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1950er Jahre: Eine Art Marshall-Plan zur Lösung des Flüchtlingsproblems

1950er Jahre: Eine Art Marshall-Plan zur Lösung des Flüchtlingsproblems
By Fred Csasznik, Public Domain

„Kobby Barda traute seinen Augen nicht. Im Rahmen seiner Forschungsarbeit über das vom Ruderman Program for American Jewish Studies an der Universität von Haifa betreute American Israel Public Affairs Committee stieß er auf den persönlichen Nachlass von Isaiah Leo ‚Si‘ Kenen, eines in Kanada geborenen Anwalts, Journalisten und Philanthropen, der zu den Mitbegründern der pro-israelischen Lobbygruppe gehörte. Unter den zahlreichen Dokumenten über die Aktivitäten Kenens in den ersten Jahren nach der Gründung des Staats Israel entdeckte Barda ein vergessenes Kapitel in der Geschichte des israelisch-palästinensischen Konflikts. Anfang der 1950er Jahre, steckten die USA nicht nur viel Geld in den Marshall Plan, um den Wiederaufbau Europas nach dem Zweiten Weltkrieg zu fördern. Sie beschlossen auch, Zahlungen an die arabischen Staaten und Israel zu leisten, um diesen eine abschließende Lösung des durch den Unabhängigkeitskrieg von 1948 geschaffenen Flüchtlingsproblems zu ermöglichen.

Die hierfür bereitgestellten amerikanischen Beihilfen sollten zu gleichen Teilen an Israel und die arabischen Staaten geleistet werden. Beide Parteien sollten jeweils $50 Millionen erhalten, um die für die dauerhafte Ansiedlung der Flüchtlinge erforderliche Infrastruktur zu schaffen. Das Geld für die Aufnahme der arabischen Flüchtlinge wurde an die für die Betreuung der palästinensischen Flüchtlinge geschaffene UNO-Agentur gezahlt. Zum Zweck der ‚technischen Zusammenarbeit‘ erhielten die arabischen Länder von den Amerikanern außerdem nochmals weitere $53 Millionen. Somit erhielt die arabische Seite letztlich doppelt so viel Geld wie Israel, obgleich Israel weit mehr Flüchtlinge aufnahm, darunter auch solche aus arabischen Ländern, nämlich Juden, die infolge der Konflikte in der Region vertrieben wurden. Die vom Kongress auf Bitten des damaligen Präsidenten Harry Truman für die Ansiedlung der jüdischen und arabischen Flüchtlinge im Nahen Osten bereitgestellten Mittel beliefen sich auf $1,5 Milliarden nach heutigem Geldwert. (…)

‚In der Rückschau wird deutlich, dass die Amerikaner also schon einmal für die Ansiedlung der palästinensischen Flüchtlinge gezahlt haben. Dennoch werden sie bis heute als Flüchtlinge eingestuft und leben weiterhin in Flüchtlingslagern. Dagegen hat Israel jüdische Flüchtlinge aus dem Irak, dem Jemen, Syrien, Libyen, Tunesien, Ägypten und Marokko aufgenommen und eingebürgert, und damit was die Sache erledigt. Obwohl Jordanien als das Land, in dem sich die meisten palästinensischen Flüchtlinge strandeten, das Hilfsabkommen mit den USA (im Gegensatz zu Syrien, das sich weigerte) unterschrieb, gibt es dort nach wie vor palästinensische Flüchtlingslager. So ist es zu dieser Asymmetrie im israelisch-palästinensischen Konflikt gekommen, und es ist sehr wichtig, dies festzuhalten, sowohl mit Blick auf die historische Bilanz als auch mit Blick auf eine künftige Vereinbarung’, meint Barda. (…)

Barda zufolge ‚wirft diese Information ein völlig neues Licht auf die Frage des palästinensischen Rückkehrrechts. Es gab zwei Sprösslinge, deren reicher Onkel beiden Geld bot, damit sie das Flüchtlingsproblem ein für allemal lösen (…) Beide Seiten erhielten massive Zahlungen mit der Maßgabe: Das ist eure Entschädigung, und damit lasst es gut sein.“ (Eldad Beck: „The deal that disappeared“)

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