Ein vor Kurzem geschlossenes Abkommen zwischen Russland und China einerseits und den Huthi andererseits garantiert die sichere Durchfahrt von Schiffen der beiden Länder im Roten Meer, wirft aber Fragen über seine Auswirkungen auf.
Der Chefunterhändler der jemenitischen Huthi-Miliz, Muhammad Abdel Salam, erklärte vergangene Woche gegenüber Reuters, seine Gruppierung habe China und Russland zugesichert, dass ihre Schiffe sicher durchs Rote Meer fahren könnten. Zuvor hatte die amerikanische Agentur Bloomberg unter Berufung auf nicht identifizierte Quellen berichtet, Diplomaten aus China und Russland hätten nach Verhandlungen im Sultanat Oman mit den Huthi vereinbart, dass ihre Schiffe, die das Rote Meer und den Golf von Aden durchqueren, nicht angegriffen würden. Bloomberg fügte hinzu, diese Vereinbarung sei im Gegenzug für die politische Unterstützung der Huthi durch China und Russland in UN-Gremien wie dem Sicherheitsrat getroffen worden.
Diese Vereinbarung erfolgte zu einem Zeitpunkt, an dem die mit dem Iran verbündeten Huthi ihre Ankündigungen erneuerten, neben »israelischen Schiffen« auch amerikanische und britische ins Visier zu nehmen. So erklärte der militärische Sprecher der Huthi, Yahya Sarea, am Dienstag vor einer Woche, seine Milizen hätten das amerikanische Schiff Madow im Roten Meer mit mehreren Raketen beschossen. Mittlerweile gibt Saree fast täglich entsprechende Erklärungen ab, in denen er die Fortsetzung der Angriffe auf See ankündigt.
Die Huthi-Miliz hat sich für die Bombardierung von etwa 75 Schiffen in den vergangenen Monaten verantwortlich erklärt. Ihr Anführer Abdul-Malik al-Houthi drohte sogar, die Angriffe vom Roten Meer und dem Golf von Aden auf den Indischen Ozean auszuweiten, um auch die Schifffahrt rund um das Kap der Guten Hoffnung zu unterbinden. Dabei behauptete al-Houthi auch, die westlichen Angriffe auf seine Gruppe könnten deren »Schwung, Fähigkeit, Stärke und Reichweite« nicht einschränken.
Zugleich richten die Vereinigten Staaten und Großbritannien ihre Angriffe weiterhin gegen Huthi-Stellungen, während das US Central Command in der vergangenen Woche mitteilte, ein Flugzeug der Koalition habe eine Drohne, die von durch die Huthi kontrollierten Gebieten im Jemen aus gestartet wurde, und ein Drohnenboot zerstört.
Seit Beginn der Intervention der USA gegen die Huthi am 12. Januar haben sie etwa fünfhundert Angriffe durchgeführt, um die militärischen Fähigkeiten der Miliz zu schwächen oder drohende Angriffe auf See zu verhindern. Während sich Großbritannien an vier Wellen massiver Angriffe beteiligte, haben amerikanische Streitkräfte und europäische Schiffe Dutzende von Abfangoperationen durchgeführt und Angriffe der Huthi abgewehrt.
Iranisches Werkzeug
Das Mitglied des Medienteams der international anerkannten jemenitischen Regierung Hamza Al-Kamali kommentierte die Vereinbarung zwischen den Huthi, China und Russland mit den Worten, diese bestätige, »dass die Huthi-Milizen zu käuflichen Waffen geworden sind. Die internationalen Mächte benutzen die Huthi, um ihre Interessen durchzusetzen, und die Wahrheit ist, dass die chinesischen und russischen Schiffe von vornherein nicht im Visier der Huthi waren.«
Al-Kamali glaubt, die Huthi-Milizen versuchten, regionalen und internationale Bedeutung zu erlangen, obwohl klar sei, »dass sie ohne die iranischen Waffen keine Bedrohung für irgendjemanden hätten darstellen können. In Wirklichkeit haben die Huthi den Jemen zu einer Plattform für den Abschuss iranischer Raketen und Drohnen gemacht.«
Der jordanische Experte Samih Al-Maaytah sagte, das infrage stehende Abkommen bestätige, dass die Aktionen, welche die jemenitischen Milizen im Roten Meer setzen, anders als die Huthi selbst behaupten, nichts mit dem Gazastreifen zu tun haben. Ihr Verhalten hänge »hauptsächlich mit dem durch die jemenitischen Milizen ausgeübten iranischen Einfluss im Roten Meer zusammen«. Die Huthi seien dabei lediglich eines der Werkzeuge des Irans.
Das Gefährlichste an diesem Abkommen sei, fuhr Al-Maayatah fort, dass es die Präsenz und den Einfluss der Huthi im Roten Meer legitimiere. Solch ein Abkommen großer Länder wie Russland und China mit Milizen wie den Huthi sei »eine gefährliche Sache und eine Abweichung von der Norm. Der Iran ist der anwesende Abwesende in dieser Szenerie, weil er der Entscheidungsträger ist, was die Huthi anbelangt.«
Der politische Analyst Ahmed Yassin erklärte, die »amerikanischen Luftangriffe gingen nach hinten los und veranlassten die Huthi, ihre Angriffe im Roten Meer zu verstärken und eine Vereinbarung mit Russland und China zu treffen«. Während er meinte, dass die Lösung der aktuellen Krise im Roten Meer diplomatischer Natur sein müsse, erklärte Yassin zugleich, die jemenitischen Milizen seien »ein Werkzeug in den Händen des Irans und der mit ihm verbündeten Länder« und würden eingesetzt, um die strategische Bab al-Mandab-Wasserstraße im Sinne der Islamischen Republik zu beeinflussen«.
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