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Abschiebung von Völkermordopfern für eine »gute« Statistik

Jesidische Binnenflüchtlinge in Lager in Irak
Jesidische Binnenflüchtlinge in Lager in Irak (Quelle: Basma Aldakhi / Wadi)

Radio Dreyeckland sprach mit Mena-Watch-Autor Thomas von der Osten-Sacken über die Lage der aus Deutschland in den Irak abgeschobenen Jesiden.

Im Sommer 2014 überrollten die Banden des Islamischen Staats (IS) das Siedlungsgebiet der Minderheit der Jesiden im Norden des Iraks, nachdem die für ihren Schutz abgestellten Truppen praktisch über Nacht geflohen waren. Männer wurden vielfach sofort erschossen, Frauen und Kinder verschleppt und auf Sklavenmärkten verkauft.

Das offizielle Deutschland war erschüttert und der Bundestag erkannte den Völkermord an den Jesiden an. Doch das Gedächtnis ist ein sehr kurzlebiges Gewächs in der Politik. Der Ruf nach mehr Abschiebungen wurde immer lauter, nicht zuletzt deshalb, weil sich der IS auch in Deutschland terroristisch gerierte und sich Leute die Gelegenheit nicht entgehen ließen, dies politisch zu instrumentalisieren.

Nun ist das Abschieben in viele Länder nicht so einfach – und da kamen die Jesiden und eine irakische Regierung, die »Rückführungen« nicht behindert, gerade recht. So bekam die alte und bekommt sicherlich auch die neue Regierung ihre Abschiebestatistik hin und die Medien spenden fleißig Lob für diese Art von »Fortschritt«.

Derweil ist – gelinde gesagt – die Lage der Jesiden im Irak dadurch, dass US-Präsident Donald Trump sofort nach seinem Amtsantritt die Hilfsgelder gestrichen hat, nochmals schwieriger geworden. Nachdem das Land zerstört und nach wie vor extrem unsicher ist, sind die meisten Jesiden nicht in ihr traditionelles Siedlungsgebiet um den Djebel Sindjar an der irakisch-syrischen Grenze zurückgekehrt, sondern leben weiterhin in schlecht versorgten Flüchtlingslagern, in denen auch die aus Deutschland Abgeschobenen landen.

Radio Dreyeckland sprach mit Thomas von der Osten-Sacken von der Hilfsorganisation Wadi, die seit über dreißig Jahren im Irak tätig ist. Das Interview können Sie hier hören.

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