kampfhandlungen im Winter sonst stark zurückgehen.

Die Taliban und die Amerikaner hatten in Doha vereinbart, sich gegenseitig in Ruhe zu lassen. Zwar sagte Washington damals, die Islamisten hätten auch mündlich zugesagt, ihre Angriffe auf die afghanischen Sicherheitskräfte zu reduzieren. Die Taliban stritten dies jedoch ab. Statt ausländischer Soldaten nahmen sie einfach nur noch einheimische ins Visier. Um die Amerikaner nicht zu provozieren, bekannten sie sich zudem nicht mehr zu Angriffen und Attentaten. Und sie führten deutlich weniger große Selbstmordanschläge aus, die international für Empörung sorgen. Stattdessen konzentrierten sie sich auf die gezielte Tötung von Kritikern. (…)

Die Taliban, IS-Ableger und andere kleinere Extremistengruppen waren für zwei Drittel der zivilen Opfer im letzten Jahr verantwortlich. Eine wachsende Zahl von Zivilisten kam dabei durch gezielte Tötungen ums Leben, und dieser Trend hält auch 2021 an. Auf sozialen Netzwerken kursieren jeden Tag schreckliche Berichte über Erschießungen und Explosionen von Autobomben. Ziel sind Akademiker, Gesundheitspersonal, Anwälte, Menschenrechtsaktivisten, Journalisten, Beamte und Angehörige von Soldaten und Polizisten.

(Aus dem Bericht „Immer mehr zivile Opfer in Afghanistan – die Taliban ermorden gezielt Ärzte, Anwälte und Journalisten“, der von der Neuen Zürcher Zeitung veröffentlicht wurde.)

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