„Jahrzehntelang standen die Palästinenser im Rampenlicht der Nahost-Politik. Arabische Staaten zogen für die ‚Befreiung‘ Jerusalems in den Krieg, verhängten Ölboykotte, mobilisierten Medien und Massen gegen Israel. Das scheint nun vorbei. Die Prioritäten arabischer Herrscher haben sich verschoben. Das zeigt ihre gedämpfte Reaktion auf die Verkündung des US-Präsidenten Donald Trump, als der Jerusalem Anfang Dezember als Israels Hauptstadt anerkannte. Statt mit dem Schlachtruf ‚Jerusalem‘ gegen Israel zu hetzen, suchen sie den Schulterschluss mit dem jüdischen Staat, um anderen Gefahren zu begegnen. Dabei werden die Palästinenser sogar zum Hemmschuh. Daher wächst der Druck auf Präsident Mahmud Abbas, gewaltige Zugeständnisse zu machen. Kann das den Frieden näherbringen?
Die New York Times berichtete am Wochenende über den dramatischen Wandel. Demnach habe Ägyptens Präsident Abdel Fatah al-Sisi im vergangenen Monat Trumps Beschluss zwar offiziell verurteilt. Dennoch wurde schnell klar, dass Sisi nicht auf Trump in gewohnter Manier reagieren will. Keine Spur von konkreten Konsequenzen. Zu einem Sondergipfel islamischer Staaten in der Türkei entsandte er nur eine Delegation niederen Ranges. (…) Streit mit Israel sei nicht im Interesse Ägyptens, zitiert das Blatt den Offizier. Man habe genug Probleme. Die Palästinenser sollten sich mit der Stadt Ramallah zufrieden geben. ‚Was zählt, ist, das Leid der Palästinenser zu beenden.‘ Wenn Ramallah palästinensische Hauptstadt würde und das den Krieg beenden und weitere Todesopfer vermeiden könnte, ‚dann würden wir uns dafür entscheiden‘. (…)
Noch im Jahr 2000 warnten Ägypten und Saudi-Arabien den Palästinenserführer Jasser Arafat, für Jerusalem keine Zugeständnisse zu machen. Jetzt wird von unverhüllten Drohungen berichtet, falls Arafats Nachfolger Abbas den Traum von Jerusalem als Hauptstadt nicht aufgebe. Wenn Abbas einem amerikanischen Friedensplan nicht zustimme, werde Riad ihn absetzen, soll der Kronprinz gewarnt haben.“ (Gil Yaron: „Palästinenser verlieren alte Freunde“)