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War da was?

Als im Jänner ein iranischer Atomwissenschaftler in Teheran durch die Explosion einer an seinem Wagen angebrachten Sprengladung ums Leben kam, berichteten österreichische Zeitungen ausführlich über diesen Anschlag. Seit Anfang dieser Woche werden wir nun Augenzeugen einer regelrechten Terrorserie gegen israelische Ziele. Der Unterschied in der Berichterstattung ist beachtlich.

Am Montag wurde bei einem Anschlag im indischen Neu Delhi eine Mitarbeiterin der israelischen Botschaft sowie der Fahrer des Autos schwer verletzt. Am gleichen Tag scheiterte ein Attentat auf den israelischen Botschafter in Georgien, weil der Chauffeur seines Wagens eine am Auto angebrachte Sprengladung rechtzeitig entdeckte. Israel machte sofort den Iran und seinen Handlanger, die libanesische Hisbollah, für die Angriffe verantwortlich.

Einen Tag wurde in der thailändischen Hauptstadt Bangkok ein Mann mit iranischem Pass festgenommen. Zuvor hatte er in einem Haus offenbar bei Hantieren mit Sprengladungen irrtümlich eine Explosion hervorgerufen. Bei dem anschließenden Fluchtversuch warf er zuerst eine Bombe auf einen Taxifahrer, der sich weigerte, den fliehenden Mann zu befördern, und wurde anschließend schwer verletzt, als eine auf die ihn verfolgende Polizei geworfene Bombe abprallte und vor seinen Füßen detonierte. Zumindest ein Komplize wurde am Flughafen von Bangkok festgenommen, als er sich ins Ausland absetzen wollte. Die thailändische Polizei geht davon aus, dass die Männer Anschläge auf israelische Diplomaten oder Einrichtungen geplant hatten. Erst knapp einen Monat zuvor war ein gebürtiger Libanese, der mit einem schwedischem Pass reiste, ebenfalls in Thailand festgenommen worden und hatte die Polizei zu einem Lagerraum geführt, in dem größere Mengen von Substanzen gefunden wurden, die für den Bau von Bomben verwendet werden können. Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei dem Mann um einen Terroristen der libanesischen Hisbollah handelt, der Anschläge auf israelische Ziele in Thailand plante. Zuletzt wurde bekannt, dass die Polizei in Singapur einen Mordanschlag auf den israelischen Verteidigungsminister Ehud Barak vereiteln konnte, der sich in dieser Woche auf Staatsbesuch im Land befand.

Wie berichteten nun österreichische Medien über diese Serie von Anschlägen und Anschlagsversuchen? Die Bilanz ist, gelinde gesagt, recht mager. Presse, Standard und mit Abstrichen der Kurier hielten ihre Leser auf dem Laufenden. Auf zwei andere Zeitungen trifft das allerdings nicht einmal ansatzweise zu: Die Kleine Zeitung hat es bis zum heutigen Tage verabsäumt, auch nur ein einziges Wort über all diese Vorgänge zu verlieren. In der Kronen Zeitung herrschte mehrere Tage lang ebenso absolutes Schweigen. Erst heute wurde über die Vorfälle in Thailand berichtet, die aber, wie mit der Überschrift „Dilettanten-Terroristen gefasst“ nahegelegt wird, eigentlich gar nicht so dramatisch waren. Abgesehen davon aber: kein Wort über die Attentate in Indien und Georgien, kein Wort über den verhinderten Mordanschlag von Singapur.

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