„Es sind allesamt Amerikaner, die derzeit die Börsenwelt dominieren. Apple, Google, Microsoft – US-Konzerne belagern die ersten elf Plätze der größten Unternehmen weltweit. Dieses Konstrukt schien lange Zeit gefestigt. Doch ein Gigant könnte es nun durchbrechen: der saudi-arabische Ölriese Aramco. Dieser will voraussichtlich 2018 mit fünf Prozent seiner Anteile an die Börse – und könnte damit nicht nur zum größten Börsendebütanten aller Zeiten werden, sondern auch zum wertvollsten Unternehmen der Welt aufsteigen. (…)
Bei rund zwei Billionen US-Dollar setzt die staatseigene Ölgesellschaft ihre Unternehmensbewertung an. Liegen die Saudis damit richtig, würde Aramco rund 100 Milliarden Dollar einnehmen. Mit den Erlösen will sich der Wüstenstaat für die Zukunft wappnen. Weg vom Öl, hin zu grünen Energien. (…)
Allein bei den Berechnungen der Unternehmensbewertung klafft eine große Lücke. Im März preschte der saudische Prinz Mohammed bin-Salman mit einer Zahl vor – zwei Billionen Dollar. Seine Rechnung war einfach: Er nahm die Rohölreserven des Landes, rund 261 Milliarden Barrel, und berechnete ihren Wert mit einer simplen Formel. (…)
Zu den Zweiflern gehört auch Patrick Pouyanne, Chef des französischen Ölkonzerns Total. ‚Ich wusste nicht, dass der Wert eines Unternehmens an den Reserven des Unternehmens bemessen wird‘, erklärte er jüngst gegenüber Investoren. Man müsse weitere Faktoren berücksichtigen, bevor der tatsächliche Wert von Aramco genannt werden kann. Nach der Logik von Prinz bin-Salman müssten auch die anderen Akteure der Branche neu bewertet werden. Der Börsenwert des russischen Staatsunternehmens Rosneft wäre demnach mehr als viermal so hoch, der von Exxon Mobil nur halb so groß.“ (Laurin Meyer: „Der Zwei-Billionen-Bluff der saudischen Scheichs“)