Der spanische Premier und der österreichische Sänger JJ fordern den Ausschluss Israels vom ESC. Mit der Logik haben’s beide nicht so.
Was haben der spanische Premierminister Pedro Sánchez und der österreichische Song-Contest-Gewinner Johannes Pietsch alias JJ gemeinsam?
Fangen wir mit Pedro Sánchez an. Nachdem der israelische Beitrag beim Eurovision Song Contest, dargeboten von der Sängerin Yuval Raphael, die das Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 nur deshalb überlebt hatte, weil sie sich stundenlang unter Leichen begraben totstellte, in der Publikumsabstimmung auf Patz eins gereiht wurde und letztlich Platz zwei belegte, meldete sich Sánchez zu Wort und forderte den Ausschluss Israels vom Song Contest mit den Worten:
»Als vor drei Jahren die russische Invasion in der Ukraine begann und [Russland] internationale Wettbewerbe verlassen musste und, wie wir gerade gesehen haben, nicht am Eurovision Song Contest teilnehmen konnte, hat sich niemand darüber aufgeregt. Deshalb sollte Israel das auch nicht tun, denn was wir nicht zulassen dürfen, ist Doppelmoral in der Kultur.«
Genauso sah das auch Song-Contest-Gewinner JJ. Auch er trat dafür ein, Israel solle nicht mehr am europäischen Gesangswettbewerb teilnehmen dürfen. Und auch er begründete dies mit der schrägen Gleichsetzung Russlands mit dem jüdischen Staat: Beide seien »Aggressoren«, darum sei es enttäuschend, dass der eine vom ESC ausgeschlossen wurde, der andere aber nach wie vor auftreten dürfe.
Simple Logik
Russland hat in einem Angriffskrieg die Ukraine überfallen, Putin ist der Aggressor, das Land wurde daraufhin vom ESC ausgeschlossen. Im anderen Fall hat eine islamistische Terrororganisation unter Mitwirkung Tausender palästinensischer Zivilisten in einem Angriff den Staat Israel überfallen, unbeschreibliche Verbrechen begangen, rund 1.200 Israelis massakriert und über 250 in den Gazastreifen verschleppt. In diesem Fall ist es aber nicht der Aggressor, sondern das Opfer Israel, das Sánchez und JJ zufolge sanktioniert werden müsse.
Die logische Struktur dieser Argumentation sieht so aus:
- A hat B überfallen, daher wurde A ausgeschlossen.
- A hat B überfallen, daher soll B ausgeschlossen werden.
Sánchez und JJ haben somit gemein, dass beider Abneigung gegen Israel ein solches Ausmaß angenommen hat, dass sie in ihrem Denken die simpelsten Regeln der Logik ignorieren und außer Kraft setzen, indem sie nicht in der Lage sind, Gleiches unter Gleiches zu subsumieren. Und beide fordern nicht weniger, als dass sich die sogenannte internationale Gemeinschaft diesem politischen nicht nachvollziehbaren Denkfehler anzuschließen habe. Und dass sie ausgerechnet den Kritikern dieses Unsinns Doppelmoral vorwerfen, setzt dem Ganzen noch die Krone auf.
Der spanische Premierminister und der österreichische Sänger sind leider nicht die einzigen, deren Argumentation von purer Absurdität geprägt ist. Bezeichnend ist, dass offenbar niemand dieser Leute je einen Ukrainer gefragt hat, was er von der Gleichsetzung Russlands mit Israel bzw. der Ukraine mit der Hamas/den Palästinensern hält. Er wäre mit gefragt worden, ob er verrückt sei, schließlich habe die Ukraine weder jemanden überfallen noch in russischen Dörfern Zivilisten vergewaltigt, massakriert oder verschleppt.