Das jüngste Treffen zwischen dem ägyptischen Präsidenten und dem syrischen Übergangspräsidenten hat Spekulationen über eine Annäherung zwischen den beiden Ländern Auftrieb gegeben.
Das erste Treffen zwischen Abdel Fattah as-Sisi und Ahmed al-Sharaa fand am Rande des Arabischen Notfallgipfels Anfang März statt, nachdem Kairo eine Reihe von Annäherungsschritten in Richtung Damaskus unternommen hatte, insbesondere die Glückwünsche des ägyptischen Präsidenten an seinen syrischen Amtskollegen zur Übernahme der Übergangspräsidentschaft vor einigen Wochen.
Während der Zusammenkunft bekräftigte der ägyptische Präsident die bisherigen Positionen Kairos seit der Machtübernahme al-Sharaas und betonte die Entschlossenheit seines Landes, »die Einheit und Integrität des syrischen Staatsgebiets zu wahren, und seine Ablehnung jeglicher Aggression auf syrischem Gebiet«. Zugleich erklärte die ägyptische Präsidentschaftskanzlei, as-Sisi habe die Einleitung eines integrativen politischen Prozesses gefordert, der alle Syrer einbezieht, ohne eine Partei auszuschließen.
Im Gegenzug betonte der syrische Präsident, er sei »sehr daran interessiert, ein neues Kapitel in den Beziehungen zu den arabischen Ländern, insbesondere zu Ägypten, aufzuschlagen« und er mit Ägypten zusammenarbeiten möchte, »um die Interessen beider Staaten zu wahren«.
Seitdem Ahmed al-Sharaa nach einer elftägigen Militäroperation, die im vergangenen Dezember das Regime von Baschar al-Assad stürzte, an die Macht kam, ist Ägypten im Umgang mit Damaskus vorsichtig. Kairos Bedenken gegenüber der neuen Regierung wurden in mehreren Fällen deutlich. Der erste Kontakt zwischen den beiden Seiten fand einen Monat nach dem Machtantritt al-Sharaas statt, und zwar in Form eines Telefongesprächs zwischen dem ägyptischen Außenminister Badr Abdel Ati und seinem syrischen Amtskollegen Asaad al-Shibani.
Darüber hinaus übten der ägyptischen Regierung nahestehende Medienvertreter heftige Kritik an den Geschehnissen in Syrien: an der Machtübernahme bewaffneter Gruppierungen, die vor ihrem offiziellen Bruch im Jahr 2016 Verbindungen zu al-Qaida hatten, und an der Möglichkeit, dieses Modell auf andere Länder in der Region zu übertragen.
Hindernisse
Das Treffen zwischen den beiden Staatsführern hat jedoch einige Beobachter dazu veranlasst, über eine Stärkung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu sprechen. Der ehemalige ägyptische Diplomat und Experte für Außenpolitik Mohamed Hegazy ist der Ansicht, die persönliche Begegnung habe die Beziehungen zwischen den beiden Ländern gestärkt, insbesondere da sie den Weg für die Beantwortung einiger Anliegen Kairos geebnet habe. Laut Hegazy könnte der Dialog in einer Zusammenarbeit in neuen Bereichen sowie in gegenseitigen Besuchen enden, da er offensichtlich bereits über die ersten Sondierungen hinaus sei.
Trotz Hegazys Optimismus in Bezug auf die Zukunft der Beziehungen zwischen Damaskus und Kairo bleiben einige Hindernisse bestehen, da Ägypten weiterhin Bedenken hinsichtlich der neuen syrischen Regierung äußert, was konkrete Fortschritte bei der Normalisierung der Beziehungen behindert. Die katarische Zeitung Al-Araby Al-Jadeed zitierte vor einigen Tagen informierte Quellen, die angaben, diese Bedenken betreffen in erster Linie Sicherheitsfragen, da sich Personen in Syrien aufhalten, die von Kairo als Terroristen eingestuft werden, insbesondere Mitglieder von Hayat Tahrir al-Sham, der Miliz von Ahmed al-Sharaa, die Ägypten als terroristische Organisation eingestuft hat.
Die Quellen fügten hinzu, dass Kairo die Auslieferung einiger dieser Personen gefordert habe, bevor ernsthafte Schritte zur Wiederherstellung der Beziehungen zu Damaskus unternommen werden. Ägypten befürchtet auch, dass einige der sich derzeit in Syrien aufhaltenden ausländische Kämpfer nach Libyen weiterziehen könnten, was angesichts der anhaltenden Krise in seinem Nachbarland eine direkte Bedrohung für die nationale Sicherheit Ägyptens darstellen würde.
Den Quellen zufolge soll auch die Türkei zwischen Kairo und Damaskus vermitteln. Laut denselben Quellen fordert Ägypten jedoch Sicherheitsgarantien und ernsthafte Schritte, um seine Bedenken auszuräumen, bevor es zu einer Normalisierung kommt. Insofern ist der Weg zu einer Annäherung zwischen Kairo und Damaskus noch lang und erfordert die Berücksichtigung der ägyptischen Sicherheitsbedenken, von denen nicht klar ist, ob die derzeitige syrische Regierung sie erfüllen will und kann.