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Zusammenhängendes Territorium

Sehr geehrte Standard-Redaktion,

Gudrun Harrer schreibt in ihrem heutigen Kommentar „Das Fenster schließt sich“, israelische Baumaßnahmen in der so genannten „E1-Zone“ zwischen Jerusalem und Ma’ale Adumim würden eine Zwei-Staaten-Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts verunmöglichen, weil für einen „sinnvollen“ Palästinenserstaat kein „zusammenhängendes Territorium“ mehr gegeben sei. Man mag die angekündigten Wohnungsbauten für unklug halten, aber das ändert nichts daran, dass die Behauptung Harrers nichtsdestotrotz falsch ist, wie ein Blick auf die Landkarte mühelos zeigt.

Nehmen wir zur Veranschaulichung folgende Karte, die dem Wikipedia-Eintrag über das Westjordanland entstammt:

Zusammenhängendes Territorium

Die rote Linie östlich von Jerusalem markiert den Verlauf des israelischen Schutzzaunes, der nach seiner Fertigstellung auch Ma’ale Adumim umfassen soll. Es kann keine Rede davon sein, dass Baumaßnahmen zwischen dieser Stadt und Jerusalem ein zusammenhängendes palästinensisches Territorium im Westjordanland verunmöglichen würden. Wie zu sehen ist, wären dessen nördliche und südliche „Teile“ sehr wohl durch einen an der engsten Stelle rund 15 Kilometer breiten Streifen verbunden. (Die hier vorgenommene Unterscheidung in grüne und beige Gebiete in der Westbank wäre dann hinfällig).

Wem das zu wenig für einen „sinnvollen“ Staat ist, der sollte innehalten und bedenken: Ein Israel in den „Grenzen von 1967“ wäre an seiner dünnsten Stelle zwischen der Küste und der oben eingezeichneten Waffenstillstandslinie von 1949 (in der Gegend von Herzliya nördlich von Tel Aviv) in etwa genauso breit. Die unterschiedliche Behandlung dieser zwei Fälle macht das Problem deutlich: Ein Rückzug Israels hinter die „Grüne Linie“ und somit auf ein Territorium von 15 Kilometer Breite wird stets als Voraussetzung einer friedlichen Lösung des Konflikts bezeichnet; bei einem ebenso breiten palästinensischen Westjordanland spricht Harrer dagegen plötzlich von „Bantustans“ und weckt damit völlig unangebrachte Assoziationen zur südafrikanischen Apartheid.

Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Florian Markl
Medienbeobachtungsstelle Naher Osten (MENA)

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