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Schenkelklopfer-Humor

Sehr geehrte Presse-Redaktion,

in seinem Leserbrief zu Christian Ortners Kolumne vom letzten Freitag („Warum leben jüdische Kids genau dort, wo Raketen aus Gaza einschlagen“, Presse, 16. März. 2012) stellt Tarafa Baghajati eindringlich unter Beweis, dass man kein einziges „Faktum“ als gegeben hinnehmen sollte, das er als „Argument“ vorbringt.

Im Einzelnen:

1. Das „altbekannte Szenario“, von dem Baghajati spricht, beginnt nicht mit einer „gezielten Tötung“ durch die israelische Armee, sondern damit, dass ein Palästinenser beschließt, sein Leben dem Kampf gegen Israel und der Ermordung möglichst vieler Juden zu widmen, und zu diesem Zwecke einer der vielen zur Verfügung stehenden Terrororganisationen beitritt. Im Falle von Suheir al-Kaissi, der am 9. März bei einem gezielten Angriff der israelischen Armee ums Leben kam, handelte es sich um die „Volkswiderstandskomitees“. Seit einigen Monaten war al-Kaissi Generalsekretär dieser Gruppierung, die keinem anderen Zweck dient, als Terror gegen Israel auszuüben und möglichst viele Israelis zu ermorden. Er agierte als Verbindungsmann zur libanesischen Terrororganisation Hisbollah und war selbst an der Vorbereitung von Terroranschlägen beteiligt – so auch bei dem Anschlag im August letzten Jahres an der israelisch-ägyptischen Grenze nahe Eilat, bei dem acht Israelis getötet wurden.

2. Im Anschluss an die Tötung al-Kaissis feuerten nicht, wie Baghajati behauptet, „Militante … primitive Raketen auf Israel“, sondern schossen Terroristen der „Volkswiderstandskomitees“ und des „Palästinensischen Islamischen Djihad“ im Laufe von vier Tagen über 200 Raketen und andere Geschosse ab, die teilweise eine Reichweite von bis zu vierzig Kilometer erreichten. Jeder einzelne dieser Raketenabschüsse, die Baghajati zu verniedlichen versucht, als ob es sich nicht um tödliche Geschosse, sondern um harmlose Feuerwerkskörper handle, erfolgte einzig und allein in der Absicht, die rund eine Million in ihrer Reichweite lebenden Israelis zu terrorisieren und, wenn möglich, zu töten.

3. Die israelische Armee „bombardierte“ daraufhin nicht einfach Gaza, sondern unternahm insgesamt 37 äußerst präzise Luftangriffe auf Raketenabschusspositionen und Waffenlager.

4. Dass die „allermeisten“ der im Zuge der Kampfhandlungen ums Leben gekommenen oder verletzten Palästinenser „Zivilisten“ gewesen seien, ist frei erfunden. Ob Baghajati hier lügt, oder einfach nur grob verfälschende Propaganda wiedergibt, sei dahingestellt.

5. An keiner Stelle „stilisierte“ Christian Ortner den Sozialdemokraten Omar al-Rawi „krampfhaft zum Erzfeind des Judentums“. Vielmehr schrieb Ortner, dass al-Rawi ein „gern gesehener Gastredner bei Wiener Sympathiedemonstrationen für die Hamas“ sei. Wer den Redebeitrag al-Rawis bei der anti-israelischen Demonstration in Wien am 4. Juni 2010 gehört hat, in der er vor einer aufgepeitschten Menge schwor, er werde den Weg der auf der „Mavi Marmara“ getöteten Djihadisten fortsetzen, wird Ortners Einschätzung nur schwer widersprechen können.

6. Des „Schenkelklopfer“-Humors, den Baghajati Ortner attestiert, bedient er sich selbst, wenn er den Anspruch erhebt, für eine (bislang gut versteckte) „palästinensische … Friedensbewegung“ sowie „den Rest der Menschheit“ zu sprechen.

Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Florian Markl
Medienbeobachtungsstelle Naher Osten (MENA)

 

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