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Abschuss in Syrien: Es gibt kein „Verstecken hinter einem Flugzeug“

Sehr geehrte Presse-Redaktion,

in Ihrem Bericht über den Abschuss eines russischen Flugzeugs durch die syrische Luftabwehr geben Sie eine Behauptung des russischen Verteidigungsministeriums wieder, in der es hieß, „israelische F-16 hätten sich während ihrer Annäherung an Latakia in Nordsyrien hinter der Iljuschin versteckt, um sich vor dem Radar zu tarnen“. Des Weiteren ist zu lesen: „Israel wies Syrien und dem Iran die Schuld zu und drückte Trauer über den Tod der 15 Russen aus.“

Um genau zu sein, hatten die israelischen Streitkräfte u.a. in mehreren Tweets die russische Behauptung inhaltlich klar zurückgewiesen. Erstens sei der Abschuss des russischen Fliegers auf „ausgiebiges und ungenaues syrisches Luftabwehrfeuer“ zurückzuführen gewesen. Zweitens habe die syrische Luftabwehr das Feuer erst begonnen, als sich die israelischen Jets bereits „wieder in israelischem Luftraum“ befunden hätten. Drittens habe sich das russische Flugzeug während des israelischen Luftschlages in Latakia „nicht im Operationsgebiet“ befunden. Und viertens habe sich die syrische Luftabwehr schlicht nicht dafür interessiert, ob russische Flugzeuge in der Gegend waren, bevor sie das Feuer eröffnete.

Abschuss in Syrien: Es gibt kein „Verstecken hinter einem Flugzeug“

Der ehemalige israelische Luftwaffengeneral Amos Yadlin wies ebenfalls via Twitter darauf hin, dass die „weitreichende Inkompetenz und Rücksichtslosigkeit“ der syrischen Luftabwehr bei der Unterscheidung von Freund und Feind auch leicht zum Abschuss eines zivilen Flugzeugs hätte führen können. Darüber hinaus gebe so etwas wie ein „Verstecken hinter einem Flugzeug“ nicht, wie das russische Verteidigungsministerium dies den israelischen Jets vorgeworfen habe. „Diese unprofessionelle russische Behauptung ist falsch.“

Abschuss in Syrien: Es gibt kein „Verstecken hinter einem Flugzeug“

Angesichts dieser doch deutlich über eine bloß abstrakte Zurückweisung hinausgehenden israelischen Reaktionen auf die russischen Vorwürfe ist es umso erstaunlicher, dass in Ihrem Bericht auf dem Weg vom Text in die Überschrift irgendwie der Konjunktiv verlorengegangen ist, der die indirekte Wiedergabe der russischen Behauptungen markiert. Denn im Untertitel ist zu lesen: „Israelische Jets hatten ein russisches Flugzeug als ‚Sichtschutz‘ benützt“ [Hervorhebung von mir]. Warum ist denn aus dem – von Israel bestrittenen – russischen Vorwurf im Text eine Tatsachenbehauptung in der Überschrift geworden?

Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Florian Markl
Mena Watch – der unabhängige Nahost-Thinktank

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