In der Diskussion über ein Verbot der Vollverschleierung wird immer wieder auf Frauen verwiesen, die sich ‚freiwillig‘ verhüllen würden. Für die Schriftstellerin Zoe Jenny ist das kein Argument – und sie vermisst die Solidarität mit den Frauen, die sich in islamischen Ländern gegen ihre Unterdrückung zur Wehr setzen:
„Was aber ist mit den Frauen, die angeben, freiwillig eine Burka zu tragen? Haben sie in einem liberalen Rechtsstaat nicht das Recht, zu entscheiden, sich zu verhüllen? (…) Ein Mädchen, das von klein auf hört, dass die Burka zu ihrem ‚Schutz‘ ist, wird dies verinnerlichen und sich kaum gegen die patriarchalen Strukturen, die ihr Leben bestimmen, auflehnen können. Das ist verständlich und psychologisch nachvollziehbar. Ein Argument für die Burka ist es mitnichten. Nur weil jemand sagt, er will ein Sklave sein, ist bei uns Sklaverei trotzdem nicht erlaubt. (…)
In der Diskussion um das Verhüllungsverbot geraten diejenigen Frauen in Vergessenheit, die sich in ihren Ländern zur Wehr setzen und teilweise unter Lebensgefahr gegen die Unterdrückung ankämpfen. Von den zahlreichen Schriftstellerinnen, Journalistinnen und Aktivistinnen hört man kaum. Dabei sind es genau diese ungehorsamen Töchter des Morgenlands, die unsere Unterstützung und Aufmerksamkeit am dringendsten nötig hätten. Sie warten vergeblich auf die Solidarität ihrer Geschlechtsgenossinnen im Westen, die den blutigen Ernst ihrer Lage entweder nicht sehen können und/oder wollen.“