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ROHANIS VERSÖHNLICHE ZEICHEN?

Sehr geehrte Frau Koller,

in Ihrem gestrigen Bericht im Ö1-Mittagsjournal über den Kurs des neuen iranischen Präsidenten Hassan Rohani berichten Sie über Anzeichen für einen gemäßigten Kurs, den der Iran unter seinem neuen Präsidenten Hassan Rohani einschlagen könnte. Dazu ziehen Sie ein Interview heran, das Rohani kürzlich dem amerikanischen Fernsehsender NBC gegeben hat, und das ihn als pragmatischen und moderaten Politiker auszeichnen soll. Die so versuchte Untermauerung Ihrer Argumentation gelingt Ihnen jedoch nur dadurch, dass Sie zentrale Passagen des Interviews einfach verschweigen.

 

 

Als Beleg für den „neuen Kontext”, in dem Rohanis Äußerungen ihrer Einschätzung nach stehen, führen Sie den Stil an, in dem diese getätigt werden, und den Sie mit den Worten charakterisieren: „Und Rohani ist sichtlich bemüht, in seinen Äußerungen vom harten und rüden Konfrontationskurs, den sein Vorgänger Ahmadinejad gefahren hat, abzukehren”: so würde er u. a. „keine Hetze gegen Israel mehr” betreiben. Allerdings hat Rohani in dem in Frage stehenden Interview, und zwar exakt zwischen zwei von Ihnen im O-Ton wiedergegeben Passagen, Israel als eine „Besatzer- und Ursupatorenregierung” bezeichnet, „die den Menschen in der Region Unrecht antun” würde und die „Region mit ihrer kriegshetzerischen Politik in die Instabilität” gestürzt hätte.

Nun sind solche Worte durchaus weniger von offener Hetze geprägt als Ahamdinejads Drohungen, dass „Israel von der Landkarte getilgt” werden müsse; sie jedoch „als versöhnlich interpretierbare Signale”, die Rohani mit seinem Interview ausgesandt habe, verstehen zu wollen, gelingt offensichtlich auch Ihnen nicht: Warum sonst hätten Sie just diese Stelle des Interviews den Hörern des Mittagsjournals vorenthalten? Genauso übrigens wie jene Passage, in der sich Rohani, unter der fadenscheinigen Ausrede, er sei Politiker und kein Historiker, weigerte, der Reporterin eine Antwort auf die Frage zu geben, ob er seinem Vorgänger Mahmoud Ahmadinejad darin zustimme, dass der Holocaust ein Mythos sei.

Mit freundlichen Grüßen,
Mag. Alexander Gruber
Medienbeobachtungsstelle Naher Osten (MENA)

 

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