Die wirtschaftliche Lage in der Türkei verschlechtert sich dramatisch. Neben den durch Russlands Krieg verteuerten Energiepreisen erschweren vor allem die steigenden Lebensmittelpreise das Leben der Bevölkerung.
Die Konsumentenpreise in der Türkei stiegen im Februar erneut um 4,8 Prozent, wodurch die jährliche Inflation auf 54,5 Prozent anstieg und damit den höchsten Stand seit zwei Jahrzehnten erreichte. Am 3. März veröffentlichte offizielle Zahlen zeigen, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen von Russlands Überfall auf die Ukraine die schlechte Lage im Land weiter verschärft.
Die Lücke zwischen der Konsumenten- und der Produzenteninflation klafft mittlerweile bei mehr als fünfzig Prozentpunkten, nachdem die Produzentenpreise im Februar um 7,2 Prozent gestiegen sind, was einen Jahresanstieg von 105 Prozent bedeutet.
Durch den hauptsächlich durch den Wertverfall der türkischen Lira verursachten Preisanstieg drohen der Türkei wieder Inflationsraten von sechzig bis siebzig Prozent, die sie in den vergangenen zwanzig Jahren bereits überwunden geglaubt hatte.
Besonders drastisch macht sich die Verteuerung der Lebensmittelpreise bemerkbar, die laut dem türkischen Statistikinstitut (TUIK) den größten Anteil an der explodierenden Inflationsrate ausmacht, wie Al-Monitor in einem Bericht vermeldet.
Auch wenn Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan angesichts der bevorstehenden Wahlen im nächsten Jahr die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel vor Kurzem auf ein Prozent gesenkt hat, stiegen die Lebensmittelpreise im Schnitt um 8,4 Prozent, was eine jährliche Gesamtsteigerung von 64,4 Prozent ausmacht. Die Preise für Gemüse stiegen gar um 31 Prozent, womit sich der Gemüsepreis im Laufe eines Jahres mehr als verdoppelte.
Die gestiegenen Lebensmittelpreise bedrohen mittlerweile auch die türkische Mittelklasse: Der sogenannte »Hungerschwellwert« für eine vierköpfige Familie stieg im Februar auf 4.553 Lira (290 Euro) und übersteigt damit das monatliche Mindesteinkommen von 4.250 Lira (270 Euro), von dem mehr als Hälfte aller türkischen Lohnabhängigen leben müssen.