Während Mbembe im Zuge der Diskussion um seinen Antisemitismus mehrfach behauptete, mit BDS nichts zu tun zu haben, legt ein Vorfall aus dem Jahr 2018 anderes nahe.
Ben Cohen, the algemeiner
Der in Kamerun geborene Professor hat nicht nur 2015 eine Petition unterzeichnet, in der der akademische Boykott Israels befürwortet wird, sondern drohte auch mit seinem Rückzug von einer Konferenz an einer südafrikanischen Universität im Winter 2018, weil eine führende israelische Psychologin unter den eingeladenen Rednern war. Prof. Shifra Sagy – sie lehrt an der psychologischen Fakultät der Ben-Gurion-Universität (BGU) in Israel – wurde schließlich von der Konferenz an der Universität Stellenbosch ausgeladen, nachdem unter anderem Mbembe Druck auf die Organisatoren ausgeübt hatte.
Die Konferenz mit dem Titel „Anerkennung, Wiedergutmachung, Versöhnung: Licht und Schatten historischer Traumata“ hatte zum Ziel „das Verständnis von generationenübergreifenden Traumata zu vertiefen und Strategien für den Umgang mit den Auswirkungen von Völkermord und kolonialer Unterdrückung zu entwickeln“. Sagy, deren Arbeit sich auf Friedenserziehung konzentriert, sollte auf zwei Panels der Konferenz sprechen.
Die geplante Anwesenheit von Sagy und anderen Israelis entfachte den Zorn Mbembes und seiner Kollegin an der Universität Witwatersrand, Prof. Sarah Nuttall, woraufhin die beiden eine Erklärung abgaben, in der sie ihre Unterstützung für „den Boykott als gewaltlose Strategie zur Beendigung der Besatzung“ betonten.
Unter Bezugnahme auf die Forderung von Südafrikas einflussreicher Pro-BDS-Lobby nach einer Ausladung der zur Konferenz eingeladenen Israelis schrieben Mbembe und Nuttall: „Wir ließen die Organisatoren heute Morgen (27. November 2018) wissen, dass wir keine andere Wahl hätten, als uns von der Konferenz zurückzuziehen, falls keine zufriedenstellende Vereinbarung zwischen der Boykott-, Deinvestitions- und Sanktionsbewegung (BDS) und dem Organisationskomitee gefunden wird. Vor kurzem wurden wir von den Organisatoren darüber informiert, dass die israelischen Redner, die auf dem Programm standen, ihre Teilnahme an der Konferenz abgesagt haben, und aus diesem Grund sind wir bereit zur Teilnahme an der Konferenz.“
Zu keinem Zeitpunkt in den letzten Wochen hat Mbembe sein Vorgehen im Zusammenhang mit der Stellenbosch-Konferenz angesprochen, sondern sich stattdessen auf allgemeine Erklärungen zur Unterstützung der akademischen Freiheit beschränkt. In seinem Interview mit dem deutschen Rundfunk argumentierte Mbembe weiter, dass der Streit um seine Einladung zur Ruhrtriennale darauf hindeute, dass Deutschland darum kämpfe, „drei Schlüsselprinzipien eines jeden liberalen Staates zu wahren: die Gewissensfreiheit, die Meinungsfreiheit und die akademische Freiheit“.