„‚Viele Untersuchungen zeigen, dass Rassismus gegen Muslime seit den 90er-Jahren kontinuierlich zugenommen hat‘, sagt Jürgen Micksch. Laut der Studie ‚Religionsmonitor‘ der Bertelsmann-Stiftung etwa nehmen 57 Prozent der deutschen Mehrheitsbevölkerung den Islam als Bedrohung wahr. 61 Prozent sind der Meinung, der Islam passe nicht in die westliche Welt. (…) Das Brisante ist nun, dass Micksch konkrete Akteure in der deutschen Gesellschaft benennt, die mit für den Rassismus gegen Muslime verantwortlich sein sollen: bestimmte Gruppen von Muslimen selbst. Unter Muslimen gebe es Gruppierungen, die verbreitete Vorurteile bestätigend aufgriffen und dadurch die öffentliche Debatte prägten. ‚Darüber hinaus haben manche Aleviten mit ihren Familien so schreckliche Erfahrungen in der Türkei gemacht, dass sie hier aggressiv auf Muslime reagieren und Debatten zum Beispiel in gewerkschaftlichen, politischen oder medialen Bereichen prägen.‘ In einem Unterpunkt macht er zudem Christen aus dem Nahen Osten für Islamfeindlichkeit hierzulande mitverantwortlich.
Aleviten, Kurden und orientalische Christen reagieren empört. ‚Ich sehe es als hochgradig problematisch an, die negative Haltung vieler Christen gegenüber dem Islam als Rassismus einzustufen‘, sagte Simon Jacob vom Zentralrat Orientalischer Christen. ‚Christen fliehen doch gerade aus muslimisch geprägten Regionen, weil sie dort gemäß der Auslegung einiger Strömungen in der islamischen Welt als Ungläubige und damit Menschen zweiter Klasse gelten.‘ (…) Auch Ali Ertan Toprak, Alevit und Vorsitzender der Kurdischen Gemeinde in Deutschland, kann die Aussagen Mickschs nicht nachvollziehen. ‚Hier wird die Argumentation der konservativen muslimischen Verbände übernommen‘, kritisiert Toprak. Es finde eine Täter-Opfer-Umkehrung statt. ‚Verfolgte Gruppierungen werden an den Pranger gestellt – und das im Namen des Antirassismus.‘ Man könne kaum noch etwas Islamkritisches sagen, ohne in die rechte Ecke gestellt zu werden, findet Toprak.“ (Freia Peters: „Ex-Pfarrer wirft Muslimen Islamfeindlichkeit vor“)