„Ich gehöre keiner kurdischen Partei an und bin nicht politisch aktiv. Vielleicht hat sich die Regierung über meine Texte geärgert. Ich gehörte ja auch dem beratenden Gremium der Zeitung an, was aber eher symbolischen Charakter hatte und nicht mit rechtlichen Befugnissen verbunden war. Özgür Gündem ist schon oft verdächtigt worden, PKK-Propaganda zu betreiben. Aber ich wurde niemals in die Verfahren hineingezogen, da die Regierung genau weiß, dass ich nichts mit Terroristen zu schaffen habe. Ich bin weder Kurdin, noch bin ich eine bedeutende Journalistin. Vielleicht musste ich ja sogar deshalb ins Gefängnis: Ich bin Schriftstellerin, und kein Mensch in der Türkei nimmt mich politisch ernst. Die Botschaft der Regierung würde dann lauten: Es kann jeden Intellektuellen treffen, sogar eine der berühmtesten türkischen Autorinnen. Vielleicht war meine Verhaftung aber auch nur ein blöder Zufall. Auf jeden Fall lag ihr keine rationale Entscheidung zugrunde. (…)
Ich bin gar nicht so stark. Weder physisch noch psychologisch. Ich bin keine Kämpferin. Aber sicherlich spielt die Tatsache, dass ich eine Frau bin, eine Rolle. Die Situation von Frauen hat sich in der Türkei rapide verschlechtert. (…) Aber ich habe meine Stimme auch für Kurden, Aleviten, Armenier, Gefangene und Flüchtlinge erhoben. Ich habe jede Form von Menschenrechtsverletzung angeprangert. Das ist nicht illegal. Keiner meiner Artikel war zuvor Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.“ (Interview mit der türkischen Schriftstellerin Asli Erdogan: „Frauen halfen mir zu überleben“)