„Bislang konnte Assad darauf zählen, Iran und Russland gegeneinander auszuspielen, wenn es darum ging, Feuerpausen oder Verhandlungen zu hintertreiben. Doch im Zuge des Ringens um die Evakuierung der Rebellenviertel von Aleppo haben sich Teheran, Moskau und Ankara angenähert. Sollte die Türkei dem Erzfeind Saudi-Arabien den Rang als Schutzmacht der Sunniten ablaufen, wäre das auch im Interesse Teherans, das in der Vergangenheit örtliche Waffenstillstände mit Ankara aushandeln konnte. Dem syrischen Präsidenten dürfte diese Konstellation Unbehagen bereiten.
Syrien ist für das iranische Regime von deutlich größerer strategischer Bedeutung als für Putin. Iran hat viel Geld investiert und einen hohen Blutzoll entrichtet. Hier wird der Machtkampf mit Saudi-Arabien maßgeblich entschieden. Syrien grenzt an den Erzfeind Israel. Es soll fest eingegliedert werden in den schiitischen Machtblock, das Schattenreich der Revolutionsgarden, die dafür einen religiös aufgeladenen Feldzug in der ganzen Region führen. Und nicht nur die panschiitische Fremdenlegion ist ein Mittel dazu. Während Russland die Institutionen und regulären Streitkräfte stärken will, stellt Teheran Milizen auf, die zu einem loyalen Staat im Staat werden können. Iran arbeitet auch daran, die Bevölkerungsstruktur in strategisch wichtigen Regionen zu verändern. Dabei geht es etwa um den Korridor, über den Teheran die Hizbullah im Libanon mit Waffen versorgt. Sunniten werden vertrieben, Iraner erwerben über Mittelsmänner Grundstücke in der Hauptstadt. Die jüngste Finanzspritze für Damaskus war gekoppelt an Grundbesitz als Sicherheit.“ (Christoph Erhardt: „Nach dem Kuhhandel von Aleppo“)