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Die Achse der ethnischen Säuberung gegen die syrischen Kurden 

Ethnische Säuberung: Syrische Kurden werden aus Afrin vertrieben, um dort arabische Syrer anzusiedeln
Ethnische Säuberung: Syrische Kurden werden aus Afrin vertrieben, um dort arabische Syrer anzusiedeln (© Imago Images / NurPhoto)

Obwohl Menschenrechtsgruppen vor den Verbrechen gegen die Kurden gewarnt haben, unternimmt die internationale Gemeinschaft nichts gegen die Täter.

Die Türkei und Katar beschuldigen Israel routinemäßig der »ethnischen Säuberung« im Gazastreifen, während sie selbst im kurdischen Teils Syriens tatsächlich solche begehen, schreibt der Chefredakteur der arabischen Nachrichtenagentur Jusoor, Hadeel Oueis, in der Jerusalem Post.

Eine Untersuchung des von ihm geleiteten Medienunternehmens dokumentiert die massive Kampagne, die vom türkischen Präsidenten Tayyip Erdogan gesteuert, vom katarischen Emir Tamim bin Hamad Al Thani finanziert und von kuwaitischen und palästinensischen Islamisten betrieben wird, um kurdische Bewohner aus ihren angestammten Häusern im Nordwesten Syriens zu vertreiben und sie durch syrisch-arabische Siedler zu ersetzen.

Örtliche und internationale Menschenrechtsgruppen haben vor diesen Verbrechen gewarnt, doch die Täter setzen ihre Agitation fort, ohne dass die internationale Gemeinschaft ihnen Einhalt gebietet. »Wir sind unter Beschuss geflohen, Frauen und Kinder«, zitierte der Journalist Naima Khalil aus der historisch kurdischen Stadt Afrin im Nordwesten Syriens. »Fünfzehn Tage lang schliefen wir im Freien, unter türkischem Beschuss. Nachts flohen wir von Stadt zu Stadt.« Laut einer lokalen Menschenrechtsgruppe habe der türkische Angriff die kurdische Bevölkerung der Stadt um sechzig Prozent reduziert. 

Illegales Siedlungsbauprojekt

Die anhaltenden militärischen Attacken auf Afrin und andere Städte im Nordwesten Syriens werden dabei von einem Siedlungsbauprojekt begleitet, das Erdogan bereits vor Jahren angekündigt hat, um eine Million syrisch-arabische Flüchtlinge in kurdische Gebiete umzusiedeln. Im Rahmen dieser Initiative erklärte sich Katar zur Finanzierung des Baus von 240.000 Häusern in neun syrischen Provinzen bereit. Im Juni twitterte die katarische Gesellschaft des Roten Halbmonds, dreizehn solcher Dörfer, die 22.000 syrische Araber beherbergen könnten, seien bereits fertiggestellt worden. Kurdische Aktivisten prangern das Projekt als »ethnische Säuberung« an, schreibt Oueis.

Mindestens einer der Siedlungsblöcke in Afrin wurde von einer palästinensischen NGO errichtet, nämlich der in Gaza ansässigen und der Hamas nahestehenden Ajnadeen, die im vergangenen Jahr zugab, den Bau von zweihundert Wohneinheiten finanziert zu haben. Der kurdischer Politiker aus Afrin Abdulrahman Apo behauptet, unter den Siedlern befänden sich zehntausend Palästinenser.

Neben der türkischen, katarischen und palästinensischen Beteiligung hat der syrische Enthüllungsjournalist Sardar Malla Darwish auch eine kuwaitische Finanzierung und operative Unterstützung aufgedeckt. Ein Jussor-Reporter bestätigte diesen Verdacht, indem er in Afrin kuwaitische Flaggen und die Logos kuwaitischer islamistischer NGOs ausmachte, die sich auf Plaketten als Wohltäter deklarieren.

Kampf gegen kurdische Kultur und Sprache

Zu dieser ethnischen Säuberung gehöre auch der Kampf gegen die kurdische Sprache und Kultur, so Oueis, der den Leiter des Instituts für Kurdische Studien in Afrin, Nawaf Khalil, mit den Worten »Sie haben die kurdische Sprache verboten und Türkisch in den Schulen eingeführt« zitiert.

Als weiteres Beispiel für den Kampf gegen die kurdische Kultur nennt Khalil das Massaker durch von der Türkei unterstützte Milizen, bei dem Teilnehmer der traditionellen Nowruz-Feierlichkeiten zum kurdischen Neujahr ermordet wurden, was »das letzte Mal markierte, dass Kurden Nowruz in einer Stadt feiern konnten, die einst eine kurdische Mehrheit hatte«.

Angesichts dieser türkischen Vorgehensweise betrachten kurdische Beobachter Erdogans unablässige Darstellung des Kriegs im Gazastreifen als »Massaker« und »ethnische Säuberung«, als zynisch und bloße Ablenkung von seinem eigenen Verhalten. »Die Kurden versuchen auf verschiedene Weise der Welt mitzuteilen, dass Erdogan ein Lügner und Heuchler ist und versucht, seine Verbrechen gegen die Kurden zu verheimlichen, indem er die Geschehnisse in Gaza übertreibt und lügt«, so Journalist Darwish. »Erdogan denkt, dass er die Kurden weiterhin unterdrücken kann, wenn sich alle Gespräche und jede Kritik auf Israels Militäroperation im Gazastreifen konzentrieren.«

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